Donnerstag, 29. März 2012

Wie lernen Hunde - wie trainiere ich richtig?


Lernen ist eine Reaktion eines Lebewesens, die dazu führen soll, bestimmte Situationen so optimal wie möglich zu gestalten (also mit dem größten individuellen Nutzen für das Lebewesen) – es ist im engeren Sinne immer eine Anpassung an Gegebenheiten, die durch Verhalten und Verhaltensveränderungen erreicht wird. Lebewesen lernen nicht, um anderen zu gefallen, sondern immer nur für sich selbst! Wer zum Thema Motivation genauer nachlesen möchte, kann dies hier tun.

Lernen findet immer statt, in jedem Moment des Lebens – Voraussetzungen sind bei den meisten Hunden gegeben: Gehirn, Augen, Ohren, Nase und andere Sinnesorgane sowie Muskulatur, um das Verhalten auszuführen. Wie wir Menschen lernen Hunde auch außerhalb gezielter Trainingssituationen, das Gehirn kennt kein „stand by“. Allerdings ist, um die neuen Informationen zu speichern und auch zu verarbeiten, immer ein Wechsel zwischen Wiederholungen und Pausen notwendig – nur dann kann die Information in das Langzeitgedächtnis „rutschen“ und durch die Wiederholungen an unterschiedlichen Orten und Zeiten gefestigt werden.


Wichtig ist generell, dass ein Hund auf Signal immer nur dasjenige Verhalten zeigen kann, das wir ihm beigebracht haben. Dass ein Hund sich so benimmt, wie wir es gerne hätten und ohne, dass wir ihn gelehrt haben, was in dieser bestimmten Situation angebracht oder erfolgsversprechend ist, ist leider Wunschdenken – Hunde bleiben Hunde, können nur wie Hunde wahrnehmen und reagieren, sie können keine Gedanken lesen und haben keine Moralvorstellungen.

Bitte halten Sie sich immer vor Augen, dass Hunde nicht über ein Sprachzentrum wie wir Menschen verfügen und dass Hunde kein Wortverständnis besitzen. Ich sage gerne, dass Hunde kein Deutsch können – damit ist gemeint, dass Hunde unsere gesprochene Sprache nicht wie wir Menschen verstehen – Worte haben für Hunde primär keine Bedeutung. Jetzt werden Sie vermutlich denken, dass die Hunde doch Kommandos befolgen können – ja, aber diese einzelnen Signale hat man (hoffentlich) sorgfältig konditioniert, sie sind mit einer Signalwirkung, wie z.B. bei uns eine rote Ampel, verbunden. Ein Wortverständnis selbst liegt nicht vor, es ist vielmehr eine Reiz-Reaktionskoppelung, die nur dann zum Erfolg für den Hund führt, wenn er das richtige Verhalten auf dieses Signal hin zeigt. Dies muss der Hund jedoch erst erlernen – dazu komme ich später. Es hilft also nicht, den Hund mit Kommandos anzubrüllen, wenn wir uns nicht die Zeit genommen haben, dem Hund beizubringen, was das Kommando bedeutet, sondern sorgt nur für Angst und Stress beim Hund. So kann er nicht lernen! 

Traurig, aber wahr (aus Sicht des Hundes):
 


Neurobiologisch kommt es im Gehirn bei Lernprozessen zu zahlreichen komplexen Verschaltungen zwischen Nervenzellen, -bahnen und Kontaktstellen und zur Beteiligung von Gehirnbotenstoffen und eventuell Hormonen etc. Es kommt also zu einem Umbau von Strukturen, Lernen findet statt.


Hunde lernen auf mehrere Arten:

1.      Die Habituation  oder Gewöhnung

Wenn ein Reiz keine Folgen hat bzw. auf diesen Reiz keine Konsequenz folgt (egal, ob angenehm oder unangenehm), so wird sich der Hund an diesen Reiz gewöhnen und diesem speziellen Reiz keine weitere Beachtung mehr schenken. Gewöhnung ist also ein stetes Nachlassen einer Antwort auf einen Reiz, der (in diesem Falle nicht überlebensbedrohende) Reiz wird „überhört“ und dieses hat keine weiteren Konsequenzen. Habituation findet meist auf unbelebte Umweltreize hin statt – würde der Hund jedes Mal auf das laufende Radio oder auf den laufenden Fernseher reagieren, käme es rasch zur Reizüberflutung. Auch wir Menschen sind an Umgebungsreize gewöhnt. Es wäre fatal, wenn jeder Reiz zu einer Wahrnehmung bzw. Reaktion führen würde – wir (und auch die Hunde) würden wahnsinnig werden. Deshalb ist Habituation gut und notwendig, sie ist eine Sparmaßnahme des Gehirns und findet ohne direkte bewusste Wahrnehmung statt (und ist durch den Hund selbst nicht zu steuern). Natürlich dürfen die Reize für eine Gewöhnung nicht allzu auffällig sein oder gar als bedrohlich wahrgenommen werden und sie müssen häufig und wiederholt präsentiert werden (im Idealfall unterhalb der Reaktionsschwelle).
Vorsicht, ein Hund kann sich auch an ständig wiederholte Kommandos gewöhnen (erlernte Irrelevanz), wenn diese Kommandos zum stetigen Hintergeräusch werden oder ständig wiederholt werden, ohne dass das entsprechende Verhalten oder eine Konsequenz (hiermit ist nicht STRAFE gemeint!) folgt. Prädestiniert hierfür ist der Rückruf – in meiner Hundeschule legen wir immer besonderen Wert auf einen korrekten und sicheren Rückrufaufbau - ohne gelernte Irrelevanz.

2.      Die Sensibilisierung

Bei einer Sensibilisierung kommt es nicht zu einer Gewöhnung an einen Reiz. Das Individuum hat diesen Reiz als bedrohlich oder gefährlich eingestuft – die Reizantwort wird verstärkt, es kommt eben nicht zur Gewöhnung, sondern meistens zu Angstreaktionen. Auch primär neutrale Reize können in einer als äußerst unangenehmen oder Angst auslösenden Situation so verknüpft werden, dass sie zu übersteigerten Reizantworten führen. Dieser Prozess findet nicht willentlich statt und ist vom Hund selbst nicht zu beeinflussen. Meist liegen erhöhte Erregungslagen vor, so dass das Lernen in solchen Situationen stark eingeschränkt ist. Ein Grund, weshalb ich externe Termine in sehr stressreicher Umgebung (Bahnhof, Zoo, Stadt) in der Welpengruppe, also in den für Sensibilisierung besonders empfindlichen Entwicklungsphasen, vermeide.  Meines Erachtens ist der Hundehalter immer besser beraten, die Gewöhnung an Umgebungsreize ganz individuell für seinen eigenen Welpen in seinem eigenen Alltag in kurzen Einheiten umzusetzen. In einer Welpengruppe ist das Risiko einer Sensibilisierung bei einer Reizüberflutung, die ja bei Terminen im Stadtgebiet schnell vorliegt, sehr hoch und das Training rutscht leicht in den Bereich des „floodings“ ab.

3.      Klassische Konditionierung

Kennen Sie Pawlow? Nobelpreis 1904?
Bei der klassischen Konditionierung kommt es zu einer Assoziation von Auslösereizen mit vom Hund / Lebewesen nicht bewusst zu steuernden Reaktionen (i.d.R. Reflexe) oder Emotionen. Verknüpfungsfördernd wirkt einzig die enge zeitliche Koppelung des vormals neutralen Reizes mit einem angeborenen oder reflexauslösenden Reiz, so dass der ursprünglich neutrale Reiz dann nach einigen Wiederholungen auch den Reflex oder die Emotion auslösen kann. Emotionen können somit ebenfalls klassisch konditioniert werden, auch negative Emotionen! Alle Personen, deren Hunde leinenaggressiv sind, sollten daran denken, dass der Anblick des anderen Hundes nach einigen Wiederholungen zum Auslöser einer extremen negativen Emotion werden kann, wenn die Hunde mit Körperlichkeiten und Strafen für das unangemessene Verhalten „gearbeitet“ werden – „immer, wenn ein anderer Hund kommt, tut es mir weh“…. Die klassische Konditionierung wird schnell verallgemeinert (orts- und situationsungebunden) und läuft ebenfalls nicht bewusst oder gezielt vom Lebewesen steuerbar ab.

