In den letzten Tagen bin ich sehr fasziniert von Temple Grandin. Temple Grandin ist Autistin und Dozentin für Tierwissenschaften an der Colorado State University. Sie entwickelt Viehhaltungsmethoden und Verbesserungen für Schlachtanlagen und gilt als Spezialistin auf dem Gebiet der Verhaltensbiologie für Nutztiere und im Bezug auf Autismus.
Temple Grandin musste die Kommunikation mit Menschen mühsam erlernen, wohingegen sie zu Tieren sofort einen Bezug herstellen konnte. Sie beschreibt die gleiche Denkweise bei Tieren und bei ihr selbst als „Denken in Bildern“; viele Tiere denken in „Gerüchen“ oder in „Berührungsempfindlichkeiten“. Ein eindrucksvolles Interview kann hier nachgelesen werden.
Temple Grandin unterscheidet in Anlehnung an Panksepp (1999) bei (Flucht-)Tieren vier Hauptemotionen: Angst/Furcht, Wut, Panik / Trennungsangst und so genanntes Seeking, also Suchen (Neugierde, Motivation), welches über den Botenstoff Dopamin und unter Beteiligung des Nucleus accumbens im Gehirn abläuft. Dieser ist unser „Vergnügungscenter“ im Gehirn. Auch Neugierde stellt also einen starken Motivator dar, wenn das Tier selbständig entscheiden darf, das Objekt oder die Person zu untersuchen bzw. Kontakt aufzunehmen – ein erzwungener Kontakt bewirkt das Gegenteil.
Zum Lernen bei Tieren sagt Temple Grandin, dass Tiere vornehmlich über Assoziationen, genauer visuelle Assoziationen, aber auch über Assoziation mit Orten und Situationen lernen.
Das kennen wir aus unserem Training in der Hundeschule, ich habe die visuellen Assoziationen schon sehr oft in den Kursen beschrieben. Außerdem hat ein Training nur sonntags auf dem Trainingsplatz wenig Sinn - Kommandos und Übungen sollten hauptsächlich außerhalb des Trainingsplatzes an verschiedenen Orten durchgeführt und trainiert werden, damit sie überall funktionieren können.
Ich freue mich auf den Film über Temple Grandins Leben, der im Sommer erscheint. Bis dahin muss ihr Vortrag bei den TED Talks reichen:
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