Soll man sich in der kalten Jahreszeit einen Welpen anschaffen? Ja, warum nicht!
Es gibt ein paar Gründe, die dafür sprechen, einen Welpen aus einem Herbst- oder Winterwurf in die Familie zu holen.
Die meisten Hundebesitzer erwerben ihre Welpen im Frühjahr, Sommer und Herbst. Argumentiert wird mit dem Training zur Stubenreinheit. Gut, es ist definitiv so, dass man, bis der Welpe stubenrein ist, ab und zu überstürzt nach draußen muss – dies ist unbestritten im Sommer einfacher. Allerdings lernt ein Winterwelpe schneller, sich auch bei schlechtem Wetter rasch zu lösen und hat so gegenüber einem Welpen aus dem Sommer einen Vorsprung. Es gibt viele Hunde, die sich, wenn sie es nicht kennen gelernt haben, ungern und erst nach langem Zögern bei schlechtem Wetter, Schnee oder Regen lösen. Ein Winterhund kennt diese Zustände von Anfang an und wird viel weniger Probleme haben.
Für den Welpenbesitzer empfiehlt sich allerdings, warme Schlupfstiefel und Daunenmantel bereit zu halten, damit man auch im Winter schnell nach draußen kommt (zur Not mit Pyjama unter dem Mantel). Es ist sehr wichtig, auch im Winter die Stubenreinheit zu fördern und für jedes auch noch so kleine Geschäft nach draußen zu gehen. Ein Antrainieren einer Zimmertoilette (Zeitungspapier, Kiste oder ähnliches) verlängert und erschwert den Prozess des Sauberwerdens sehr stark und kann unter Umständen dazu führen, dass der Hund erst sehr spät oder nie richtig stubenrein wird. Das Anziehen der Winterkleidung, um nach draußen zu gehen, ist also ein kleiner Nachteil, wenn ein Welpe im Winter erworben wird. Den kleinen Nachteil hat allerdings der Hundebesitzer und nicht der Hund…..
Ein weiterer Vorteil ist, dass dem Welpen in den Wintermonaten nach jedem Spaziergang höchstwahrscheinlich die Pfoten abgetrocknet werden und der Kleine so ganz häufig „Handlingsübungen“ und Berührungen erfährt. Das ist ideal, denn so gewöhnt sich der Welpe daran, dass ein Angefasst-werden oder Abgerubbelt-werden etwas Angenehmes sein kann (wenn angemessenes Verhalten entsprechend belohnt wird) und wird sich später bei Manipulationen und Berührungen nicht aufregen müssen.
Im Hinblick auf Sozialisierungsprozesse findet ein Winterwelpe ideale Zustände vor: er lernt viele nette, aber „vermummte“ und eingepackte Menschen kennen; Menschen mit dicker Kleidung und Winterstiefeln, die sich anders bewegen als mit leichten Sommersandalen. Oft werden Mützen und Regenschirme getragen, raschelnde Überjacken flattern im Wind, der Boden knirscht unter den Schritten – alles Erfahrungen, die man als junger Hund machen sollte. Zudem ist es im Winter meist sehr früh dunkel, so dass die Kombi „ungewöhnliche aussehender Mensch – dunkel“ hier gleich gut trainiert werden kann. Viele Hunde sind in der Dämmerung und im Dunkeln unsicher. Der Welpe aus einem Herbst- oder Winterwurf lernt es gar nicht anders kennen und kann gerade solche Erfahrungen eventuell noch in der sensiblen Phase machen. Er erfährt innerhalb dieses wichtigen Zeitrahmens, dass es in der Dunkelheit nicht unbedingt gefährlicher ist. Das ist ein Vorteil, denn die Dämmerung macht vielen Hunden Probleme. Besorgen Sie sich für die Sicherheit im Winter ein Leuchthalsband oder einen Leuchtanhänger für Ihren Hund, damit er auch im Dunkeln gesehen werden kann.
