Freitag, 19. August 2011

Modehunde und vom Aussterben bedrohte Hunderassen – gibt es so etwas?

Ja, es gibt sie – die „Modehunde“. In den Zwanziger Jahren waren Russische Windhunde, wie Barsois der Modehund schlechthin. Gab es vor zehn, fünfzehn Jahren hierzulande einen regelrechten Boom an Golden Retrievern, so wurden diesen im Laufe der Jahre von den Labrador Retrievern gefühlsmäßig der Rang abgelaufen. Goldies und Labis sind zu recht immer noch sehr beliebt, aber auch der Labradoodle, als angeblich idealer Allergikerhund, ist stark im Kommen. Derzeit gibt es meiner Meinung nach auffallend viele Rhodesian Ridgebacks und bei den kleineren Rassen hat z. B. der Mops in den letzen Jahren ein starkes Comeback erfahren, vom Jack Russell Terrier ganz zu schweigen. Das sind alles tolle Hunderassen und es ist schön, wenn sich die guten Eigenschaften durchsetzen. Das hängt aber auch von verantwortungsvollen Züchtern ab.

Die mir bekannten Hunde dieser Rassen sind allesamt klasse und es gibt nur einige wenige, bei welchen Auswirkungen einer zu großen Nachfrage zu sehen waren – eine zu große Nachfrage hat manchmal leider ungute Effekte auf die Zucht. Wenn eine starke Nachfrage nach Welpen einer bestimmten (Mode-)Rasse herrscht, fühlen sich oft unseriöse und nur gewinnorientiert arbeitende Züchter bemüßigt, auf den fahrenden Zug aufzuspringen – es wird ohne Rücksicht auf Verhalten und eventuelle Erbkrankheiten geradezu „vermehrt“. Das kann längerfristig die Eigenschaften einer Rasse stark verändern. Die mir bekannten Hundehalter, die einen Hund einer „Moderasse“ erworben hatten, hatten zu 98 % gute Züchter ausgewählt und besitzen tolle Hunde. Nur ein paar wenige sind an Vermehrer geraten und hatten entsprechende Probleme mit ihren Tieren. 

Wer sind die beliebtesten Hunderassen in Deutschland? Laut Welpenstatistik des VDH führt die Liste immer noch der Deutsche Schäferhund, gefolgt vom Teckel, Dt. Drahthaar, Labi und Goldie an. Recht dürftig ist es bei Pekinesen und Settern und einigen anderen.

Seit einigen Jahren bin ich Mitglied in der GEH , der Gesellschaft zur Erhaltung gefährdeter Haustierrassen. Es gibt tatsächlich Hunderassen, die mehr oder weniger vom Aussterben bedroht sind. Die GEH hat eine Rote Liste erstellt. Es gibt mehrere Gefährdungskategorien, die Einteilung richtet sich nach dem Bestand an Tieren dieser Rasse.

In Deutschland sind dies in erster Linie:

Extrem gefährdet: Altdeutsche Hütehunde wie z. B. der Westerwälder Kuhhund  oder der Großspitz  – Hand aufs Herz, wann haben Sie das letzte Mal einen Mittel- oder Großspitz gesehen, vor allem einen aus einem schwarzen Farbschlag?

Stark gefährdet: Mittelspitz

Gefährdet sind: Gelbbacke, Schwarzer, Strobel, Fuchs, Tiger, Schafpudel, also auch Altdeutsche Hütehunde, der Deutsche Pinscher  und der Österreichische Pinscher – auch hier, überlegen Sie doch mal, wann Sie zuletzt einen Pinscher gesehen haben!

Auch Vieh-eV. , eine Initiative zur Erhaltung gefährdeter Nutztierrassen, gibt eine Liste mit Rassebeschreibungen heraus. Hier werden auch die gefährdeten Rassen anderer Nationen gelistet, wie zum Beispiel der Otterhound für Großbrittanien.
www.mydogneeds.com

Liebe Leser, wenn Sie sich überlegen, sich einen Hund anzuschaffen bzw. sich einen Zweithund zulegen möchten, so wäre es doch toll, wenn Sie auch gefährdete Rassen mit in Ihre Überlegung einbeziehen könnten.

Als unsere alte Hündin eingeschläfert werden musste, wollte ich mir einen Schafpudel anschaffen. Dummerweise gibt es nur sehr wenige Züchter und ich wollte partout eine Hündin, so dass ich nach einem Jahr Warteliste leider nur die Wahl zwischen verschiedenen Rüden hatte. Irgendwann einmal aber wird es eine nette Hündin geben, diese wird dann meine! 


Allerdings stellt ein Schafpudel oder eben ein Altdeutscher Hütehund im Allgemeinen auch ganz besondere Anforderungen an seinen Halter – hier gibt es im Grunde nur Hunde aus Arbeitslinien. Alle Border Collie- oder Australian Shepherd -Besitzer mit Hunden aus Arbeitslinien wissen jetzt, was das bedeutet….

Warum also nicht auch einmal ein bisschen in Richtung Großspitz überlegen? Als ehemalige Hof- und Wachhunde haben sie ausgeprägte Wacheigenschaften, aber generell sind Spitze tolle und schlaue Hunde. Und sie sind meines Erachtens auch sehr hübsch anzusehen.

Hier also ein Plädoyer für all die im Laufe der Zeit fast vergessenen Rassen – es wäre schön, wenn diese wieder mehr in Mode kämen! Hier kann, da es nur noch wenige Tiere gibt, auch nicht so einfach unkontrolliert und rücksichtslos „vermehrt“ werden.