4.      Instrumentelle Konditionierung

Die instrumentelle Konditionierung ist eine Art des Lernens, bei welchem das Lebewesen den Verlauf der Situation durch sein bewusst eingesetztes und gesteuertes Verhalten beeinflussen kann, es hat also Handlungsmöglichkeiten. Ein Verhalten kann gezeigt werden, oder auch nicht – dies ist immer abhängig von den Konsequenzen, die das Verhalten bislang hatte. Wer genauer nachlesen will, sehe unter Thorndike oder Skinner  nach.

Was der Hund hierbei lernt, wird nach der Zahl der Wiederholungen und nach der persönlichen Empfindung des Erfolges, welchen die Handlung hatte, gespeichert – bringt die Handlung Vorteile oder hat sie Freude bereitet, so wird der Hund das Verhalten wieder zeigen bzw. die Handlung häufiger ausführen. War die Konsequenz eine negative, so wird das Verhalten seltener gezeigt. Das meiste Lernen bei Hunden findet auf dem Wege der instrumentellen Konditionierung, also über Versuch und Irrtum statt. Wir Menschen können bei unseren Hunden das Verhalten gezielt verändern, indem wir die Folgen, die das Verhalten des Hundes hat, über den Einsatz von Verstärkern oder Strafen beeinflussen.

Eine Belohung ist, wenn wir dem Verhalten des Hundes in engem zeitlichen Zusammenhang:
  • etwas Angenehmes hinzufügen (=positive Verstärkung)  (Leckerli, Zuwendung, Spiel und vieles mehr. Übrigens kann nur der Hund entscheiden, was für ihn belohnend ist, das ist nicht immer deckungsgleich mit dem, was wir denken…)
  • etwas Unangenehmes entfernen (=negative Verstärkung),  der Hund verspürt Erleichterung – dies würde funktionieren, aber wir müssten die Hunde zunächst in eine Situation bringen, die so unangenehm ist, dass über das Auflösen der Situation und negative Verstärkung gearbeitet werden müsste – diese Form der Verstärkung kann nur angewendet werden, wenn der Hund sich vorher sehr schlecht fühlt und ist keine Basis für ein gutes Training und erfolgreiches Lernen (wie z. B. im Constructional Aggression Treatment, was ist wohl die vorherrschende Emotion? Pawlow ist immer mit dabei!)
Eine Bestrafung ist, wenn wir dem Verhalten des Hundes in engem zeitlichen Zusammenhang:
  • etwas Unangenehmes hinzufügen (+ Strafe), z.B. Schimpfen, Schlagen, Zwicken,  Rucken an der Leine, Kneifen etc. (der Hund lernt hierbei NICHT, was er stattdessen tun soll, sondern nur (wenn man Glück hat, lernt er überhaupt, da Lernblockade durch Angst), was er nicht tun soll. Diese Art der Arbeit belastet die Vertrauensbasis stark und ist bei einer guten Bindung des Hundes auch überhaupt nicht nötig – bitte nicht, Strafen können zur Gegenaggression führen, müssen immer stärker werden und Fehler im Timing sind hier fatal!) Es ist schon interessant, mit welchen beschönigenden Begriffen so manche Hundetrainer für den schlichten Einsatz von Aversiva arbeiten, z. B. „Arrete“ für einen Leinenruck oder Begrifflichkeiten wie Harmonie im Zusammenhang mit Kneifen und Zwicken (= Strafe) und negativer Verstärkung (Strafe hört auf)…es ist unglaublich!
  • etwas Angenehmes wegnehmen (- Strafe), z.B. unsere Aufmerksamkeit durch das Ignorieren oder eine Auszeit. Diese Methode funktioniert bei einer guten Beziehung und Bindung sehr gut und kann gezielt eingesetzt werden, ohne körperlich zu werden oder den Hund in Angst zu versetzen.
Die Verstärker müssen jeweils unmittelbar auf das Verhalten folgen, sonst kann der Hund den Zusammenhang nicht erkennen. Im Idealfall schafft man es in einer halben bis einer Sekunde, alles andere kann schon zu spät sein bzw. in zwei Sekunde macht der Hund schon wieder etwas anderes und wir verstärken das falsche Verhalten.

Achtung, diese Art des Lernens findet immer situativ statt, es muss verallgemeinert werden – Hunde lernen immer orts- und situationsbezogen. Deshalb kann einerseits nicht ausgeschlossen werden, dass der Hund etwas, was er in diesem Moment sieht oder hört in das Training mit verknüpft (ist besonders beim Strafeinsatz, z. B. bei Leinenaggression von Bedeutung) und andererseits muss das Trainierte an verschiedenen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Situationen wiederholt werden.Weiterhin sind die Ablenkungen im Training nur langsam zu steigern und der Belohnungsrhythmus muss nach der Festigung variiert werden. Wie dies am besten umzusetzen ist, erkläre ich im Basisintensivkurs meiner Hundeschule.

5.      Lernen durch Beobachtung / Nachahmung und durch Stimmungsübertragung

Hierzu wird es in einiger Zeit einen gesonderten Blogeintrag geben.

Was muss also beachtet werden, wenn man effektiv mit Hunden trainieren will?
  • Belohnen Sie das, was Sie sehen möchten, möglichst zeitnah (0,5 bis eine Sekunde).
  • Zeigt Ihr Hund von Ihnen nicht erwünschtes Verhalten, so sollten Sie dies entweder zeitnah neutral korrigieren (Signal wiederholen) oder komplett ignorieren (nicht ansehen, nicht anfassen, nicht ansprechen – besonders wirksam bei Aufmerksamkeit forderndem Verhalten)
  • Bitte vermeiden Sie den Einsatz von Strafen, wer genauer nachlesen möchte, kann dies in meinem Blogarchiv tun – ich habe bereits über Motivation und Strafe geschrieben.
  • Die Ablenkung nur langsam steigern, unterschiedliche Orte, Zeiten und Situationen in das Generalisationsschema einbringen (Ihr Hund kann das Verhalten nur in denjenigen Situationen / Orten ausführen, an welchen Sie es mit ihm gelernt und geübt haben)
  • Die Feinheiten zum Kommandoaufbau (Hörzeichen, Sichtzeichen) und die genaue Technik in einer guten Hundeschule erlernen
  • Denken Sie an die Gewöhnung! Bitte wiederholen Sie die Signale nicht ständig (gelernte Irrelevanz) oder Sie bringen Ihrem Hund so versehentlich bei, dass das Kommando immer erst fünfmal gesagt werden muss, er lernt dies als komplettes Signal….Geben Sie das Kommando nach einer deutlichen Pause (10 Sekunden) erneut und markieren Sie das Nicht-Ausführen des Kommandos zeitnah mit einem „Fehlersignal“ (Basiskurs)
  • Wenn Sie sich sicher sind, dass Ihr Hund sie sowieso nicht wahrnimmt, geben Sie auch keine Signale (Gefahr der Habituation), sondern machen Sie auf sich aufmerksam, ohne Kommandos zu rufen!
  • Wenn der Hund ein Signal nach Beachtung der oben angegebenen Regeln nicht befolgt, so ist er nicht dumm oder hat einen Dickkopf, sondern er hat das Signal vermutlich noch nicht verinnerlicht (zu selten trainiert, Fehler des Hundehalters), die Folge des geforderten Verhaltens war bislang nicht so gut, als dass sie die Motivationslage des Hundes beeinflussen konnte (Belohnungsqualität und -technik an Schwierigkeitsgrad anpassen, Fehler des Hundehalters) oder er kann es im Moment aus körperlichen Gründen nicht ausführen / die Situation lässt es für ihn als Hund nicht zu (z.B. ein geforderter Rückruf, wenn der Hund sich gerade in passiver Demut gegenüber einem anderen Hund befindet).
  • Lassen Sie sich in einer guten Hundeschule zu effektivem Training beraten, es kann so einfach sein!

