Freitag, 17. Juni 2011

Was ist beim Spiel unter Hunden zu beachten?

Dieser Punkt ist häufig Thema in unserer Welpengruppe in Laatzen. Ich möchte Ihnen für Ihren Alltag einen kurzen Überblick zum Thema Spielen für jugendliche und erwachsene Hunde, aber auch für Welpen geben (das Welpenspiel ist meist leichter zu kontrollieren und Sie können hier gute Grundlagen für spätere Spielbegegnungen in anderen Entwicklungsstufen schaffen).

Das Spiel mit Artgenossen hat bei den meisten (sozialisierten) Hunden einen sehr hohen Stellenwert und ist für den Hund sehr motivierend und belohnend (intrinsische Belohnung). Wenn zu bestimmten Gelegenheiten ein Spiel ohne Leine möglich ist, sollte Ihr Hund mit anderen Hunden toben dürfen. Allerdings sollten dabei gewisse Regeln beachtet werden und Ihr Hund sollte auch im oder aus dem Spiel kontrollierbar sein. Auf Spielphasen sollten unbedingt Entspannungsphasen folgen, möglichst noch in der Spielgruppe oder beim Anblick der Spielpartner. Dazu später mehr.

Rennspiel mit "Ressource", hier ein kleiner Ast

Zunächst noch ein paar wichtige Worte: nicht jeder Hund möchte unbedingt spielen und nicht jeder Hund möchte mit allen anderen Hunden spielen. Das sollte respektiert werden. Wir Menschen kommen auch nicht mit jedem anderen Menschen gut aus und sind nicht jedermanns Freund.
Manche Hunde haben nie gelernt, zu spielen und haben somit auch kein Interesse am Spiel mit Artgenossen - Gelegenheiten zum Spiel mit anderen Hunden sind hier keine Motivation, sondern eher Situationen, denen man entkommen möchte oder die ein Erstarren und Stillhalten, bis „der Kelch an einem vorübergegangen ist“, auslösen.
Ältere Hunde mit Schmerzen im Bewegungsapparat assoziieren die Schmerzen oft mit Spiel, so dass hier regelrecht ruppige Abwehrreaktionen stattfinden können. Hunde mit Schmerzen, wie auch alle anderen Hunde, sollten nie zum Spiel gezwungen werden.
Oft möchte ein Hund nur mit bestimmten Hunden spielen. Auch dies gilt es zu respektieren. Es gibt Hunde, die freuen sich über jeden anderen Hundekumpanen, aber manche haben eben nur auserwählte „Freunde“, mit welchen sie Spaß haben. Das ist völlig in Ordnung.
Manche Hunde sind sehr ängstlich und können die Spielpartner nicht richtig einschätzen. Angst hemmt das Spiel, so dass bei ängstlichen Hunden zu Beginn immer nur ein Spielpartner, der sehr ruhig und entspannt ist und die Spielregeln gut kennt, zur Verfügung stehen sollte.

Wie können Sie erkennen, dass Ihr Hund Spaß hat und welche Regeln sind zu beachten?

Zunächst sollten Sie darauf achten, dass auf eine Spielphase (die bitte nicht zu lange und zu intensiv sein sollte) auch eine Entspannungsphase folgen sollte. Diese Entspannung ist idealerweise ungefähr zweimal so lange, wie die Spielphase war. Wichtig hierbei ist, dass die Spielkumpel oder aber das (falls Sie ohne andere Hunde alleine mit Ihrem Hund gespielt haben) benutzte Spielzeug möglichst von Ihrem Hund gesehen werden, damit Ihr Hund lernen kann, auch  trotz eines solch intensiven Reizes zu entspannen und locker zu lassen. Das verhindert, dass Ihr Hund einen spezifischen Erregunszustand erlernt – erlernte Erregung wird meist durch den Anblick von Hunden oder Spielzeugen ausgelöst. Wer von uns kennt nicht mindestens einen ballfixierten Hund, der beim Anblick des Lieblingsspielzeugs „Ball“ kaum noch ansprechbar und hocherregt ist? Wenn ein Objekt so wichtig wird, kommt es eventuell irgendwann zur Ressourcenverteidigung. Und ein Objekt sollte doch nicht wichtiger sein, als der Mensch oder die Artgenossen.
Entspannen kann man Hunde mit erlernten Berührungssignalen zur Entspannung, aber auch durch Kauen oder ruhige Futtersuche auf Signal. Im einfachsten Fall bleiben Sie mit Ihrem Hund (angeleint) in der Situation, ignorieren unangemessenes Verhalten, wie winseln oder zappeln und loben das Ruhigwerden, am besten auch in sehr ruhiger Art und Weise. Besteht eine gute Bindung und Kommunikation mit dem Hund, so können auch kleine Tricks oder Gehorsamsübungen auf niedrigem Level entspannend sein. Natürlich trifft dies nicht auf traditionelles, negativ verstärkendes oder mit Strafen oder Anbrüllen verbundenes Training zu.