Wann darf ich den ersten Großspitz oder Altdeutschen Hüter in der Welpengruppe begrüßen?

Foto: Kurt Stahl




Mittwoch, 10. August 2011

Rückmeldung

Hallo, wir sind wieder zu Hause!

Wir waren in

am

und hatten nette Nachbarn im Ferienhaus:

Schwätzchen über den Gartenzaun

Unsere Katzen fanden die Nachbarn nicht so toll:
Pluster!
Wir sind viel gewandert

waren oft am Meer,

 kurzzeitig wie Wikinger unterwegs




und sind sogar geritten.
Es war richtig schön!



Die Praxis für Verhaltenstherapie ist wieder besetzt und alle Kurse der Hundeschule "An der Leine"  werden wieder fortgeführt.



Montag, 18. Juli 2011

Spaziergang mit Hund - was man so alles erleben kann

Sie kennen das, der Hund muss raus und man begibt sich, mit den nötigen Utensilien bewaffnet, nach draußen, um eine Runde Gassi zu gehen. Manchmal ergeben sich in der täglichen Routine doch ganz besondere Erlebnisse, die so einen Hundespaziergang sehr „anregend“ machen.

Dieser Hund gehorcht irgendwie nicht....

Mal frisst der Hund bereits anverdaute und von irgendeinem Ferkel in die Büsche an der Sportanlage abgeladene Spaghetti Bolognese – oder noch schlimmer, diese sind nicht auf dem Weg durch den Mund, sondern über andere Körperöffnungen nach draußen gelangt (mein Hund hat eine DEUTLICHE Präferenz für menschliche Ausscheidungen, wenn es darum geht, sich zu wälzen……). Für das Wälzen genügen aber auch Misthäufen, tote Mäuse, tote und schön in fortgeschrittener Zersetzung befindliche Fische, Wildkot und andere stark „duftende“ Dinge als leckeres Eau de Mief. Natürlich sehr zu meiner Freude, da ich mit dem stinkenden Hund dann den Rückweg antreten muss und definitiv einen anderen Geschmack als der Hund habe, was Düfte betrifft. Wussten Sie, dass das Wälzen, wenn es gestartet ist, als angeborenes Verhalten kaum durch Kommandos zu unterbrechen ist? Es hilft meist nur ein Wegholen. Bis heute ist sich die Fachwelt nicht ganz schlüssig, aus welchen Gründen sich Hunde wälzen und es gibt mehrere Theorien dazu (Tarnung, dem Rudel zeigen, dass es Beute gibt, Attraktivität für Artgenossen durch Duft etc.).

Ein anderes Mal erwischt man ein Pärchen beim Schäferstündchen, stört ungewollt beim Knutschen oder der Hund findet ein lecker Kondom und möchte es fressen…..wohl dem, der über ein gut auftrainiertes Abbruchsignal verfügt! 
Für Leidgeprüfte gibt es ein Lied von Georg Ringsgwandl – auf bayerisch, sehr nett:
 „Am nächst´ n Tag, bei meinem Dauerlauf, mein Hund bleibt steh´n, wo is´ er?
Nein, was für Ideen er hat, der schnüffelt an einem Pariser.
Ja, du kleines Kautschuktüterl, was hast du mitgemacht,
ich möcht nicht wissen, wie's dich gebeutelt hat letzte Nacht.
Ja, du kleines Latextüterl, gleich wird mein Hund dich fressen,
erzähl noch schnell, was du erlebt hast letzte Nacht, das tät ich gern noch wissen.“ (Georg Ringsgwandl, Armes kleines Unterhoserl, Album „Der Gaudibursch vom Hindukusch“)

Die Sportler, die vor und nach der Joggingrunde ihre Dehn- und Stretchingübungen absolvieren, sind für viele Hunde ein ziemlich irritierender Anblick. Höchst interessiert an diesen sich ganz langsam und komisch bewegenden Menschen kann man als Hund manchmal gar nicht wegsehen, weil sich der Grund für die Verrenkungen dem Tier offenbar nicht erschließt – man kann es am entgeisterten Gesichtsausdruck des Hundes erkennen. Wie auch?

Kurzweil wird auch durch aufgebrachte Kräheneltern geboten, wenn man das Junge, das versteckt irgendwo sitzt, nicht sehen kann und man selbst völlig arglos seinen Weg geht. Mutti und Vati Krähe entschließen sich dann kurzerhand zu Sturmangriffen aus der Luft und sorgen für eine kurzfristige Blutdrucksteigerung beim ahnungslosen Hundebesitzer.

Immer wieder anregend sind auch Begegnungen mit Betrunkenen; nicht umsonst ist „der Betrunkene“ ein Element aus dem Wesenstest. Betrunkene finden sich manchmal sogar auf dem Fahrrad, besonders auf Feld- und Schleichwegen, weitab von Hauptstraßen und dem eventuellen Auftauchen der Polizei, aber eben dort, wo der Hundebesitzer noch seine Abendrunde absolvieren möchte. Im ungünstigsten Falle wird sich torkelnd angenähert und lallend um eine Zigarette gebeten – jetzt Hundehalter, zeige deine vielgepriesene Souveränität und bleibe ruhig und entspannt, willst du deinem Hund ein Leitbild sein…..