Freitag, 2. März 2012

Pubertät bei Hunden oder "Wegen Umbau vorübergehend geschlossen"

Aktuell sind wieder zwei Aufbaukurse in meiner Hundeschule gestartet. Das Besondere an diesen Kursen ist, dass nahezu alle Hunde in einer ganz bestimmten Entwicklungsphase stecken: der Pubertät oder, wie so mancher Hundebesitzer es nennt, der „Flegelphase“. Ich möchte heute für die „Halbstarken“ in die Bresche springen und ein paar Erklärungen zu dieser schwierigen Zeit liefern.

Leider gestaltet sich in diesem Abschnitt ein kontinuierliches Training mit Hunden etwas schwieriger als in anderen Entwicklungsphasen und gerade hier werden besondere Anforderungen an den Halter und dessen Nervenkostüm gestellt. Aus Sicht des Hundes ist diese Zeit jedoch genauso verwirrend und anstrengend, was aber oft nicht so zu erkennen ist – das macht diese Phase für alle Beteiligten etwas unangenehm. Natürlich gibt es auch Hunde, die problemlos bzw. ohne dauerverärgerten Besitzer alle Entwicklungsphasen durchlaufen, aber Ottonormalhund kommt irgendwann einmal in die Chaosphase – das ist ganz normal.
Mit den Nerven am Ende....
Erinnern Sie sich noch an Ihre eigene Pubertät?
Ich glaube, ich war ziemlich schrecklich, aber zu keinem Moment bewusst und mit Absicht so unzurechnungsfähig….
Genauso geht es den Hunden: mit einem Mal sind sie nicht mehr in der Lage, einfachste Kommandos zu befolgen, sie „prollen“ andere (meist gleichgeschlechtliche) Hunde an, sie reagieren nicht mehr auf Signale des Besitzers (das Fatale daran ist, dass positive Methoden scheinbar nicht mehr so schnelle Erfolge oder zumindest nicht mehr so einfache Erfolge bringen und so mancher Halter leider versucht ist, aversive Trainingsmethoden einzusetzen!) und testen Grenzen und die Stabilität dieser Grenzen aus. Alles nicht mit bösen Absichten, auch wenn sich der Hundehalter oft gezielt provoziert fühlt. Dieses "forsche" Verhalten zur sozialen Reifung ist biologisch und medizinisch gesehen eine Notwendigkeit für den Hund (und für heranreifende Menschen). Es passiert nichts aus Gehässigkeit oder Boshaftigkeit, sondern schlicht, weil das „biologische Programm“ des pubertierenden Hundes es so vorschreibt. Und, wenn man sich an seine eigene Zeit zurückerinnert –in dieser Zeit ging es bei uns Menschen auch häufig um Reaktionen der Umwelt auf das eigene Verhalten, an welchen man sich orientieren konnte. Alle Säugetiere testen ihre Wirkung und Handlungsspielräume aus und suchen Feedback von der Umwelt, Unterschiede in der Intensität  entstehen durch die individuellen Fähigkeiten, mit Frustration bzw. den Antworten umzugehen. 

Leider ist  der Kontrast zwischen dem Verhalten des bis dato folgsamen, artigen und lernwilligen Junghundes und dem Verhalten des pubertierenden Querkopfes oft sehr hart und schockiert so manchen Hundebesitzer. Aber: der Hund durchläuft eine Phase mit starken körperlichen und auch psychischen Veränderungen, die Ursache für die, sagen wir mal beschönigend, Unannehmlichkeiten sind. In den Kursen sage ich immer gerne, dass wir den Hunden Schilder über die Stirn hängen sollten, auf welchen steht: „Wegen Umbau vorübergehend geschlossen!“ Und es ist tatsächlich so, mehr dazu später.


Die Pubertät beginnt typischerweise mit dem Einsetzen der Geschlechtsreife, je nach Hunderasse zwischen vier Monaten bei den kleineren Rassen und neun bis zehn Monaten bei den größeren Rassen und dauert bis zum Erreichen der Sozialen Reife mit 1,5 bis 3,5 Jahren (bei Riesenrassen). In dieser Phase kommt es einerseits zur beginnenden Wirkung von Geschlechtshormonen (der Organismus sowie der Stoffwechsel muss sich umstellen, die Regulation der Funktionskreise funktioniert noch nicht) und andererseits auch zu Verhaltensveränderungen – die Hunde werden autonomer und unterscheiden in dieser Zeit verstärkt zwischen Freund und Feind, sowohl gegenüber Menschen als auch Hunden. Ressourcen werden wichtiger und mitunter verteidigt. Die Hunde lösen sich ein wenig von den Besitzern, gleichzeitig müssen sie die bislang erlernten Regeln der Kommunikation einhalten und respektieren. Die Hunde ordnen sich in dieser Zeit sozial ein und etablieren soziale Beziehungen. Besonders für Fehler empfindliche und empfängliche Bereiche sind das Angstverhalten, Trennungssituationen, Jagdverhalten, die Ressourcenverwaltung und Aggressionsverhalten (Distanzierung, territorial, inner- und zwischenartlich). 

Du kommst hier nicht rein!
Neurophysiologisch gesehen kommt es zu Umstrukturierungen und vorübergehenden Veränderungen im Hundegehirn. Durch den Hormoneinfluss zirkuliert vermehrt Dopamin (ein Botenstoff im Gehirn), dadurch ändern sich Wahrnehmung, Aggressionsverhalten sowie Erwartungshaltung und motorische Aktivität – alles wird im Sinne einer Steigerung verändert. Es kommt zur zunehmenden Sensibilisierung auf optische, akutstische sowie belebte und unbelebte Reize – hier können bereits einmalige negative Erfahrungen Veränderungen im Verhalten mit sich ziehen. Eigentlich sind pubertierende Hunde wie rohe Eier….

Im Gehirn selbst finden Umbauprozesse, aber auch Abbauprozesse statt. Nicht benötigte oder genutzte Verbindungen werden „gekappt“, um die Effizienz der Gehirnleistung zu erhöhen. Ein im Umbau begriffener Bereich ist natürlich weit stressempfindlicher, jugendliche Menschen und auch Hunde weisen generell erhöhte Konzentrationen an Stresshormonen im Blut auf.

Gehirnbereiche, die für Emotionen und Reaktivität zuständig sind, sind in dieser Phase durch den unter dem Einfluss der Geschlechtshormone entstehenden Umbau viel sensibler, so dass Wahrnehmung, Reaktionen und Erregungslagen sich verändern. Die Hunde sind dadurch sehr anfällig für Angst- oder Aggressionsprobleme. Gleichzeitig sind gerade die Bereiche der Großhirnrinde, die für strukturiertes und überdachtes Vorgehen zuständig sind, vorübergehend ein wenig lahm gelegt – das Gedächtnis und auch die Wahrnehmung leidet. Insgesamt sind Hunde in dieser Zeit sehr leicht ablenkbar, können sich nicht lange und gut konzentrieren, sind schneller aufgeregt / reagieren leichter auf Reize und reagieren meist sehr emotional und kaum rational.
Es finden sich also einige Erklärungen, warum in dieser Zeit manchmal „gar nichts mehr geht“, gut gelernte Signale nicht mehr funktionieren und warum man zwischendurch Zerberus himself an der Leine hat….