Lange Spaziergänge sind, wie Sie alle wissen, mit einem Welpen sowieso noch nicht möglich. Die kleinen, aber häufigen Welpenrunden kann der kleine Hund auch bei Eis und Schnee bewältigen; sogar etwas größere Runden sind drin, wenn es nicht gleichzeitig regnet, eiskalt und windig ist. Im Frühjahr, wenn richtig große Spaziergänge möglich sind, die Sonne scheint und alle voller Tatendrang stecken, ist der Kleine schon ein Junghund und wahrscheinlich zu allen Schandtaten bereit. Ein Frühjahrswelpe kann Sie leider nicht auf große Runden begleiten, der Winterhund schon. Im Sommer sind dann schon Wanderungen und ausgedehnte Trainingsspaziergänge möglich.
Im Winter passiert meist noch etwas sehr Wichtiges: Der Kleine kann nicht stundenlang im Garten „abgestellt“ oder einfach auf der Hundewiese mit anderen Hunden zum Laufen geschickt werden, so dass sich der bemühte Hundebesitzer während des Winters viele Gedanken dazu macht, wie er den Welpen auch bei schlechtem Wetter geistig auslasten kann. Das ist toll, denn im Sommer scheint es einfach zu sein: man geht einfach zur Hundewiese, wo sich andere Hunde befinden und lässt den Hund mitlaufen. Der Welpe, der im Winter groß wird, lernt gleich von Anfang an, dass der Besitzer viel, viel toller ist als alle anderen Hunde, denn Herrchen oder Frauchen initiiert Spaß und Aktionen und sorgt für Beschäftigung und gemeinschaftliche Aktionen. Wunderbar, dann fällt alles weitere Training viel, viel leichter, wenn die Bindung durch Denkspiele und Aktionen auf der Basis positiver Verstärkung so intensiv aufgebaut wird. Da hat es mancher Hundebesitzer, der sich nicht so um den kleinen Hund bemüht hat, etwas schwerer. Zusätzlich fehlt dem Sommerhund im Winter noch die gewohnte „Beschäftigung“ durch Toben mit anderen Hunden – man trifft nicht mehr so viele Hunde. Oft zeigen sich dann erst die Versäumnisse.
Auch die Spaziergänge mit dem Welpen im Winter werden mit viel Bewegung und Aktionen abgehalten, damit der Kleine nicht abkühlt. Das ist toll, denn wenn nur getrottet wird, kann ein Hund schnell unterfordert sein und sich interessantere Beschäftigungen suchen. Das Wild ist im Winter viel besser zu sehen, hier kann gleich trainiert werden, dass das Auftauchen von Wild nicht bedeutet, gleich hinterher rennen zu dürfen. Ideale Übungsverhältnisse, bei welchen Sie z. B. unsere Antijagdübungen aus dem Welpenkurs einsetzen und trainieren können. Apropos Welpenkurs und Welpengruppe: wir trainieren das ganze Jahr über, Sie sind auch im Winter herzlich willkommen. Die Stunden werden so gestaltet, dass die Kleinen nach Möglichkeit nicht frieren. Im Winter gibt es bei uns jahreszeitspezifische Sonderthemen, Übungen und wichtige Tipps für die kalte Jahreszeit.
Für alle Aktionen in der Kälte ist wichtig: viel bewegen, danach abrubbeln und wärmen – im Notfall nehmen Sie einfach ein Handtuch mit. Die Kombination Kälte – Nässe – Wind kann zur Auskühlung und im schlimmsten Fall zu Erfrierungen führen, bei solchen Witterungsverhältnissen lieber nicht zu lange draußen bleiben. Die bei solchem Wetter verkürzte Aktivität draußen kann dann innerhalb des Hauses durch Denk- und Lernspiele wieder ausgeglichen werden. Für Rassen ohne Unterwolle empfiehlt sich entsprechende „Hundekleidung“; ansonsten ist bei ausreichender Bewegung kein Einpacken des Welpen nötig, da die Welpenaktionen sowieso nicht stundenlang abgehalten werden sollten. Am Straßenrand empfiehlt sich, zunächst ein „Steh“ statt eines „Sitz“ zu trainieren. Das „Steh“ wiederum brauchen Sie dann zu Hause zum Abtrocknen des Hundes – viele Gelegenheiten, um zu lernen.