Spannend sind derzeit auch die Feldhasen, die – für den Hund völlig unverständlich – gerne mal AUF DEN Spaziergänger mit Hund ZU, statt wie normal, vom Mensch und Hund WEG zu laufen und in Abhängigkeit von der Windrichtung mitunter mehrfach angesprochen / angebrüllt werden müssen, bis sie bemerken, dass von vorne Gefahr droht. Potentielle Beute hat sich doch vom Jäger wegzubewegen und nicht auf ihn zu – das macht den Hund  völlig fertig – einfach ungefragt den Plan zu ändern, sehr irritierend……

Frühmorgens, halb acht, wunderbare Luft und man ist allein mit dem Hund auf weiter Flur. Der Weg führt an einem Waldstück entlang, ringsherum Felder, Vogelzwitschern, alles schön. Markerschütternd plötzlich hässliche Geräusche, die der im Adrenalinflash befindliche Hundebesitzer sofort als Hundegebell – vermutlich Tollwut oder sonstige Tobsucht – identifiziert. Hochgradig in Wallung wird überlegt, ob man jetzt die Polizei, den Förster, die Jagdaufsicht oder das Tierheim anrufen sollte. Horchen Sie bitte hier.
Da ist man wach, das kann ich Ihnen sagen!
Weiß denn der Spaziergänger, dass die Brunstzeit beim Rehwild von Juli bis August stattfindet und dass liebestolle Rehböcke sich anhören, wie wild gewordene Hunde?

Éin klassisches Erlebnis hatte ich vor vielen Jahren. In meinem Heimatort in Bayern habe ich des Öfteren einen armen Tankstellen-Wachhund ehrenamtlich ausgeführt. Seines Zeichens stattlicher, nicht kastrierter Staffordshire-Rüde war er unglücklicherweise nicht auf Artgenossen sozialisiert und entsprechend unverträglich. So schlich ich, entfernt von möglichen Hundekontakten, mit dem guten Burschen durch das Gelände - zur Risikominimierung, da es ja nicht mein eigener Hund war, natürlich angeleint. Eines Tages näherte sich auf der anderen Seite einer Wiese ein fröhlicher älterer Herr mit einem nicht angeleinten und offensichtlich nicht folgenden kleinen Dackel, der voller Tatendrang auf uns zustürmte. Geistesgegenwärtig versuchte ich, mit dem Staffi die Flucht anzutreten und hatte das Ganze in ein kleines Laufspiel verpackt, um den Hund nicht noch auf den Rennteckel aufmerksam zu machen. Nach einer Weile des Rennens, mit dem Dackel im Schlepptau – wir hatten schon gut Strecke gemacht - rief mir der Herr über die Wiese zu, sein Hund würde nichts tun und wolle nur spielen......  Manchmal kommt man sich vor, als wäre man im falschen Film. Die Situation ist gut ausgegangen, der Staffi und ich konnten „flüchten“, aber es ist mir ein Rätsel, wie der Herr zum Eindruck gelangt ist, dass wir ebenfalls spielen wollten, wenn der massige und zehn mal so große Staffi nicht von der Leine darf und der Hundeführer mit ihm wegläuft. Die klassische „Dertutnixderwillnurspielen“-Nummer. Ich möchte nicht wissen, wie dies wohl für einen Unbeteiligten ausgesehen haben muss.....

Mal sehen, was sich in den nächsten Wochen noch so ergibt, es wird nie langweilig!

So etwas trifft man heutzutage nicht mehr



Donnerstag, 7. Juli 2011

Neues zum "Hundeführerschein"

Die Tierärztekammer Niedersachsen hat neue Informationen zum Thema Niedersächsisches Gesetz zum Halten von Hunden auf der Homepage ausgestellt.

Hier klicken.

Hier wird als ein voraussichtliches Testverfahren zum Sachkundenachweis der D.O.Q.-Test 2.0 aufgeführt. Wer sich über diesen Sachkundenachweis informieren möchte, kann sich gerne an mich wenden.

Meine Hundeschule ist registriertes Testcenter für die theoretische und praktische Prüfung.
Kosten Theorie: computergestützt: 59,50€; papierbasiert 75,00€
Kosten Praktische Prüfung: 75,00€

Für Interessierte biete ich Vorbereitungskurse an, eine Prüfung ist natürlich auch ohne Kurs möglich. Die Prüfungstermine lege ich individuell nach Absprache mit Ihnen fest.


Noch ist offen, welche Prüfungsverfahren anerkannt werden; eine Entscheidung wird in der nächsten Zeit fallen.

Dienstag, 5. Juli 2011

Neues zur Sache mit der harten Hand

Im April hatte ich einen Blogeintrag zum Thema "harte Hand" in der Erziehung von Hunden und warum dies nicht funktioniert und tierschutzwidrig ist, geschrieben. Dieser Eintrag wird sehr oft gelesen; auch jetzt noch, drei Monate später.  Die Einstellung einiger Menschen, dass Hunde / Kinder / die Ehefrau etc. ab und zu mal ein wenig körperlich und mit härteren "Bandagen" angegangen werden müssen, um zu "spuren", wird wahrscheinlich immer Thema bleiben. Leider.

Ich habe einen Blogeintrag zum Thema "Alpha-Rolle" gefunden, der mir aus der Seele spricht und den ich nicht vorenthalten möchte. Wohlgemerkt, der Artikel stammt von Polizeihunde-Trainern!

Zitat: "Use your superior human brain to work out what could have happened to make your dog feel threatened by your presence or something you did. Then work out a way to stop your dog feeling like that."