Spielpartner werden genau ausgewählt, Spiel ist körperbetonter.
In dieser Phase haben Sie als Hundehalter eine wichtige Aufgabe im Hinblick auf die weitere Entwicklung Ihres Hundes: Sorgen Sie für Kontinuität durch ruhige, stete und gleichförmige Reaktionen von Ihrer Seite – Ihr Hund will sich genau jetzt sozial „einsortieren“. Die meisten Hunde neigen in dieser Phase zu Aufmerksamkeit forderndem Verhalten und somit auch zur häufigerem Fehlverhalten, weil dieses leider schneller und leichter von uns Menschen  wahrgenommen wird – bitte vergessen Sie dabei nicht, dass jedes Verhalten des Hundes, welches eine Reaktion von Ihnen erzeugt, verstärkt wird, sogar wenn Ihre Reaktion ein Schimpfen ist. Sie sollten ganz ruhig und neutral über Ihr Feedback („ja oder nein“) für Aktionen des Hundes arbeiten. Unangemessenes Verhalten sollte keine Reaktion erzeugen (bzw. durch vorausschauendes Handeln und  Management verhindert werden), angemessenes Verhalten hingegen sollte deutlich honoriert werden. Wir Menschen neigen dazu, unangenehme und negative Ereignisse stärker wahrzunehmen. Das ist jedoch nicht zuträglich, besser achten Sie verstärkt auf erwünschtes Verhalten und loben und belohnen dieses zeitgerecht und sooft es geht. 

Trainieren Sie geduldig und kontinuierlich weiter, es ist wichtig, gerade jetzt nicht aufzugeben. Sie sollten freundlich und bestimmt mit Ihrem Hund arbeiten. Lassen Sie sich nicht zu Grobheiten hinreißen - die Natur hat uns Menschen glücklicherweise mit Daumen ausgestattet, durch welche wir alles, was dem Hund wichtig ist, verwalten können und  uns auch mit einem hochspezialisierten Gehirn bedacht. Alleine dadurch sind wir Menschen gegenüber den Hunden in einer souveränen Position. Ein gutes Leitbild hat übrigens besondere soziale Fähigkeiten und ist keinesfalls grob, ungehalten oder setzt Gewalt ein - hier gäbe es keine freiwilligen Gefolgsleute. Also, bleiben Sie am Ball und haben Sie Geduld!

In der Pubertät des Hundes ist von besonderer Bedeutung, dass dem Hund vermittelt wird, dass er sich sowohl auf Sie verlassen kann und Ihnen gleichzeitig auch vertrauen kann. Vermeiden Sie aversives Training, das bringt Sie und Ihren Hund nicht nach vorne und kann zu einer dauerhaft beeinträchtigten Beziehung bis hin zur Traumatisierung beitragen! Ihr Hund muss wissen, dass er sich (für seine eigene Sicherheit) auf Sie verlassen kann und das kann er nicht, wenn Sie ihm Angst machen oder ihn mit Körperlichkeiten und Anschreien zum Meideverhalten (in schlimmsten Fällen zur Abwehr) zwingen.

Hilfreiche Tipps:
-        Hunde sollten lernen, sich an Ihnen zu orientieren und nachzufragen: fördern Sie die Rückorientierung auf Sie und suchen Sie gezielt nach angebotenen Verhaltensweisen, die Sie dann loben und belohnen sollten, z. B. Sie anzusehen. Steigern Sie die Anforderungen langsam, achten Sie darauf, ob Ihr Hund nicht bereits schon bei aufregenderen Reizen bei Ihnen "nachfragt". Geben Sie Feedback!
-         Loben Sie verstärkt ruhiges und angemessenes Verhalten, loben Sie Kooperation.
-    Aufmerksamkeit als Bereitschaft, mit Ihnen zusammen zu arbeiten, können Sie sehr schön fördern. Hierzu sollten Sie auch freiwillige Aufmerksamkeit des Hundes wahrnehmen, loben und können dies auch belohnen. Jedes Verhalten, das Sie fördern, wird häufiger gezeigt, wenn es aus Hundesicht gute Konsequenzen hat!
-        Ignorieren Sie unerwünschte Verhaltensweisen, die Ihr Hund einsetzt, um Ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, kurzfristig bzw. sorgen Sie für sinnvolle Managenmentmaßnahmen, bevor Ihr Hund Fehlverhalten zeigt. Dauerignorieren ist keine Lösung und das kurzfristige Ignorieren hilft nur bei Verhaltensweisen, die Ihr Hund einsetzt, um Ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.
-         Wenn Ihr Hund durch irgendein anderes Verhalten als gutes Verhalten Ihre Aufmerksamkeit erringen möchte, sollten Sie diese Verhaltensweisen kurzfristig (auf Signal hin) ignorieren. Sorgen Sie parallel hierzu schnell für Möglichkeiten, erwünschtes Verhalten zu verstärken. Vor allen Aktionen ist es wichtig, dass Sie die Aufmerksamkeit Ihres Hundes erhalten.
-          Ihr Hund bekommt jederzeit eine „zweite Chance“, aber erst, wenn er Ihnen Aufmerksamkeit schenkt (er sollte wirklich "da" sein und bereit, mit Ihnen zu arbeiten) oder wenn er wieder zugänglich ist (Situation verändern, durchatmen, neuer Versuch).
-          Befolgt der Hund ein Signal nicht, können Sie ihm eine zweite Chance geben. Bitte warten Sie einen kleinen Moment (um das Signal nicht durch zahlreiche Wiederholungen zu "vergiften") und geben Sie es dann, wenn Sie die Aufmerksamkeit des Hundes haben. Manchmal muss man hierzu die Situation ein wenig verändern, also ein paar Schritte mit dem Hund weggehen und das Signal dann wiederholen.
-          Sie verwalten die Spielsachen zu gemeinsamem Spiel sowie das Futter ihres Hundes und haben so zahlreiche Möglichkeiten, Ihren Hund zu motivieren.
-         Auf Spaziergängen sollten Sie insbesondere die Rückorientierung und Kooperation fördern (bitte beschäftigen Sie Ihren Hund, lassen Sie ihn nicht alleine vorweg rennen!).
-          Körperliche (zunehmende Muskelmasse durch Hormone), aber auch geistige Auslastung ist jetzt sehr wichtig.
-          Impulskontrolle steigern (Übungen können Sie von guten Trainern erklären lassen), Sozialfertigkeiten weiter schulen in kontrollierten Gruppenkursen ohne „da müssen die durch“ oder „das regeln die schon unter sich“.
-    Achtung, Impulskontrolle ist nicht unendlich vorhanden, sie muss immer wieder "aufgeladen" werden - dies geht gut durch Ruhepausen, Futter und vorallem Training in kleinen Schritten, nur solche Schritte, die der Hund auch bewältigen kann. Sie erinnern sich, mit der Konzentrationsfähigkeit steht es bei Ihrem Vierbeiner gerade nicht zum besten.
-        Das Training sollte Ihnen und Ihrem Hund auch weiterhin Spaß machen, auch wenn es teilweise so scheint, als könne der Hund gar nichts mehr…bleiben Sie weiterhin am Ball! Machen Sie sich eine Liste, was Ihr Hund besonders gut kann: vielleicht kann er gut alleine bleiben, vielleicht ist er besonders liebevoll zu Kindern etc.

