Montag, 13. Februar 2012

Älterer Hund - wie verändert sich sein Verhalten?

Die FAZ schrieb erst vor kurzem, dass die Hälfte aller in Deutschland gehaltenen Haustiere im „Rentenalter“ sei. Heutzutage sind Hunde und Katzen viel mehr Sozialpartner, die „Nutzung“ hat sich geändert, so dass die Tierhalter sich stärker um die medizinische Versorgung ihrer Schützlinge kümmern als früher. Die Haustiere werden älter.
Hunde erreichen ein durchschnittliches Alter von 10 bis 16 Jahren. Hier gibt es natürlich individuelle Unterschiede, diese sind wiederum abhängig von genetischen Faktoren und der Umwelt (Haltung, Ernährung, Bewegung, Sozialkontakte, Pflege).
Gerade bei den größeren Hunderassen und - mischungen sind die Tiere ab einem Alter von sechs bis acht Jahren bereits bei den „Senioren“ einzuordnen. Kleinere Hunderassen werden meist etwas älter, eine Hundebesitzerin berichtete mir erst kürzlich von einem ihrer Hunde, er ist stolze 19 Jahre alt geworden!
Erste Alterserscheinungen können aber bereits auftreten, wenn man noch gar nicht damit rechnet, einen „Hundesenior“ an der Leine zu führen.

Was verändert sich mit zunehmendem Alter?

Die auftretenden Veränderungen bei alternden Hunden sind denen des Menschen nicht unähnlich.
Die Sinnesorgane lassen nach, Hunde sehen und hören schlechter, auch der Geruchssinn lässt nach. Beim Gehör ist durch die nachlassende Elastizität des Trommelfells insbesondere das Richtungshören betroffen. Die Orientierung wird schlechter, zusätzlich noch durch die meist schlechteren Sehfähigkeiten verstärkt. Auch bei Hunden gibt es altersbedingte Augenleiden.
Der Stoffwechsel verlangsamt zusehends, die Auswirkungen betreffen auch.hormonelle Vorgänge, wie z. B. in der Schilddrüse. Die Organfunktionen verändern sich ebenfalls, auch hier läuft alles ein wenig langsamer. Herz und Kreislaufapparat sind nicht mehr so leistungsfähig, Leber und Niere werden nach und nach in der Funktion beeinträchtigt. Die Abwehrkräfte nehmen ab, ältere Tiere sind infektanfälliger.
Knochen und der Bewegungsapparat können in Mitleidenschaft gezogen werden, die Gelenke werden zusehends steifer, was für Probleme beim Aufstehen, aber auch bei längeren Bewegungen sorgt. In höherem Alter steigt die Neigung zur Entwicklung von Tumoren, Diabetes, Arthrosen, Spondylosen, Hüftproblemen und Inkontinenz. Ältere, unkastrierte Hündinnen haben ein zirka 25% iges Risiko, an einer Pyometra, also einer Gebärmuttervereiterung zu erkranken; unkastrierte Rüden können Probleme mit der Prostata entwickeln.
Die Zähne werden schlechter, harte Leckerli und hartes Futter können nicht mehr gut gekaut werden - eine regelmäßige Kontrolle der Zähne ist wichtig, schlechte Zähne können zu Appetitlosigkeit führen. Die älteren Hunde haben einen gesteigerten Bedarf an hochwertigem, leicht verdaulichem Eiweiß (aber keinen erhöhten Bedarf an Eiweiß generell!) und einen verringerten Bedarf an Phosphor; meist ist wieder eine Verfütterung mehrerer kleiner Portionen, über den Tag verteilt, angebracht. Zur altersgerechten Ernährung kann Sie Ihr Tierarzt kompetent beraten.


Wie verändert sich das Verhalten des alternden Hundes?