Genau, nutzen Sie Ihr hochspezialisiertes menschliches Gehirn, um zu überlegen, was Ihren Hund bedroht hat und arbeiten Sie effizient dagegen an, statt Ihre Arme, Fäuste oder Beine zu benutzen. Eben dieses Gehirn und dessen Fähigkeiten macht uns Menschen (sollte man meinen) überlegen. Diejenigen, die körperlich werden müssen, haben keine anderen Argumente und sind am Ende der Fahnenstange angekommen. Wie armselig.....
Das gilt übrigens auch für die neuerdings wieder populäreren Ohne-Lob und Belohnung-Methoden, die dann mit "Warnlauten", "körperlichen Einschränkungen" und "taktilen Signalen" arbeiten. Das sind Euphemismen für Anbölken, Blockieren und Schubsen, Zwicken und Stossen der Hunde. Rechtfertigung hierfür sei, dass Hunde dies ja ebenfalls untereinander auch so machen würden. Ja, mag sein, aber es sind die in der Situation unsicheren Hunde, die so körperlich werden - ein sicherer Hund hätte ein Anrempeln oder Körpereinsatz gar nicht nötig. Zudem bekommen wir Menschen vor Aktionen des Hundes von dessen Körpersprache oft gar nichts mit und sind, ehrlich gesagt, meist ganz bescheiden im Timing. Besteht eine gute und klare Beziehung zum Hund, so reichen leise Ansprachen völlig aus - falls es nur laut oder körperlich funktioniert, liegt in genau dieser Beziehung "Mensch-Hund" das Problem und muss geklärt werden, aber eben keinesfalls in Konfliktsituationen und mit Körpereinsatz, sondern im Alltag mit klaren und eindeutigen Regeln!

Bitte lesen und verinnerlichen! Hier klicken: Positive Police Dogs
Wahre und gut gewählte Worte, welchen es nichts hinzuzufügen gibt!

Ich rolle mich, weil ich es will!

Hund und Urlaub – was ist die beste Lösung und worauf ist allgemein zu achten?


Die Ferien stehen an und für viele Hundebesitzer stellt sich nun die Frage, was mit dem Hund geschehen soll, wenn die Familie verreist. Mitnehmen oder zu Hause lassen? Was ist besser?

Die meisten Hundehalter haben diese Frage schon vor einiger Zeit bei der Buchung der Urlaubsreise erörtert. Sehr kurzfristige Entscheidungen sind oft zum Scheitern verurteilt, falls der Hund nicht mit auf Reisen gehen soll. Die Tierpensionen sind voll, die befreundeten Betreuer sind selbst verreist und der Hund kennt andere Umgebungen oder Betreuungspersonen nicht. Die Probleme sind vorprogrammiert….
Spontanreisen sind mit Hund auch oft nicht möglich, da man vor Ort dann nach einer Unterkunft, die Hunde zulässt, suchen muss und dann aus allen Wolken fällt, wenn es keine Möglichkeiten für den Hund gibt.

Was sollte bei den einzelnen Möglichkeiten berücksichtigt werden?

a)       Der Hund darf mit auf die Reise

Foto: weltweit.urlaub.de
Nach den Ergebnissen meiner Dissertation  ist dies bei Hunden die bessere Lösung, um Verhaltensveränderungen zu vermeiden.
Verhaltensänderungen im Zusammenhang mit Urlaubsreisen oder mit anderweitiger Betreuung, während die Familie verreist war, waren nach meinen Untersuchungen generell deutlich mit einem ängstlichen Wesen des Tieres korreliert.

Im Jahr der Untersuchung hatten mehr als zwei Drittel aller Hundebesitzer ihren Hund mit auf die Urlaubsreise genommen, von diesen Hundebesitzern empfanden über 60% die Reise als unproblematisch und erholsam. 24 % der Hundehalter hatten kleinere Probleme, die jedoch zu meistern waren (Nervosität des Hundes, reduzierte Futteraufnahme).
Gründe, den Hund nicht mitzunehmen, waren vornehmlich geplante Flugreisen (Flugtransporte führten nach meinen Untersuchungen übrigens sehr häufig zu Verhaltensveränderungen – besser keinen Flugtransport, wenn es vermeidbar ist).

Wichtig wäre, wenn der Hund mit in den Urlaub genommen werden soll, dass der Hundehalter in seiner Verantwortung für das Tier die Reise entsprechend sorgfältig plant und auch nach den Bedürfnissen seines Hundes ausrichtet.

Hierzu gehören neben der Wahl eines geeigneten Urlaubsortes, einer geeigneten Unterkunft und einer geeigneten Reiseart (kein Trekking durch die Wüste o.ä.) vor allem Informationen zu Einreisebedingungen und einem Tierarztbesuch (Impfung, Chip, Prophylaxe von reiserelevanten und landestypischen Infektionskrankheiten und Parasitosen, Pheromonhalsbänder oder Zerstäuber für Fahrt und neue Umgebung).
Weiterhin sind in der Planung die Wahl des entsprechenden Transportmittels und die eventuelle medikamentelle Beeinflussung des Transports sowie die Gewöhnung an das Fahrzeug bzw. die Box, Informationen zu klimatischen Verhältnissen und die Besonderheiten der Thermoregulation bei Hunden zu berücksichtigen (Hunde können nicht schwitzen, sie kühlen sich durch Konvektion beim Hecheln – bestehen hohe Temperaturen und gleichzeitig eine hohe Luftfeuchtigkeit, kann der Hund nicht mehr hecheln bzw. sich kühlen, besonders heftig im Sommer im Auto).