In der Öffentlichkeit wird Ihr Hund eventuell verstärkt auf andere Hunde und Personen reagieren, aus diesem Grunde ist es wichtig, dass Sie Ihren Hund stets kontrollieren und ihm freundlich vermitteln, dass er sich an Ihnen orientieren soll, damit Sie die Entscheidungen für ihn fällen, die er selbst im Moment nicht gut treffen würde. Jetzt werden die Handlungsspielräume des Hundes festgelegt – wenn Ihr Hund immer alle Entscheidungen selbst treffen darf, sind Sie nicht mehr wichtig oder es könnten sich größere Probleme entwickeln.
In meiner Hundeschule immer wieder ein Thema: Achtung im Hundekontakt: Der Hundebesitzer, der seinen Hund angeleint führt und Ihnen entgegen kommt, wird einen guten Grund haben, seinen Hund nicht frei laufen zu lassen. Sei es, weil der Hund unverträglich mit anderen Hunden ist, sei es, der Hund ist läufig, krank oder hat ein Jagdproblem – die Liste ließe sich lange fortsetzen.
Bitte rufen Sie nun Ihren eigenen Hund heran und leinen Sie ihn an oder halten Sie ihn zumindest kontrolliert im Fuß, sofern Ihr Hund dies auf Signal beherrscht. Ein gemeinsamer Freilauf kann eventuell stattfinden, wenn man den anderen Hundebesitzer fragt. Ließen Sie Ihren Hund einfach auf den angeleinten Hund zustürmen, wird das vom anderen Hund meist als sehr unhöflich empfunden und kann starke Distanzierungsreaktionen auslösen, gerade weil der andere Hund angeleint ist. Und der stürmende Hund übt und lernt und festigt sein Verhalten.....
Genauso sollte beim Herannahen von Passanten oder gar Gruppen verfahren werden, viele Menschen haben Angst vor Hunden und noch mehr Angst, wenn dieser Hund aufdringlich ist oder auf  Passanten zustürmt. Auch in Parkanlagen oder Plätzen, auf welchen sich Personen befinden – ein das mitgebrachte Picknick vollsabbernder Hund macht niemandem Freude, geschweige denn ein Hund, der in eine Gruppe Ball spielender Kinder hineinrast (man mag es sich gar nicht vorstellen…). Hier kann vorausschauendes Handeln helfen und ist gerade bei einem pubertierenden Hund sehr, sehr wichtig. Ihr Hund ist auf Ihre Hilfe angewiesen, er braucht Sie als Leitbild!
     
Versuchen Sie, so weit es Ihnen möglich ist, sich ausreichend Gelassenheit anzugewöhnen. Legen Sie sich eine dicke Haut zu. Es ist doch nur ein Hund, der bellt, sich nicht gut konzentrieren kann oder sich kurz danebenbenimmt, nichts weiter!

 
Im Moment stellt Ihr Hund Fragen an seine Umwelt und er braucht Sie, um ihm ruhig und freundlich Antworten zu geben und ihm freundlich Spielräume aufzuzeigen, insbesondere auch, welches Verhalten erwünscht ist – Fehler durch Grobheiten, Strafmaßnahmen oder Ungeduld und aufbrausendes Verhalten vom Hundebesitzer wirken sich gerade jetzt nachhaltig auf die Beziehung aus! In dieser Phase braucht Ihr Hund Sie als wichtigste Bezugsperson. Lassen Sie ihn nicht hängen!

Zum Weiterlesen bitte Klicken:

Halten Sie durch :-) und lenken Sie gut!

Montag, 20. Februar 2012

Was ist beim Training von Hunden wichtig?

Für alle Interessierten findet sich hier ein kleiner TV-Ausschnitt von Dr. Ian Dunbar, der über effektives Hundetraining spricht.

Alle Kursteilnehmer kennen diese Punkte aus meiner Hundeschule ja bereits, aber es ist schön, dies noch einmal so nett eingebettet zu sehen:



Natürlich machen die Hundebesitzer nicht so viel falsch,  wie Ian Dunbar einige Erlebnisse beschreibt. Für mich ist es einfach immer schön, im Training zu sehen, mit welchen einfachen Möglichkeiten Hunde zu tollen Leistungen und zum Teamwork anzuregen sind, ja gerade zu danach streben.

Wichtigste Grundregeln und grundlegenden Gedanken sind:
- ruhig, souverän und gelassen bleiben,
-welches Feedback möchte man dem Hund für welches Verhalten und wie geben
- variable und differenzierte Belohnung.

Schön!

Montag, 13. Februar 2012

Älterer Hund - wie verändert sich sein Verhalten?

Die FAZ schrieb erst vor kurzem, dass die Hälfte aller in Deutschland gehaltenen Haustiere im „Rentenalter“ sei. Heutzutage sind Hunde und Katzen viel mehr Sozialpartner, die „Nutzung“ hat sich geändert, so dass die Tierhalter sich stärker um die medizinische Versorgung ihrer Schützlinge kümmern als früher. Die Haustiere werden älter.
Hunde erreichen ein durchschnittliches Alter von 10 bis 16 Jahren. Hier gibt es natürlich individuelle Unterschiede, diese sind wiederum abhängig von genetischen Faktoren und der Umwelt (Haltung, Ernährung, Bewegung, Sozialkontakte, Pflege).
Gerade bei den größeren Hunderassen und - mischungen sind die Tiere ab einem Alter von sechs bis acht Jahren bereits bei den „Senioren“ einzuordnen. Kleinere Hunderassen werden meist etwas älter, eine Hundebesitzerin berichtete mir erst kürzlich von einem ihrer Hunde, er ist stolze 19 Jahre alt geworden!
Erste Alterserscheinungen können aber bereits auftreten, wenn man noch gar nicht damit rechnet, einen „Hundesenior“ an der Leine zu führen.

Was verändert sich mit zunehmendem Alter?

Die auftretenden Veränderungen bei alternden Hunden sind denen des Menschen nicht unähnlich.
Die Sinnesorgane lassen nach, Hunde sehen und hören schlechter, auch der Geruchssinn lässt nach. Beim Gehör ist durch die nachlassende Elastizität des Trommelfells insbesondere das Richtungshören betroffen. Die Orientierung wird schlechter, zusätzlich noch durch die meist schlechteren Sehfähigkeiten verstärkt. Auch bei Hunden gibt es altersbedingte Augenleiden.
Der Stoffwechsel verlangsamt zusehends, die Auswirkungen betreffen auch.hormonelle Vorgänge, wie z. B. in der Schilddrüse. Die Organfunktionen verändern sich ebenfalls, auch hier läuft alles ein wenig langsamer. Herz und Kreislaufapparat sind nicht mehr so leistungsfähig, Leber und Niere werden nach und nach in der Funktion beeinträchtigt. Die Abwehrkräfte nehmen ab, ältere Tiere sind infektanfälliger.
Knochen und der Bewegungsapparat können in Mitleidenschaft gezogen werden, die Gelenke werden zusehends steifer, was für Probleme beim Aufstehen, aber auch bei längeren Bewegungen sorgt. In höherem Alter steigt die Neigung zur Entwicklung von Tumoren, Diabetes, Arthrosen, Spondylosen, Hüftproblemen und Inkontinenz. Ältere, unkastrierte Hündinnen haben ein zirka 25% iges Risiko, an einer Pyometra, also einer Gebärmuttervereiterung zu erkranken; unkastrierte Rüden können Probleme mit der Prostata entwickeln.
Die Zähne werden schlechter, harte Leckerli und hartes Futter können nicht mehr gut gekaut werden - eine regelmäßige Kontrolle der Zähne ist wichtig, schlechte Zähne können zu Appetitlosigkeit führen. Die älteren Hunde haben einen gesteigerten Bedarf an hochwertigem, leicht verdaulichem Eiweiß (aber keinen erhöhten Bedarf an Eiweiß generell!) und einen verringerten Bedarf an Phosphor; meist ist wieder eine Verfütterung mehrerer kleiner Portionen, über den Tag verteilt, angebracht. Zur altersgerechten Ernährung kann Sie Ihr Tierarzt kompetent beraten.


Wie verändert sich das Verhalten des alternden Hundes?