Bei einem älteren Hund müssen die organischen Veränderungen mit bedacht werden, wenn das Verhalten betrachtet wird.
In der Regel sind ältere Hunde ruhiger, sie schlafen mehr und sind nicht mehr so aktiv wie in jüngeren Jahren. Zum Spielen und toben sind sie seltener und dann meist auch nur für kurze Zeit zu animieren. Sie bewegen sich langsamer, manchmal gibt es „Anlaufprobleme“, die Belastungsfähigkeit nimmt ab, Hunde können nicht mehr ohne Planung auf umfangreiche Aktivitäten mitgenommen werden – sie brauchen mehr Pausen und können nicht mehr so lange mithalten. Große Hitze oder extreme Kälte werden nicht mehr so gut vertragen.

Das Verhalten älterer Hunde wird beeinflusst durch:
-       nachlassende Sinnesleistungen: durch schlechteres Sehen, Hören und Riechen können Angst, Unsicherheit und Schreckhaftigkeit zunehmen; die Hunde reagieren eventuell stärker auf Annäherungen und Berührungen; bei manchen Hunden verstärken sich vorhandene Ängste.
-         reduzierte Anpassungsfähigkeit: Veränderungen im gewohnten Umfeld werden nicht mehr so leicht verarbeitet, ältere Hunde vertragen soziale oder strukturelle Veränderungen nicht mehr gut und können Probleme entwickeln (familiäre Neuzugänge – menschliche und tierische, Veränderung in den Arbeitszeiten der Besitzer, Urlaub, Änderungen des Tagesablaufs, der Fütterungszeiten, der Spaziergänge etc.). Sie kommen mit Veränderungen nicht mehr gut zurecht, was z.B. im Rahmen der Urlaubsplanung von Bedeutung ist – egal, ob der Hund mitgenommen wird, oder ob er zu Hause betreut wird.
-         nachlassende Stubenreinheit: durch die nachlassende Elastizität des Gewebes leidet die Sauberkeit, es können „Missgeschicke“ passieren.
-         Die Hunde werden insgesamt unsicherer und somit eventuell reaktiver.
- Verzögerte Verstoffwechselung: der veränderte Leber-, Nieren- und Hormonstoffwechsel kann zu verzögerter Ausscheidung von Stoffwechselprodukten des Körpers führen, dadurch können – teilweise extreme – Verhaltensveränderungen auftreten, wie z. B. Aggression. Plötzliche starke Verhaltensveränderungen geben meist Hinweise auf organische Probleme, hierzu sollte schnell ein tierärztlicher Verhaltenstherapeut und der Haustierarzt konsultiert werden.
-         Neurologische Probleme können zunehmen.
-         Auch bei Hunden kommt es zu Verkalkungen und Ablagerungen im Gewebe, auch im Gehirnbereich, ältere Hunde lernen etwas langsamer und sind zusätzlich körperlich oft nicht in der Lage, bestimmte Signale länger zu halten (z. B. ein – für Hunde generell eigentlich recht unbequemes – längeres Sitzen). Die Konzentrationsfähigkeit lässt nach, die Trainingseinheiten sollten kürzer gehalten werden.
-      Manche Hunde entwickeln eine so genannte kognitive Dysfunktion. Diese Erkrankung ist teilweise vergleichbar mit der Alzheimer-Erkrankung und Demenz beim Menschen – die ersten Anzeichen sind oft nur subtil vorhanden.
-       Anzeichen einer kognitiven Dysfunktion: Desorientiertheit, die Tiere finden Ausgänge nicht; Veränderungen in den Tagesaktivitäten und Routine; „Vergessen“ von vor kurzem ausgeübten Aktionen und erneute Durchführung (z.B. wieder vor dem Futternapf warten, obwohl die Mahlzeit erst vor fünf Minuten gefressen wurde), neue und ungewohnte Reaktionen auf Bekanntes, kein Wiedererkennen von Bekanntem, Veränderung im Sozialverhalten gegenüber Menschen und Hunden (Aggression, Ablehnung), Verwirrung, zielloses Umhergehen, Regression (Auftreten kindlicher Verhaltensweisen, z.B. Beißeln), zwanghafte Wiederholung bestimmter Verhaltensweisen (z.B. anhaltendes, gleichförmiges Bellen), Vergessen einfacher Kommandos.
-       Schmerzassoziierte Aggression und hierdurch Distanzierungsverhalten gegenüber Hunden oder Menschen.