Sie können eine Spieleinheit mit Ihnen oder mit den Hundefreunden auch gut als Belohnung einsetzen. Hierbei sollten Sie bereits bei der Annäherung an die Hundewiese oder die wartenden Kumpels z. B. Leinenführigkeit von Ihrem Hund fordern, dann Ihren Hund absitzen lassen, ihn ableinen und erst losschicken, wenn Sie vorher noch einen Blick vom Hund erhalten haben. Lassen Sie Ihren Hund immer von der Leine, sobald andere Hunde auftauchen, so werden diese zum Signal für „mein Besitzer ist nicht mehr wichtig“. Bringen Sie sich vorher bitte noch mal in das Bewusstsein Ihres Hundes, fordern Sie etwas und belohnen Sie dann mit der Erlaubnis zum Spielen. Oftmals klappt dies zu Beginn nur in größerer Distanz oder Sie drehen ein paar Schritte um, konzentrieren Ihren Hund und geben ihm eine neue Chance. Klappt es nicht, waren Sie vermutlich zu nah oder hatten in der Zeit vorher nie Wert auf das Feedback Ihres Hundes gelegt. Dann sollten Sie versuchen, solch ein „Erlaubnisritual“ aufzubauen. Gehen Sie noch weiter weg und versuchen Sie es erneut – klappt es gar nicht, sollte der Hund dann auch nicht spielen dürfen oder Sie versuchen für den Anfang nur ein Sitz oder einen Blick Ihres Hundes auf Sie zu erreichen. Irgendwann einmal sollte Ihr Hund jedoch erst auf Ihre Erlaubnis hin zu den Kumpels laufen und vor allem erst dann, wenn er gezeigt hat, dass Sie wichtig für ihn sind. Die Königsdisziplin wäre in diesem Falle, wenn Sie die Leine abmachen können und Ihr Hund unangeleint im Sitz noch wartet, bis er von Ihnen das Kommando zum Loslaufen bekommt bzw. er ein paar Schritte ohne Leine neben Ihnen gegangen ist und dann das Signal zur Belohnung bekommt. Geben Sie Ihrem Hund die Zeit, das zu lernen und fordern Sie nicht zu schnell zu viel.

Wie erkennen Sie, dass Ihr Hund noch spielt oder es bereits ernst wird?

Es ist wichtig, zu wissen, dass das Spiel mit Artgenossen manchmal entgleisen kann und dann kein Spiel mehr ist. Insbesondere dann, wenn das Spiel zu lange dauert, die Spielpartner nicht zusammenpassen oder ein Spielpartner wenig gebremst und somit sehr grob spielt, kann Spiel aus dem Ruder laufen. Zudem ist wichtig, dass Spielen nicht zu lange dauert und dass die Hunde sich immer wieder selbst unterbrechen (durch Wechsel, durch Laufen, durch Liegen und Wechsel im Ausdruck) bzw. der Hundehalter einschreitet, wenn das Spiel zu eskalieren droht – besser weit vorher und nicht, wenn es bereits ausufert….jeder Spielpartner sollte Spaß an diesem Spiel haben; wenn ein Hund ständig geduckt flüchtet, dann hat dieser Spielpartner definitiv keine Freude am „Spiel“ und die Besitzer sollten einschreiten.