Bei einem älteren Hund müssen die organischen Veränderungen mit bedacht werden, wenn das Verhalten betrachtet wird.
In der Regel sind ältere Hunde ruhiger, sie schlafen mehr und sind nicht mehr so aktiv wie in jüngeren Jahren. Zum Spielen und toben sind sie seltener und dann meist auch nur für kurze Zeit zu animieren. Sie bewegen sich langsamer, manchmal gibt es „Anlaufprobleme“, die Belastungsfähigkeit nimmt ab, Hunde können nicht mehr ohne Planung auf umfangreiche Aktivitäten mitgenommen werden – sie brauchen mehr Pausen und können nicht mehr so lange mithalten. Große Hitze oder extreme Kälte werden nicht mehr so gut vertragen.

Das Verhalten älterer Hunde wird beeinflusst durch:
-       nachlassende Sinnesleistungen: durch schlechteres Sehen, Hören und Riechen können Angst, Unsicherheit und Schreckhaftigkeit zunehmen; die Hunde reagieren eventuell stärker auf Annäherungen und Berührungen; bei manchen Hunden verstärken sich vorhandene Ängste.
-         reduzierte Anpassungsfähigkeit: Veränderungen im gewohnten Umfeld werden nicht mehr so leicht verarbeitet, ältere Hunde vertragen soziale oder strukturelle Veränderungen nicht mehr gut und können Probleme entwickeln (familiäre Neuzugänge – menschliche und tierische, Veränderung in den Arbeitszeiten der Besitzer, Urlaub, Änderungen des Tagesablaufs, der Fütterungszeiten, der Spaziergänge etc.). Sie kommen mit Veränderungen nicht mehr gut zurecht, was z.B. im Rahmen der Urlaubsplanung von Bedeutung ist – egal, ob der Hund mitgenommen wird, oder ob er zu Hause betreut wird.
-         nachlassende Stubenreinheit: durch die nachlassende Elastizität des Gewebes leidet die Sauberkeit, es können „Missgeschicke“ passieren.
-         Die Hunde werden insgesamt unsicherer und somit eventuell reaktiver.
- Verzögerte Verstoffwechselung: der veränderte Leber-, Nieren- und Hormonstoffwechsel kann zu verzögerter Ausscheidung von Stoffwechselprodukten des Körpers führen, dadurch können – teilweise extreme – Verhaltensveränderungen auftreten, wie z. B. Aggression. Plötzliche starke Verhaltensveränderungen geben meist Hinweise auf organische Probleme, hierzu sollte schnell ein tierärztlicher Verhaltenstherapeut und der Haustierarzt konsultiert werden.
-         Neurologische Probleme können zunehmen.
-         Auch bei Hunden kommt es zu Verkalkungen und Ablagerungen im Gewebe, auch im Gehirnbereich, ältere Hunde lernen etwas langsamer und sind zusätzlich körperlich oft nicht in der Lage, bestimmte Signale länger zu halten (z. B. ein – für Hunde generell eigentlich recht unbequemes – längeres Sitzen). Die Konzentrationsfähigkeit lässt nach, die Trainingseinheiten sollten kürzer gehalten werden.
-      Manche Hunde entwickeln eine so genannte kognitive Dysfunktion. Diese Erkrankung ist teilweise vergleichbar mit der Alzheimer-Erkrankung und Demenz beim Menschen – die ersten Anzeichen sind oft nur subtil vorhanden.
-       Anzeichen einer kognitiven Dysfunktion: Desorientiertheit, die Tiere finden Ausgänge nicht; Veränderungen in den Tagesaktivitäten und Routine; „Vergessen“ von vor kurzem ausgeübten Aktionen und erneute Durchführung (z.B. wieder vor dem Futternapf warten, obwohl die Mahlzeit erst vor fünf Minuten gefressen wurde), neue und ungewohnte Reaktionen auf Bekanntes, kein Wiedererkennen von Bekanntem, Veränderung im Sozialverhalten gegenüber Menschen und Hunden (Aggression, Ablehnung), Verwirrung, zielloses Umhergehen, Regression (Auftreten kindlicher Verhaltensweisen, z.B. Beißeln), zwanghafte Wiederholung bestimmter Verhaltensweisen (z.B. anhaltendes, gleichförmiges Bellen), Vergessen einfacher Kommandos.
-       Schmerzassoziierte Aggression und hierdurch Distanzierungsverhalten gegenüber Hunden oder Menschen.

Was sollte beachtet werden, wenn der Hund älter wird?

Wie auch beim Menschen sind regelmäßige tierärztliche Kontrollen von Wichtigkeit – viele Alterserscheinungen können behandelt und / oder im Voranschreiten verlangsamt werden! Besuchen Sie Ihren Tierarzt in regelmäßigen Abständen, damit schnell eingegriffen werden kann. Zur altersgerechten Ernährung kann Sie Ihr Tierarzt ebenfalls beraten.

Sorgen Sie für regelmäßige Bewegung und körperliche Fitness, aber überlasten Sie Ihren Hund nicht. Langsame Bewegungen auf sicherem Gelände, kleine Aufgaben und leichte Übungen sind eine gute Beschäftigungsmöglichkeit. Meiden Sie starke Belastungen durch hohe oder sehr niedrige Außentemperaturen und zu weite Strecken. Auch bei Hunden gibt es „Kreislaufwetter“ – Wetterumschläge werden oft schlechter vertragen und belasten das Herz-Kreislauf-System.

Auch geistig sollten Sie Ihren Begleiter unbedingt weiter fördern. Üben Sie kleine und einfache (körperlich gut zu bewältigende) Tricks ein, trainieren Sie in kurzen Einheiten bekannte oder neue Kommandos und nehmen Sie es Ihrem Hund nicht übel, wenn er Aufgaben nur langsam oder manchmal gar nicht mehr lösen kann. In solchen Fällen sollten Sie immer mit einer einfachen Übung zum Abschluss kommen, um Ihren Hund nicht zu frustrieren – sensible Hunde oder Hunde mit einem starken „will to please“ können sonst stark belastet werden.
Da der Geruchssinn meist relativ lange erhalten bleibt, freuen sich die Senioren immer über ruhige Nasenarbeit und Suchaufgaben, diese fördern ebenfalls die geistige Rege. Bei Suchspielen können Sie auf geruchsintensivere Suchobjekte zugreifen, um es dem alten Freund etwas einfacher zu machen. Achtung beim Belohnen, bitte keine zu salzigen Leckerbissen benutzen, sie belasten die Niere und somit das Herz.

Sanfte Massagen und Berührungen, sofern Ihr Hund keine Schmerzen oder Probleme mit körperlichen Berührungen hat, sind eine schöne Ergänzung zum Trainingsprogramm. Regelmäßige Streicheleinheiten werden ebenfalls gerne angenommen und können mit sanften und vorsichtigen Pflegemaßnahmen kombiniert werden.

Auch ältere Hunde können neue Tricks lernen und in Gruppenkursen oder einzeln trainiert werden, die meisten Hunde blühen regelrecht auf, wenn Sie geistig angeregt werden. Alle Hunde brauchen „Jobs“, im Idealfall sagen Sie Ihrem Hund, was er tun kann und berücksichtigen die Besonderheiten (und die meist liebenswerten Schrulligkeiten) Ihres „Kumpels“. Machen Sie Ihren Begleiter glücklich und halten Sie ihn geistig rege.
Gemütlich zu zweit
Unsere alte Hündin Nellie hat bis ins hohe Alter von fast 14 Jahren immer gerne gelernt, auch neue Tricks konnten umgesetzt werden. Die Spaziergänge wurden kürzer und gemütlicher (aber ich konnte einen Kaffee mitnehmen!), Spielaufforderungen anderer Hunde wurden immer nur kurz erwidert und längeres Sitzen ging nicht mehr (deshalb habe ich stattdessen immer das Signal zur Ablage gegeben). Insgesamt schien sie aber immer glücklich zu sein und ich bin dankbar, dass sie uns so lange und so treu begleitet hat. 