Futtermittel sollten prinzipiell mitgeführt werden, damit eine Ernährungsumstellung umgangen werden kann (Vermeidung von Durchfällen). Der Schlafkorb oder die gewohnte Decke sollten ebenfalls mitgenommen werden, um die Anpassung an die neuen Gegebenheiten zu erleichtern.

Achtung: Hunde dürfen in der Regel nur auf speziellen Hundestränden toben; bei Sightseeing-Aktivitäten und in Restaurants können Hunde oft nicht mitgeführt werden. Die Vorschriften zu Leinen- und Maulkorbpflichten (das Tragen eines Maulkorbs sollte unbedingt vorher in kleinen Schritten antrainiert werden) des jeweiligen Urlaubslandes sollten beachtet werden.
Vorsicht am Strand – führen Sie Trinkwasser mit und sorgen Sie für Schatten. Bei langen Autofahrten sind entsprechende Pausen einzulegen.

Diese allerwichtigsten Aspekte sollten auf jeden Fall bereits in die Reiseplanung mit einbezogen worden sein.
Ihr Tierarzt stellt Ihnen auch bestimmt gerne eine Reiseapotheke für den Hund zusammen.

b)       der Hund bleibt im Heimatland



Ein Drittel der Hundehalter aus meiner damaligen Untersuchung hatte den Hund nicht mitgeführt. Fast die Hälfte dieser Hunde wurde bei Freunden oder Bekannten und Verwandten für die Dauer der Reise der Besitzer untergebracht. An zweiter Stelle stand die Versorgung durch Tierpensionen, weitere Möglichkeiten bestanden in der Unterbringung im Tierheim als Pensionshund, aber auch beim Züchter (einige Züchter bieten diesen Service an). Leider hatte sich nur ein Drittel der Urlauber, die den Hund nicht mitgenommen hatten, vorher genauer über die Unterbringungsmöglichkeiten im Heimatland informiert und diese auch besucht oder sich einen Eindruck verschafft.
Bei über zwei Drittel der in Deutschland verbliebenen Hunde ergaben sich nach der Rückkehr der Besitzer keinerlei Auffälligkeiten im Verhalten.
Ein Viertel der nicht mitgenommenen Hunde waren über zirka zehn Tage verstört, bei einem Fünftel aller im Heimatland verbliebenen Hunde gab es nach der Rückkehr Probleme mit dem Grundgehorsam (das kennen wir ja alle, kaum trainiert man mal eine Woche nicht, hat man wieder gut zu tun…..). Bedeutend war, dass fast ein Fünftel der Hunde, die nicht mitgenommen wurden und Verhaltensauffälligkeiten zeigten, eine Trennungsangst entwickelten. Weitere Adaptationsprobleme ergaben sich durch Depression und Hemmung sowie deutlich reduzierte Futteraufnahme (für zirka vier Tage) bei rund einem Zehntel der Hunde.
Körperliche Erkrankungen zeigten sich durch Durchfall und Erbrechen, Husten und Ohrentzündungen.

Auch wenn der Hund nicht mit in den Urlaub fährt, sollte ein tierärztlicher Check vor der Abreise der Familie erfolgen. Eventuell muss die Impfung aufgefrischt werden (in Tierpensionen herrscht oft ein hoher Infektionsdruck), der Hund muss entwurmt werden oder benötigt Medikamente, die die Betreuer verabreichen müssen.
Ganz wichtig ist, dass bereits längere Zeit vor der Reise die alternative Betreuungsmöglichkeit ausprobiert und getestet werden sollte. Der Hund sollte, wenn er von Bekannten oder Verwandten versorgt wird, Gelegenheit haben, diese Personen und die Gegebenheiten in der neuen Umgebung vorher kennen zu lernen und auch einmal für einige Zeit ohne seine Besitzer dort bleiben dürfen – einfach, um zu sehen, ob es gut klappt und wie die Betreuung mit dem Hund klar kommt. Die Betreuungspersonen sollten natürlich auch die Eigenheiten des Hundes kennen. Besonders gut ist es, wenn die Urlaubs“vertretung“ den gewohnten Tagesablauf des Hundes und die Fütterungszeiten beibehält.

Tierpensionen oder Tierheim-Pensionsplätze sollten unbedingt vorher getestet und besucht werden. Achtung, wenn Sie nicht in die Anlage dürfen, stimmt in der Regel etwas nicht. Sie sollten alles genau ansehen dürfen und das Personal sollte auf Ihre Fragen offen und ehrlich antworten. Bitte achten Sie auf den Abschluss eines korrekten Pflegevertrags!

Geben Sie Ihrem Hund die gewohnte Decke und das Körbchen sowie sein reguläres Futter mit. Sie können die Umstellung auch durch Pheromone (z. B. D.A.P. – Halsbänder oder Zerstäuber) erleichtern.

Abschließend lässt sich sagen, dass man Hunde besser auf eine gut geplante und auch auf die Bedürfnisse des Hundes ausgerichtete Reise mitnehmen sollte. Da Hunde hochgradig an das Zusammenleben mit uns Menschen angepasst sind und jeder Hund sein eigenes kleines „Rudel“ hat, ist das Mitnehmen die bessere Lösung, wenn Verhaltensprobleme vermieden werden sollten. Bleibt der Hund zurück, so sollte dies frühzeitig in der Planung berücksichtigt werden, da auch hier Vorbereitungen zu treffen sind.