Spiel können Sie erkennen, wenn folgendes beobachtet werden kann:
- jugendliche und erwachsene Verhaltensreaktionen im Wechsel
- Spiel findet ohne Ernstbezug statt – nicht zweckgebunden
- Spiel ist nie mit Angst verbunden – dies gilt für jeden am Spiel beteiligten Hund
- es sind Spielsignale zu beobachten (Spielbogen – Vorderkörpertiefstellung, Spielgesicht – viel Weiß in den Augen, überzogene Mimik und Lautäußerungen, Bewegungs“luxus“)
- Wechsel im Ausdruck, Wechsel der Rollen (Laufspiele, Balgen)
- Übertriebene Bewegungen (Springen, hüpfen, Schwanzhaltung gebogen oder S-förmig, ausuferndes Rennen mit fliegenden Gliedmaßen)
- Mischung verschiedener Ausdrucksweisen und -formen sowie deren schneller Wechsel

Bitte zwingen Sie Ihren Hund nicht zum Spiel. Und wichtig zu wissen ist auch, dass Hunde immer situations- und ortsbezogen reagieren, das heißt, Sie sollten nicht davon ausgehen, dass Hunde, die sich generell verstehen, immer und in jeder Situation gut miteinander auskommen (z.B. zwei „befreundete“ Rüden, eine Hündin kommt dazu, zwei ressourcenbetonte Hunde haben nur einen Ball oder Stock).
Behalten Sie Ihren Hund immer im Auge, achten Sie auf Spiellücken oder kurze Pausen im Spiel und versuchen Sie hier, Ihren Hund herauszurufen. Klappt es, sollten Sie feste loben und den Hund zur Belohnung wieder zurücklassen.
In „freier“ Wildbahn gibt es meist Strukturen, wie Büsche oder Bäume, die das Spiel auf natürliche Weise immer wieder sanft unterbrechen – das ist gut so.

Sie können vor dem Spiel schon versuchen, Ihren eignenen Hund oder den sich annähernden Hund zu „lesen“, um zu sehen, ob sich hier ein Spiel entwickeln könnte. Keine guten Anzeichen sind folgende Körpersprachesignale:
● direkte frontale Annäherung mit Anstarren
● Anspannung des Hundes mit langsamen Bewegungen, Versteifung, stelzender Gang mit  durchgestreckten Beinen und hoch erhobener Rute (die ebenfalls relativ unbeweglich ist)
● bei Erreichen des anderen Hundes den Kopf oder die Pfote auf die Schultern des Gegenübers zu legen oder diesen zu blockieren (quer oder parallel)
● wenn ein Hund das Beschnüffeln der Analregion wiederholt abwehrt und der andere  aufdringlich wird
● Anspringen, vorspringen und ablegen / lauern mit Blickfixation
● direktes frontales Anbellen oder Knurren

Hier wird sich kein Spiel entwickeln – brechen Sie ab und holen Sie Ihren Hund aus der Situation, auch wenn Ihr Hund derjenige ist, der sich wie oben beschrieben benimmt!

Zum Spiel selbst ist zu sagen, dass es ganz verschiedene Spielarten (z. B. Jage- und Rennspiele, Ringerspiele, Beiß- und Raufspiele) und auch unterschiedliche Spieltypen bei Hunden gibt (z. B. Rempler, Ringer, Jäger, Läufer etc.).
Die Spielpartner sollten harmonieren und größenmäßig und sollten von der Kraft und Ausdauer her gut zueinander passen. Aber auch große Hunde können sehr gut mit kleinen Hunden spielen.
Bitte beobachten Sie die Hunde gut und achten Sie immer auf deren Körpersprache.

Wann wird Spielverhalten kritisch ?

Bei einem ausgeglichenen Spiel finden Sie Rollentausch zwischen den Hunden und die Hunde beenden die einzelnen „Unterspiele“ immer wieder selbständig zwischendurch. Die Spielpartner sind entspannt bzw. positiv angespannt und nicht übererregt. Es kann spielerisches Knurren oder Fixieren sowie Ringen und Balgen auftreten, sogar kurzes Aufreiten, aber es findet immer ein Wechsel in den Aktionen statt bzw. die Hunde wechseln sich ab und verharren nicht zu lange im Verhalten. Diese Form des Spiels ist völlig in Ordnung, achten Sie aber weiterhin auf die spielenden Hunde.