Was sollte beachtet werden, wenn der Hund älter wird?

Wie auch beim Menschen sind regelmäßige tierärztliche Kontrollen von Wichtigkeit – viele Alterserscheinungen können behandelt und / oder im Voranschreiten verlangsamt werden! Besuchen Sie Ihren Tierarzt in regelmäßigen Abständen, damit schnell eingegriffen werden kann. Zur altersgerechten Ernährung kann Sie Ihr Tierarzt ebenfalls beraten.

Sorgen Sie für regelmäßige Bewegung und körperliche Fitness, aber überlasten Sie Ihren Hund nicht. Langsame Bewegungen auf sicherem Gelände, kleine Aufgaben und leichte Übungen sind eine gute Beschäftigungsmöglichkeit. Meiden Sie starke Belastungen durch hohe oder sehr niedrige Außentemperaturen und zu weite Strecken. Auch bei Hunden gibt es „Kreislaufwetter“ – Wetterumschläge werden oft schlechter vertragen und belasten das Herz-Kreislauf-System.

Auch geistig sollten Sie Ihren Begleiter unbedingt weiter fördern. Üben Sie kleine und einfache (körperlich gut zu bewältigende) Tricks ein, trainieren Sie in kurzen Einheiten bekannte oder neue Kommandos und nehmen Sie es Ihrem Hund nicht übel, wenn er Aufgaben nur langsam oder manchmal gar nicht mehr lösen kann. In solchen Fällen sollten Sie immer mit einer einfachen Übung zum Abschluss kommen, um Ihren Hund nicht zu frustrieren – sensible Hunde oder Hunde mit einem starken „will to please“ können sonst stark belastet werden.
Da der Geruchssinn meist relativ lange erhalten bleibt, freuen sich die Senioren immer über ruhige Nasenarbeit und Suchaufgaben, diese fördern ebenfalls die geistige Rege. Bei Suchspielen können Sie auf geruchsintensivere Suchobjekte zugreifen, um es dem alten Freund etwas einfacher zu machen. Achtung beim Belohnen, bitte keine zu salzigen Leckerbissen benutzen, sie belasten die Niere und somit das Herz.

Sanfte Massagen und Berührungen, sofern Ihr Hund keine Schmerzen oder Probleme mit körperlichen Berührungen hat, sind eine schöne Ergänzung zum Trainingsprogramm. Regelmäßige Streicheleinheiten werden ebenfalls gerne angenommen und können mit sanften und vorsichtigen Pflegemaßnahmen kombiniert werden.

Auch ältere Hunde können neue Tricks lernen und in Gruppenkursen oder einzeln trainiert werden, die meisten Hunde blühen regelrecht auf, wenn Sie geistig angeregt werden. Alle Hunde brauchen „Jobs“, im Idealfall sagen Sie Ihrem Hund, was er tun kann und berücksichtigen die Besonderheiten (und die meist liebenswerten Schrulligkeiten) Ihres „Kumpels“. Machen Sie Ihren Begleiter glücklich und halten Sie ihn geistig rege.
Gemütlich zu zweit
Unsere alte Hündin Nellie hat bis ins hohe Alter von fast 14 Jahren immer gerne gelernt, auch neue Tricks konnten umgesetzt werden. Die Spaziergänge wurden kürzer und gemütlicher (aber ich konnte einen Kaffee mitnehmen!), Spielaufforderungen anderer Hunde wurden immer nur kurz erwidert und längeres Sitzen ging nicht mehr (deshalb habe ich stattdessen immer das Signal zur Ablage gegeben). Insgesamt schien sie aber immer glücklich zu sein und ich bin dankbar, dass sie uns so lange und so treu begleitet hat. 





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