Vroni darf dieses Jahr zum ersten Mal mit uns verreisen, wir sind gespannt, wie es wird! Ich freue mich über Berichte, wie Ihr Hund Ihre Urlaubszeit überstanden hat, ob er mit in den Urlaub durfte oder zu Hause versorgt wurde.

Für alle, die in wärmere Regionen verreisen, hier noch Informationen zu „Tropenkrankheiten“ im Ausland  und zum Sticker-Sarkom

Viel Spaß in der Ferienzeit!


Freitag, 17. Juni 2011

Was ist beim Spiel unter Hunden zu beachten?

Dieser Punkt ist häufig Thema in unserer Welpengruppe in Laatzen. Ich möchte Ihnen für Ihren Alltag einen kurzen Überblick zum Thema Spielen für jugendliche und erwachsene Hunde, aber auch für Welpen geben (das Welpenspiel ist meist leichter zu kontrollieren und Sie können hier gute Grundlagen für spätere Spielbegegnungen in anderen Entwicklungsstufen schaffen).

Das Spiel mit Artgenossen hat bei den meisten (sozialisierten) Hunden einen sehr hohen Stellenwert und ist für den Hund sehr motivierend und belohnend (intrinsische Belohnung). Wenn zu bestimmten Gelegenheiten ein Spiel ohne Leine möglich ist, sollte Ihr Hund mit anderen Hunden toben dürfen. Allerdings sollten dabei gewisse Regeln beachtet werden und Ihr Hund sollte auch im oder aus dem Spiel kontrollierbar sein. Auf Spielphasen sollten unbedingt Entspannungsphasen folgen, möglichst noch in der Spielgruppe oder beim Anblick der Spielpartner. Dazu später mehr.

Rennspiel mit "Ressource", hier ein kleiner Ast

Zunächst noch ein paar wichtige Worte: nicht jeder Hund möchte unbedingt spielen und nicht jeder Hund möchte mit allen anderen Hunden spielen. Das sollte respektiert werden. Wir Menschen kommen auch nicht mit jedem anderen Menschen gut aus und sind nicht jedermanns Freund.
Manche Hunde haben nie gelernt, zu spielen und haben somit auch kein Interesse am Spiel mit Artgenossen - Gelegenheiten zum Spiel mit anderen Hunden sind hier keine Motivation, sondern eher Situationen, denen man entkommen möchte oder die ein Erstarren und Stillhalten, bis „der Kelch an einem vorübergegangen ist“, auslösen.
Ältere Hunde mit Schmerzen im Bewegungsapparat assoziieren die Schmerzen oft mit Spiel, so dass hier regelrecht ruppige Abwehrreaktionen stattfinden können. Hunde mit Schmerzen, wie auch alle anderen Hunde, sollten nie zum Spiel gezwungen werden.
Oft möchte ein Hund nur mit bestimmten Hunden spielen. Auch dies gilt es zu respektieren. Es gibt Hunde, die freuen sich über jeden anderen Hundekumpanen, aber manche haben eben nur auserwählte „Freunde“, mit welchen sie Spaß haben. Das ist völlig in Ordnung.
Manche Hunde sind sehr ängstlich und können die Spielpartner nicht richtig einschätzen. Angst hemmt das Spiel, so dass bei ängstlichen Hunden zu Beginn immer nur ein Spielpartner, der sehr ruhig und entspannt ist und die Spielregeln gut kennt, zur Verfügung stehen sollte.

Wie können Sie erkennen, dass Ihr Hund Spaß hat und welche Regeln sind zu beachten?

Zunächst sollten Sie darauf achten, dass auf eine Spielphase (die bitte nicht zu lange und zu intensiv sein sollte) auch eine Entspannungsphase folgen sollte. Diese Entspannung ist idealerweise ungefähr zweimal so lange, wie die Spielphase war. Wichtig hierbei ist, dass die Spielkumpel oder aber das (falls Sie ohne andere Hunde alleine mit Ihrem Hund gespielt haben) benutzte Spielzeug möglichst von Ihrem Hund gesehen werden, damit Ihr Hund lernen kann, auch  trotz eines solch intensiven Reizes zu entspannen und locker zu lassen. Das verhindert, dass Ihr Hund einen spezifischen Erregunszustand erlernt – erlernte Erregung wird meist durch den Anblick von Hunden oder Spielzeugen ausgelöst. Wer von uns kennt nicht mindestens einen ballfixierten Hund, der beim Anblick des Lieblingsspielzeugs „Ball“ kaum noch ansprechbar und hocherregt ist? Wenn ein Objekt so wichtig wird, kommt es eventuell irgendwann zur Ressourcenverteidigung. Und ein Objekt sollte doch nicht wichtiger sein, als der Mensch oder die Artgenossen.
Entspannen kann man Hunde mit erlernten Berührungssignalen zur Entspannung, aber auch durch Kauen oder ruhige Futtersuche auf Signal. Im einfachsten Fall bleiben Sie mit Ihrem Hund (angeleint) in der Situation, ignorieren unangemessenes Verhalten, wie winseln oder zappeln und loben das Ruhigwerden, am besten auch in sehr ruhiger Art und Weise. Besteht eine gute Bindung und Kommunikation mit dem Hund, so können auch kleine Tricks oder Gehorsamsübungen auf niedrigem Level entspannend sein. Natürlich trifft dies nicht auf traditionelles, negativ verstärkendes oder mit Strafen oder Anbrüllen verbundenes Training zu.