Kritisch wird es, wenn ein Spielpartner eine der folgenden Verhaltensweisen zeigt: er dreht den Kopf weg,  züngelt, hat die Rückenhaare aufgerichtet, schüttelt sich häufig. Ein Spielpartner steht länger über dem anderen , das Spiel wird einseitig, es kommt zur Versteifung und Erstarren eines Hundes, es wird für längere Zeit mit Blick fixiert, ein Spielpartner gähnt oder pfötelt häufig; ein Spielparter wird ständig auf den Boden gedrückt, ein Spielpartner zeigt Meideverhalten und versucht, dem Spiel zu entkommen, anhaltendes Bellen, zu grobes Spiel mit ausweichen und meiden eines Spielpartners, ständiges Belauern, häufiges Aufreiten.
Hier sollten Sie vorgewarnt sein, es könnte eskalieren. Lösen Sie das Spiel besser auf, rufen Sie die Hunde ab und sorgen Sie für eine Entspannung.

Ein sofortiger Abbruch wird nötig, wenn die Hunde bzw. ein Hund einen anderen Hund häufig abschirmt oder blockiert und den Weg abschneidet – hier häufig mit steifbeinigem Gang, ein Spielpartner versteift sich oder friert in der Bewegung ein, die Hunde richten sich für längere Zeit vertikal auf, haben eine „Bürste“, ein Hund zeigt Meideverhalten, wenn er fixiert wird oder wenn der Spielpartner sich versteift; wenn ein Hund einen anderen Hund mehr oder weniger „trietzt“ oder „piesackt“, also immer wieder kleine, meist immer gröbere Attacken startet. Abbrechen sollten Sie ach, wenn ein Hund deutliche Stress- oder Angstzeichen zeigt oder das Erregungslevel der Hunde ist zu hochgefahren ist, das Spiel ist zu grob oder zu hart, ein Hund äußert Schmerzen oder flüchtet zu Ihnen; Kopf und Kinn eines Hundes werden länger auf die Schulter eines anderen Hundes gedrückt.

Körpersprachlich sehen Sie, wenn ein Hund sehr erregt ist, häufig einen geschlossenen, angespannten Kiefer sowie erweiterte, schwarze Pupillen. Der ängstliche Hund macht sich klein, weicht aus, meidet oder flüchtet.

Sie sollten die Hunde aus dem Spiel herausholen, abrufen, wenn es möglich ist, eventuell  um die Hunde herum oder hindurch gehen, einen „Sicheren Hafen“ für Ihren ängstlichen Hund bilden (in die Hocke gehen) und den ängstlichen Hund bitte nie zurückschicken!
Deutliche Sichtzeichen helfen Ihrem Hund, Sie wahrzunehmen, winken Sie oder hüpfen Sie, schwenken Sie Ihre Jacke. Im Idealfall gehen beide oder alle Hundebesitzer hin und holen ihren Hund ab, wenn das Abrufen nicht mehr möglich ist – besser rechtzeitig abholen, als dass das „Spiel“ in einen Kampf eskaliert. Brüllen und schreien fördert eine Eskalation! Bitte nicht in eine solche Situation hineinbrüllen.

Ich hoffe , dass Ihr Hund entsprechende Spielpartner hat, mit welchen er harmonisch toben und spielen kann – es ist sehr wichtig für ihn.


Dienstag, 7. Juni 2011

Muss mein Welpe unbedingt in die Welpenschule / Welpengruppe gehen?

Diese Frage stellen sich viele Neuhundebesitzer. Ich möchte versuchen, diese Frage zu beantworten und grundlegende Kenntnisse einzubringen.

Meine persönliche Meinung ist, dass der Welpenkurs der wichtigste aller Kurse ist, wenn er gut geführt ist. Die Erfahrungen, die der Hund in diesem Lebensabschnitt macht, prägen ihn nachhaltig und sind im Alltag kaum herzustellen, wenn man keine gute Welpengruppe besucht. 


Dieser hier ist noch zu klein, aber bald geht es in die neue Familie und dann hoffentlich in eine Welpengruppe!

Was bedeutet dies im Detail und warum?