Freitag, 10. Februar 2012

Welpenanschaffung - woher soll mein Welpe kommen?

Es ist schon schlimm genug, dass man Hundewelpen jetzt "konsumieren" kann, aber es laufen, von der Öffentlichkeit oft unbemerkt, sehr viele illegale und tierschutzwidrige Dinge ab.

Vorgestern hat die Polizei einen Welpenschmuggler auf der A3 in der Nähe von Erlangen gestoppt - der Kleintransporter aus Ungarn fiel auf einem Parkplatz durch den Gestank aus dem Laderaum auf. Im Transporter befanden sich 92 zusammengepferchte, kranke und  für einen Transport ohne Muttertier viel zu junge Welpen. Der Fahrer war auf dem Weg nach Holland, die Welpen hatten weder Futter noch Wasser.
Die Kleinen sind mittlerweile im Tierheim untergebracht worden, der Fahrer wurde  vorläufig festgenommen.

Das Geschäft mit "günstigen" Rassewelpen boomt, auch in Deutschland finden sich viele Käufer.

Der illegale Welpenhandel ist für die Vermehrer ein lukratives Geschäft - auf Kosten der Welpen, der Elterntiere und auch auf Kosten der zukünftigen Käufer. Die Tiere sind in der Regel nicht geimpft, krank und meist schwer traumatisiert durch die Deprivation während der Aufzucht und die zu frühe Trennung von der Mutter, was im späteren Leben große Probleme erzeugen kann.

Welpen werden "produziert" und teilweise sogar aus dem Kofferraum heraus verkauft. Die Muttertiere werden jede Läufigkeit gedeckt und sind Welpenproduktionsmaschinen, die Tiere sehen oft kein Tageslicht, sind in extrem reizarmer Umgebung oder Verschlägen eingepfercht und nach ein paar Jahren "verbraucht". Was danach mit ihnen passiert, können wir uns fast denken.


Die Welpen werden auf Märkten, an Autobahnparkplätzen, im Internet und über Kleinanzeigen verkauft. Käufer finden sich immer, sei es aufgrund des Mitleidsfaktors, sei es aufgrund der geringen Preise der Welpen. Bei welchem seriösen Züchter kann man den schon einen kleinen Rassehund für 200 Euro erwerben? Das rentiert sich nur bei "Produktion" im Akkord.

Wie können Sie sich schützen und was sollten Sie nicht tun, wenn Sie einen Welpen erwerben möchten?

Bitte kaufen Sie keine Hunde auf Märkten, in Fußgängerzonen, aus dem Kofferraum oder durch dubiose Inserate im Internet oder in der Zeitung. Ein guter Züchter legt Wert darauf, die zukünftigen Besitzer seines Welpen kennen zu lernen, er wird sich für Sie, Ihre Familie und Ihr Umfeld interessieren, Sie dürfen jederzeit Fragen stellen, Sie dürfen Muttertier und Wurfgeschwister sehen und Ihren Welpen besuchen. Ein seriöser Züchter hat in der Regel nur einen Wurf einer Rasse (manchmal zwei Rassen) vorhanden, Sie dürfen das Gelände betreten und die Unterbringung der Hunde ansehen (lassen Sie sich nicht von angeblichen Hygieneschutzmaßnahmen abhalten - wenn so argumentiert wird, möchte der Züchter vermutlich nicht, dass Sie bestimmte Dinge bemerken und es sollten alle Warnlampen bei Ihnen angehen!). Mama und Welpen sollten nicht getrennt sein, es ist wichtig, mit den Wurfgeschwistern zusammen zu leben, damit die Welpen Beißhemmung und Frustrationstoleranz entwickeln.

Hier finden Sie eine Checkliste, auch die Bundestierärztekammer warnt vor "Schnäppchenkäufen"; die GTVMT weist hier auf die wichtigen Aufgaben des Züchters hin. An dieser Stelle wird ebenfalls auf wichtige Punkte hingewiesen.
Wenn Sie sich für einen Rassewelpen entscheiden, finden Sie beim VDH organisierte Züchter.
Es gibt natürlich auch entzückende Welpen aus dem Tierheim oder aus privaten Würfen - bitte informieren Sie sich, besuchen Sie die Welpen und machen Sie sich einen persönlichen Eindruck von Muttertier, Wurfgeschwistern und Aufzuchtbedingungen. Augen auf beim Welpenkauf!


Viele Kollegen und auch meine Hundeschule stehen gerne zu einer Beratung vor dem Welpenkauf zur Verfügung, wir begleiten Sie auch gerne, wenn Sie sich einen Welpen aussuchen möchten, damit es auch der richtige ist.

Unter diesem Link, hier und auch hier erfahren Sie, was Sie tun können, um den Kampf gegen den illegalen Welpenhandel zu unterstützen.

Setzen wir diesem Leid ein Ende, indem wir keine weitere "Produktion" mehr fördern - keine Käufe von Lebewesen, bei welchen Sie keine weiteren Informationen erhalten und Sie das Tier einfach gegen Cash übergeben bekommen.

Mittwoch, 18. Januar 2012

Hunde und Kinder - eine dicke Freundschaft!

Haben Sie Kinder in Ihrer Familie und überlegen, sich einen Hund anzuschaffen? Oder besitzen Sie bereits einen Hund und möchten Ihre Familienplanung in Angriff nehmen?
Kann ein Zusammenleben von Hunden und Kindern überhaupt funktionieren und gibt es Vorteile, wenn Kinder mit Hunden groß werden?

Janna und Vroni, hier 10 Wochen alt
Ja!
Beide Seiten profitieren stark vom Zusammenleben miteinander.
Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass sich Kinder, die mit Haustieren aufwachsen, positiver entwickeln.
Eine Untersuchung bei Grundschulkindern (Bergler) ergab, dass haustiererfahrene Kinder weniger aggressiv sind, sich besser mit Mitschülern vertragen, ein ausgerpägteres Sozialverhalten und mehr Verantwortungsbewusstsein zeigen und insgesamt seelisch ausgeglichener, fröhlicher und einfühlsamer seien.Es ist wissenschaftlich belegt, dass der Kontakt zu einem Tier bei Kindern Sozialkompetenz und Empathiegefühl steigern und die Gesundheit positiv beeinflussen kann.
Auch wenn sich Kinder Menschen gegenüber nur schwer öffnen können, bewirkt gerade hier ein Kontakt zu Tieren oft wahre Wunder. Nicht umsonst sind Tiere auch häufig Bestandteil von Therapien in Psychatrie und Psychotherapie.

Es gibt natürlich Gegenargumente: Tiere sind keine Spielzeuge und es muss sich auch um sie gekümmert werden, wenn man eigentlich keine Zeit oder gar Lust hat und überdies auch noch bei schlechtem Wetter. Jedes Haustier hat seinen eigenen Charakter, der respektiert werden muss und, Haustiere kosten im Laufe des Lebens oft viel Geld. Insgesamt also eine große Verantwortung für die gesamte Familie. Dass ein Tier nicht einfach zum Geburtstag oder an Weihnachten verschenkt werden sollte, ist logisch - ein Tier ist eben kein Konsumartikel, sondern Lebewesen und ein loyaler Freund. An Freundschaften sollte man arbeiten, man kann sie nicht einfach kaufen und verbrauchen.

Wie steht es mit den Hunden, ist Kontakt zu Kindern hier wichtig? Gerade für Hunde, als Tiere, die ständig im öffentlichen Leben unterwegs sind und mit nach draußen genommen werden, ist ein früher Kontakt zu Kindern ganz besonders relevant. Ganz leicht fällt es natürlich den Welpen, gute und positive Kontakte mit Kindern aufzunehmen. Im Idealfall darf ein Welpe in eine Familie mit Kindern hineinwachsen, aber auch charakterlich geeignete ältere Tiere fühlen sich mit Kindern wohl.