Sie können eine Spieleinheit mit Ihnen oder mit den Hundefreunden auch gut als Belohnung einsetzen. Hierbei sollten Sie bereits bei der Annäherung an die Hundewiese oder die wartenden Kumpels z. B. Leinenführigkeit von Ihrem Hund fordern, dann Ihren Hund absitzen lassen, ihn ableinen und erst losschicken, wenn Sie vorher noch einen Blick vom Hund erhalten haben. Lassen Sie Ihren Hund immer von der Leine, sobald andere Hunde auftauchen, so werden diese zum Signal für „mein Besitzer ist nicht mehr wichtig“. Bringen Sie sich vorher bitte noch mal in das Bewusstsein Ihres Hundes, fordern Sie etwas und belohnen Sie dann mit der Erlaubnis zum Spielen. Oftmals klappt dies zu Beginn nur in größerer Distanz oder Sie drehen ein paar Schritte um, konzentrieren Ihren Hund und geben ihm eine neue Chance. Klappt es nicht, waren Sie vermutlich zu nah oder hatten in der Zeit vorher nie Wert auf das Feedback Ihres Hundes gelegt. Dann sollten Sie versuchen, solch ein „Erlaubnisritual“ aufzubauen. Gehen Sie noch weiter weg und versuchen Sie es erneut – klappt es gar nicht, sollte der Hund dann auch nicht spielen dürfen oder Sie versuchen für den Anfang nur ein Sitz oder einen Blick Ihres Hundes auf Sie zu erreichen. Irgendwann einmal sollte Ihr Hund jedoch erst auf Ihre Erlaubnis hin zu den Kumpels laufen und vor allem erst dann, wenn er gezeigt hat, dass Sie wichtig für ihn sind. Die Königsdisziplin wäre in diesem Falle, wenn Sie die Leine abmachen können und Ihr Hund unangeleint im Sitz noch wartet, bis er von Ihnen das Kommando zum Loslaufen bekommt bzw. er ein paar Schritte ohne Leine neben Ihnen gegangen ist und dann das Signal zur Belohnung bekommt. Geben Sie Ihrem Hund die Zeit, das zu lernen und fordern Sie nicht zu schnell zu viel.

Wie erkennen Sie, dass Ihr Hund noch spielt oder es bereits ernst wird?

Es ist wichtig, zu wissen, dass das Spiel mit Artgenossen manchmal entgleisen kann und dann kein Spiel mehr ist. Insbesondere dann, wenn das Spiel zu lange dauert, die Spielpartner nicht zusammenpassen oder ein Spielpartner wenig gebremst und somit sehr grob spielt, kann Spiel aus dem Ruder laufen. Zudem ist wichtig, dass Spielen nicht zu lange dauert und dass die Hunde sich immer wieder selbst unterbrechen (durch Wechsel, durch Laufen, durch Liegen und Wechsel im Ausdruck) bzw. der Hundehalter einschreitet, wenn das Spiel zu eskalieren droht – besser weit vorher und nicht, wenn es bereits ausufert….jeder Spielpartner sollte Spaß an diesem Spiel haben; wenn ein Hund ständig geduckt flüchtet, dann hat dieser Spielpartner definitiv keine Freude am „Spiel“ und die Besitzer sollten einschreiten.

Spiel können Sie erkennen, wenn folgendes beobachtet werden kann:
- jugendliche und erwachsene Verhaltensreaktionen im Wechsel
- Spiel findet ohne Ernstbezug statt – nicht zweckgebunden
- Spiel ist nie mit Angst verbunden – dies gilt für jeden am Spiel beteiligten Hund
- es sind Spielsignale zu beobachten (Spielbogen – Vorderkörpertiefstellung, Spielgesicht – viel Weiß in den Augen, überzogene Mimik und Lautäußerungen, Bewegungs“luxus“)
- Wechsel im Ausdruck, Wechsel der Rollen (Laufspiele, Balgen)
- Übertriebene Bewegungen (Springen, hüpfen, Schwanzhaltung gebogen oder S-förmig, ausuferndes Rennen mit fliegenden Gliedmaßen)
- Mischung verschiedener Ausdrucksweisen und -formen sowie deren schneller Wechsel

Bitte zwingen Sie Ihren Hund nicht zum Spiel. Und wichtig zu wissen ist auch, dass Hunde immer situations- und ortsbezogen reagieren, das heißt, Sie sollten nicht davon ausgehen, dass Hunde, die sich generell verstehen, immer und in jeder Situation gut miteinander auskommen (z.B. zwei „befreundete“ Rüden, eine Hündin kommt dazu, zwei ressourcenbetonte Hunde haben nur einen Ball oder Stock).
Behalten Sie Ihren Hund immer im Auge, achten Sie auf Spiellücken oder kurze Pausen im Spiel und versuchen Sie hier, Ihren Hund herauszurufen. Klappt es, sollten Sie feste loben und den Hund zur Belohnung wieder zurücklassen.
In „freier“ Wildbahn gibt es meist Strukturen, wie Büsche oder Bäume, die das Spiel auf natürliche Weise immer wieder sanft unterbrechen – das ist gut so.