Der Welpe befindet sich momentan in einer Lebensphase, welche sein gesamtes späteres Leben nachhaltig beeinflussen wird. Erfahrungen, die der Welpe im Alter von drei bis (streng genommen zwölf, aber auch noch bis) zirka vierzehn Wochen macht, wird er nie wieder vergessen. Er wird allen Menschen, Tieren und  Umweltreizen neugierig und offen gegenüberstehen. Hat er Gelegenheit, positive Erfahrungen zu machen, wirken diese sein gesamtes Leben nach. Erfahrungen, die ein Welpe jetzt versäumt, kann er nicht oder nur sehr schwierig nachholen. Unbekanntes wird, wenn es später auftritt, erst einmal Unsicherheit, Angst oder als Folge Aggression auslösen. Angst verhindert Lernen oder macht das Lernen sehr schwer!

Man bezeichnet diesen Lebensabschnitt, also die dritte bis zur zirka zwölften, 13., 14. Lebenswoche als „sensible oder kritische Phase“. In dieser Zeit werden die Grundlagen für das spätere Verhalten des Hundes geschaffen. Jetzt entwickelt sich gerade das „Fundament“ des gesamten Verhaltens des Hundes – auf wackligen Beinen kann es nicht stehen, so dass möglichst viele Bereiche (allerdings immer vorsichtig, schrittweise und so schonend wie möglich) qualitativ hochwertig abgedeckt werden sollten. Eine Überstimulation kann hier leider genauso schwerwiegende Folgen haben wie eine Unterstimulation; fehlende positive Erfahrungen wirken sich oft nachhaltig aus.

Diese Zeit ist so immens wichtig und es wird leider oft versäumt, sie zu nutzen; sei es aus Kostengründen, sei es aus Lustlosigkeit oder Ignoranz. Häufig wird argumentiert: „wir treffen doch Hunde auf dem Spaziergang“ – jeder, der dies sagt, und denkt, ein zufälliges Treffen ein, zwei mal täglich für ein paar Minuten reiche aus, um den Bedürfnissen eines Hundes nachzukommen, hat noch kein Spiel unter gleichaltrigen Welpen beobachtet. Das ist etwas ganz anderes! Erwachsene Hunde, die man trifft, ignorieren die Kleinen oft und halbwüchsige Hunde möchten ihre Kräfte messen, sind also manchmal keine geeigneten Spielpartner für einen sich entwickelnden Welpen – die Gefahr von schlechten Erfahrungen ist groß. 
Ein entspanntes, weil fachgerecht kontrolliertes Spiel unter Welpen ist mit zufälligen Treffen von Hunden auf einem Spaziergang nicht zu vergleichen. Zudem herrscht vielerorts Leinenpflicht und einige Welpenbesitzer trauen sich nicht, ihren Kleinen von der Leine zu lassen; es wurde vielleicht auch noch kein Rückrufsignal aufgebaut und man ist unsicher. Spielen im angeleinten Zustand ist im Hinblick auf die weitere Entwicklung von Verhaltensweisen und aufgrund des Risikos von Verletzungen durch die Leine besser zu vermeiden. 
Der Besuch einer gut geführten Welpengruppe dient der gezielten Nutzung der sensiblen Phase und somit der Förderung einer positiven Verhaltensentwicklung Ihres Hundes.

Die Trennung des Welpen von seiner Mutter und den Wurfgeschwistern führt zum Abbruch wichtiger Lern- und Entwicklungsprozesse. Regelmäßiger Kontakt zu Art- und vor allem Altersgenossen ermöglicht Ihrem Hund, diese Entwicklungsprozesse fortzusetzen und zahlreiche Erfahrungen zu machen.

Gute Welpengruppen sollten nicht mit einer so genannten Welpenschule verwechselt werden. In manchen Hundeschulen werden oft bereits mit den kleinsten Welpen eine oder eineinhalb Stunden lang nur "Kommandos" trainiert und es wird keinerlei Rücksicht auf die Konzentrationsfähigkeit der noch so jungen Hunde genommen (Welpen können sich nur sehr kurze Zeit konzentrieren – mit einem Hund sollte jedoch niemals über die Konzentrationsfähigkeit hinaus geübt werden). 
In einer guten Welpengruppe steht das kontrollierte Sozialspiel der Welpen untereinander und mit den teilnehmenden Hundebesitzern und das altersgerechte Erlernen erster Signale im Vordergrund, möglichst in gleichen Anteilen. Wir üben in unserer Welpengruppe zusätzlich auch ruhiges Warten, die Konzentration auf den Menschen trotz anwesender anderer Hunde, Möglichkeiten der Entspannung beim Anblick anderer Hunde sowie das Herausrufen aus dem Spiel in für die Kleinen angepassten Einheiten. Wichtige Themen sollten ebenfalls besprochen werden, die den Halter im Alltag häufig vor Fragen stellen.