Die meisten Hunde lieben den Schnee und ein Winterwelpe noch viel mehr, da er Schnee von Anfang an kennen lernen darf.
Übrigens ist der alte Mythos, im Herbst oder Winter geborene Hunde- oder Katzenwelpen („Herbstkätzchen“) seien infektanfälliger, heutzutage nicht mehr haltbar. Natürlich gilt dies nur, wenn Sie ein wenig auf Ihren Hund Acht geben.
Deshalb: es gibt keinen triftigen Grund, mit der Welpenanschaffung bis zum Frühjahr zu warten! Hündinnen sind bezüglich des Zyklus asaisonal, das bedeutet, dass sie das ganze Jahr über läufig werden und Welpen haben können (im Gegensatz zu Wildtieren, die spezielle Fortplanzungsphasen haben, z. B. Füchse im Januar, Februar). Es gibt also das ganze Jahr über Welpen.
Noch einige Tipps für die kalte Jahreszeit, egal, ob Welpe oder erwachsener Hund:
- Zum Schutz vor Streusalz und Kälte sollten die Ballen des Hundes vor dem Spaziergang mit Melkfett oder Vaseline – etwas sehr Fettiges – eingerieben werden. Streusalz kann Beschwerden an den Pfoten erzeugen, besser ist es, dem durch Vaseline vorzubeugen.
- Hunden mit starker Behaarung kann das Fell zwischen den Ballen und Zehen ein wenig gekürzt werden. So gibt es keine Eisklumpen unter den Pfoten. Wenn der Hund auf dem Spaziergang plötzlich stehen bleibt und nicht mehr weiter will, sehen Sie nach, ob sich ein Eisklumpen unter der Pfote gebildet hat. Diese können meist gut zerdrückt werden und der Hund kann wieder laufen.
- Nach dem Spaziergang sollten Sie das an den Pfoten angesammelte Schnee-Eis-Salz-Gemisch mit einem Handtuch oder bei gefrorenen Klumpen mit lauwarmem Wasser entfernen.
- Wenn es früher dunkel wird, empfehlen sich reflektierende Halsbänder, Leinen oder Geschirre oder Leuchthalsbänder bzw. Blinkies, die am Halsband befestigt werden können. So ist Ihr Hund besser zu sehen. Eine Flexileine kann im Dunkeln übrigens nicht erkannt werden – es besteht Verletzungsgefahr für Passanten, Radfahrer und andere Hunde!
- Bei großer Kälte sollten Sie lange Spaziergänge meiden, lieber einen großen Rundgang auf viele kleine Runden aufteilen, so dass Ihr Hund nicht durchfrieren kann. Auf dem Spaziergang selbst ist es wichtig, dass der Hund sich viel bewegt. Langes Warten oder Verbleiben in Eis und Schnee ohne Bewegung sollte vor allem, wenn es zusätzlich nass und windig ist, vermieden werden. Beobachten Sie Ihren Hund und brechen Sie den Spaziergang lieber ab, wenn Ihr Hund den Eindruck macht, er würde frieren. Auch im Auto sollte Ihr Hund im Winter nicht lange warten müssen.
- Lassen Sie Ihren Hund bitte nicht auf Eisflächen – er könnte einbrechen. Vorsicht mit Ballspielen oder anderen wilden Aktivitäten auf gefrorenen Böden, es besteht Verletzungsgefahr für den Hund.
Und: Vorsicht mit dem Yeti!!
Beware of Yeti!! |
Super geschrieben und alles entspricht der Wahrheit.
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