Sie können vor dem Spiel schon versuchen, Ihren eignenen Hund oder den sich annähernden Hund zu „lesen“, um zu sehen, ob sich hier ein Spiel entwickeln könnte. Keine guten Anzeichen sind folgende Körpersprachesignale:
● direkte frontale Annäherung mit Anstarren
● Anspannung des Hundes mit langsamen Bewegungen, Versteifung, stelzender Gang mit  durchgestreckten Beinen und hoch erhobener Rute (die ebenfalls relativ unbeweglich ist)
● bei Erreichen des anderen Hundes den Kopf oder die Pfote auf die Schultern des Gegenübers zu legen oder diesen zu blockieren (quer oder parallel)
● wenn ein Hund das Beschnüffeln der Analregion wiederholt abwehrt und der andere  aufdringlich wird
● Anspringen, vorspringen und ablegen / lauern mit Blickfixation
● direktes frontales Anbellen oder Knurren

Hier wird sich kein Spiel entwickeln – brechen Sie ab und holen Sie Ihren Hund aus der Situation, auch wenn Ihr Hund derjenige ist, der sich wie oben beschrieben benimmt!

Zum Spiel selbst ist zu sagen, dass es ganz verschiedene Spielarten (z. B. Jage- und Rennspiele, Ringerspiele, Beiß- und Raufspiele) und auch unterschiedliche Spieltypen bei Hunden gibt (z. B. Rempler, Ringer, Jäger, Läufer etc.).
Die Spielpartner sollten harmonieren und größenmäßig und sollten von der Kraft und Ausdauer her gut zueinander passen. Aber auch große Hunde können sehr gut mit kleinen Hunden spielen.
Bitte beobachten Sie die Hunde gut und achten Sie immer auf deren Körpersprache.

Wann wird Spielverhalten kritisch ?

Bei einem ausgeglichenen Spiel finden Sie Rollentausch zwischen den Hunden und die Hunde beenden die einzelnen „Unterspiele“ immer wieder selbständig zwischendurch. Die Spielpartner sind entspannt bzw. positiv angespannt und nicht übererregt. Es kann spielerisches Knurren oder Fixieren sowie Ringen und Balgen auftreten, sogar kurzes Aufreiten, aber es findet immer ein Wechsel in den Aktionen statt bzw. die Hunde wechseln sich ab und verharren nicht zu lange im Verhalten. Diese Form des Spiels ist völlig in Ordnung, achten Sie aber weiterhin auf die spielenden Hunde.

Kritisch wird es, wenn ein Spielpartner eine der folgenden Verhaltensweisen zeigt: er dreht den Kopf weg,  züngelt, hat die Rückenhaare aufgerichtet, schüttelt sich häufig. Ein Spielpartner steht länger über dem anderen , das Spiel wird einseitig, es kommt zur Versteifung und Erstarren eines Hundes, es wird für längere Zeit mit Blick fixiert, ein Spielpartner gähnt oder pfötelt häufig; ein Spielparter wird ständig auf den Boden gedrückt, ein Spielpartner zeigt Meideverhalten und versucht, dem Spiel zu entkommen, anhaltendes Bellen, zu grobes Spiel mit ausweichen und meiden eines Spielpartners, ständiges Belauern, häufiges Aufreiten.
Hier sollten Sie vorgewarnt sein, es könnte eskalieren. Lösen Sie das Spiel besser auf, rufen Sie die Hunde ab und sorgen Sie für eine Entspannung.

Ein sofortiger Abbruch wird nötig, wenn die Hunde bzw. ein Hund einen anderen Hund häufig abschirmt oder blockiert und den Weg abschneidet – hier häufig mit steifbeinigem Gang, ein Spielpartner versteift sich oder friert in der Bewegung ein, die Hunde richten sich für längere Zeit vertikal auf, haben eine „Bürste“, ein Hund zeigt Meideverhalten, wenn er fixiert wird oder wenn der Spielpartner sich versteift; wenn ein Hund einen anderen Hund mehr oder weniger „trietzt“ oder „piesackt“, also immer wieder kleine, meist immer gröbere Attacken startet. Abbrechen sollten Sie ach, wenn ein Hund deutliche Stress- oder Angstzeichen zeigt oder das Erregungslevel der Hunde ist zu hochgefahren ist, das Spiel ist zu grob oder zu hart, ein Hund äußert Schmerzen oder flüchtet zu Ihnen; Kopf und Kinn eines Hundes werden länger auf die Schulter eines anderen Hundes gedrückt.

Körpersprachlich sehen Sie, wenn ein Hund sehr erregt ist, häufig einen geschlossenen, angespannten Kiefer sowie erweiterte, schwarze Pupillen. Der ängstliche Hund macht sich klein, weicht aus, meidet oder flüchtet.

Sie sollten die Hunde aus dem Spiel herausholen, abrufen, wenn es möglich ist, eventuell  um die Hunde herum oder hindurch gehen, einen „Sicheren Hafen“ für Ihren ängstlichen Hund bilden (in die Hocke gehen) und den ängstlichen Hund bitte nie zurückschicken!
Deutliche Sichtzeichen helfen Ihrem Hund, Sie wahrzunehmen, winken Sie oder hüpfen Sie, schwenken Sie Ihre Jacke. Im Idealfall gehen beide oder alle Hundebesitzer hin und holen ihren Hund ab, wenn das Abrufen nicht mehr möglich ist – besser rechtzeitig abholen, als dass das „Spiel“ in einen Kampf eskaliert. Brüllen und schreien fördert eine Eskalation! Bitte nicht in eine solche Situation hineinbrüllen.

Ich hoffe , dass Ihr Hund entsprechende Spielpartner hat, mit welchen er harmonisch toben und spielen kann – es ist sehr wichtig für ihn.