Da gerade für Welpen, aber auch für junge oder erwachsenen Hunde das Erlernen eines angemessenen und freundlichen Umgangs mit Kindern immens wichtig ist, sind entsprechende Kontakte, vor allem in der Sensiblen Phase der Sozialisierung, nötig. Aus diesem Grunde sind meine beiden „Assistenten“ Janna (9 Jahre) und Finn (11 Jahre) oft in der Welpengruppe und teilweise auch in weiterführenden Kursen mit anwesend, damit gerade kinderlose Hundebesitzer ihren Hunden entsprechende Erfahrungen ermöglichen können. Auch für Testsituationen in „Hundeführerschein“-Prüfungen stehen sie mir immer hilfreich als Jogger, Radfahrer, Inline-Skater, als „Verleitungen“ mit Essen und begrüßende Personen zur Verfügung.

Finn hat schon früh geübt!

Insbesondere aber in der Welpengruppe sind die beiden wichtige Helfer im Hinblick auf positive Sozialkontakte für die Kleinen und auch, um den Hunden einen angemessenen Umgang mit Kindern beizubringen, z.B., dass Menschen nicht angesprungen werden sollten oder es nichts bringt und vergebliche Mühe bedeutet, rennende und hopsende Kinder zu verfolgen (denn diese sind eigentlich langweilig!) und dass es viiiel besser ist, stattdessen auf den Besitzer zu achten, was in entsprechenden Übungen aufgebaut und trainiert wird.

Wenn Sie nun auf den Geschmack gekommen sind, ist es wichtig, dass Sie gründlich und genau planen und sowohl im Hinblick auf die Rasse oder Mischung, Zeitaufwand, finanzielle Möglichkeiten, Urlaubsregelungen, Hundeschule und Ausbildung, Tierarzt, Futterkosten und Alter und Geschlecht des Hundes etc. Überlegungen anstellen. Auch im Tierheim gibt es liebe und kinderfreundliche Hunde, die sehr dankbar sind, wenn sie in eine nette Familie ziehen dürfen.

Nellie war ein Kettenhund aus dem Tierschutz
Ich möchte an dieser Stelle auch über mögliche Risiken berichten: Im Zusammenleben von Kindern und Hunden gibt es wichtige Punkte, die zu beachten sind. Laut einer Dissertation aus der Schweiz ist es leider so, dass die meisten Bisse sich im häuslichen Bereich in der eigenen Familie ereignen und hier sehr häufig Kinder die Bissopfer sind.

Wie kann man sich informieren? Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz hat ein Merkblatt herausgegeben. Für Eltern mit Kindern im Alter zwischen drei und sechs Jahren gibt es das sehr empfehlenswerte "Der blaue Hund" - Programm. Es gibt das Tapsi-Lehrbuch online als PDF. Aus dem amerikanischen Raum sind die „Be a Tree“ –Initiativen aus der Dachorganisation Doggonesafe sehr empfehlenswert. Hier finden Sie wichtige Bisspäventionsmassnahmen für Eltern, was ist wichtig, worauf muss man achten.

Eine der wichtigsten Regeln lautet: lassen Sie Hund und Kind niemals alleine, auch nicht, um kurz an die Haustüre zu gehen, wenn es geläutet hat oder um ein Telefonat anzunehmen - egal, wie alt die Kinder sind. Die meisten Beißvorfälle geschehen, wenn die Erwachsenen ihre Aufsichtspflicht vernachlässigen. Sowohl Kinder als auch Hunde müssen den Umgang miteinander erst erlernen, dies kann und darf nur durch Aufsicht und Hilfe von Erwachsenen erfolgen. 
Es auch nicht richtig, Kinder ohne Aufsicht mit dem Hund (egal, wie groß der Hund ist) auf einen Spaziergang zu schicken. Das Risiko für das Kind, aber auch für den Hund ist viel zu groß und Kinder sind oft noch nicht in der Lage, Situationen richtig einzuschätzen. Nach dem neuen NHundG ist dies auch bald nicht mehr möglich (der Sachkundenachweis kann erst ab einem Mindestalter von 16 Jahren erbracht werden).

Zu diesen ganzen Überlegungen kann und sollte man sich  beraten lassen. 
Viele im verhaltenmedizinischen Bereich tätigen tierärztlichen Kolleginnen und Kollegen und ich helfen sehr gerne mit einer Beratung zum Thema Hund und Kind. Ich bereite häufig werdende Eltern und somit auch deren Hunde auf den Familienzuwachs vor, helfe Familien bei der Erziehung der Familienhunde und Katzenhaltern bei der Vorbereitung der Katzen auf neue Familienmitglieder. Aber auch in meiner tierärztlichen Hundeschule wird dieses Thema immer wieder aufgegriffen.

Meine Kinder -  im jetzigen Alter ist das ja möglich, früher konnten Sie es noch nicht sagen - bestätigen mir auch immer wieder, dass sie sehr glücklich sind, mit Hund und Katzen groß werden zu dürfen. Wenn wir nicht aufpassen würden, hätten wir mittlerweile einen ganzen Fuhrpark an Haustieren, von Ratten bis hin zum Minipig.






















Mittwoch, 11. Januar 2012

Aktualisierung Sachkundenachweis / Hundeführerschein

Wie Sie bereits wissen, sind nach der Änderung des Niedersächsischen Gesetzes über das Halten von Hunden (NHundG) seit dem 1. Juli 2011 zwingend ein Mikrochip zur Identifikation des Hundes und der Abschluss einer Haftpflichtversicherung nötig.

Für den Nachweis der theoretischen und praktischen Sachkunde gelten Übergangsfristen bis zum 1. Juli 2013. Hundebesitzer, die zum aktuellen Zeitpunkt bereits länger als zwei Jahre einen Hund angemeldet haben bzw. in den letzten zehn Jahren für mindestens zwei Jahre einen Hund gemeldet hatten, gelten als sachkundig.

Mehr Freiheit durch Sachkunde!
Die anerkannten Prüfungen und Testverfahren für den Sachkundenachweis standen eine zeitlang noch nicht fest, aber seit September 2011 ist der in Theorie und Praxis erfolgreich absolvierte D.O.Q. - Test definitiv ein anerkannter Nachweis der Sachkunde.

Den Theorieteil der Prüfung können Sie in allen als Testcenter registrierten Tierarztpraxen absolvieren, die praktische Prüfung dürfen nur "geprüfte" Prüfer bzw. spezielle Personengruppen abnehmen.

Meine tierärztliche Hundeschule ist registriertes Testcenter für die theoretische und praktische Prüfung.
Kosten Theorie: computergestützt: 59,50€; papierbasiert 75,00€
Kosten Praktische Prüfung: 75,00€

Für Interessierte biete ich Vorbereitungskurse an, eine Prüfung ist natürlich auch ohne Kurs möglich. Die Prüfungstermine lege ich individuell nach Absprache mit Ihnen fest und freue mich über Ihre Anmeldung.

Für Hund-Halter-Teams, die eine Befreiung von der Leinenpflicht für Hannover beantragen möchten, prüfen wir (nach dem bestandenen theoretischen und praktischen Teil des D.O.Q.- Tests) den erweiterten Gehorsam im Stadtgebiet sowie im Freilaufgebiet in einer gesonderten Prüfung unter anderen Gesichtspunkten (besonders guter Gehorsam und Kommandofestigkeit im Freilauf auf ablenkungsreichem Gelände und im Stadtgebiet unter starker Ablenkung ) -  auch hierfür biete ich Vorbereitungskurse an.