Ein fester Bestandteil sollte also das kontrollierte Sozialspiel sein:
Im Spiel werden alle Verhaltensweisen, die für den erwachsenen Hund von großer Bedeutung sind, ohne Ernstbezug eingeübt; es dient der Sozialisation und fördert die geistige und körperliche Entwicklung eines Hundes. Soziale Fähigkeiten werden spielerisch ohne Zwang, Druck und Angst gefördert. Sie sichern einen späteren konfliktfreien Umgang der Hunde miteinander. Tieren, welchen fortlaufend der Kontakt zu Artgenossen untersagt wird und welche in einer reizarmen Umwelt aufwachsen müssen, entwickeln mit großer Sicherheit Verhaltensstörungen. „Kontrolliertes“ Sozialspiel bedeutet, dass eine qualifizierte Fachkraft das Spiel überwacht – die Schwierigkeit besteht im Zeitpunkt des Eingreifens bzw. der Kontrolle. Das Spiel sollte nicht zu früh unterbrochen werden, die Welpen sollen im Rahmen der Sozialisierung auf Artgenossen lernen, Konflikte zu vermeiden, das Spiel sollte aber auch nicht zu spät oder gar nicht unterbrochen werden. Leider gibt es Welpengruppen, in welchen nicht kontrolliert und demnach auch nicht abgebrochen wird, wenn es sein müsste. Ich finde es sehr schlimm, wenn ein Hund bereits als Welpe lernt, wie er andere drangsalieren kann, ohne gebremst zu werden und genauso schlimm, dass manchen Welpen vermittelt wird, Hundekontakte seien immer mit Angst verbunden. Auch Sie als Hundehalter sollten lernen dürfen, wann Ihr Hund unangemessen spielt bzw. was Sie tun können, wenn Ihr Hund zu grob wird oder wenn Ihr Hund gemobbt wird! Die Trainerin oder der Trainer sollte erklärend begleiten.

In guten Welpengruppen wird Ihr Hund auch mit verschiedenen Umweltreizen konfrontiert und lernt dabei, diesen angstfrei zu begegnen. Sie als Welpenbesitzer lernen, wie Sie am besten mit den Ängsten Ihres Welpen umgehen sollten, um Probleme zu verhindern. Wir versuchen, in unserer Welpengruppe die in der Welpenzeit wichtigen Reize, Themen und Übungen im Kurs unterzubringen.

Die Welpenbesitzer sollten Anleitung und praktische Hilfestellung zum richtigen und verhaltensgerechten Umgang mit ihrem Hund erhalten. Darüber hinaus sollte eine Welpenstunde Gelegenheit bieten, alle die Hundehaltung betreffenden Fragen, aber auch aktuell auftretende Probleme anzusprechen. 

Ein abgeschlossenes Gelände mit Struktur ermöglicht ein gezieltes Rückruftraining und verhindert, dass Unfälle passieren. Zudem sind die Hundebesitzer viel entspannter, wenn die oder der Kleine nicht einfach weglaufen kann. Das Gelände sollte nicht zu groß sein, da sich einige Hunde doch zurückziehen könnten und so nicht sozialisiert werden (Quelle Bundestierärztekammer)

Die Gruppengröße sollte sechs, sieben Welpen pro Trainerin oder Trainer nicht übersteigen, um alle Tiere gezielt beobachten zu können und alle Fragen beantworten zu können. Eine Trennung großer und kleiner Hunderassen ist im Hinblick auf die Verhaltensentwicklung und Sozialisierung wenig sinnvoll, aber gerade bei "gemischten" Gruppen ist eine intensive Überwachung und Kontrolle des Sozialspiels unabdingbar. Auch ein Yorkshire – Terrier kann und sollte den Umgang mit einem Rottweiler lernen dürfen und große Hunde sollten lernen dürfen, sich im Spiel mit den kleineren Rassen zu „dosieren“ – das klappt übrigens erstaunlich gut. Es ist wirklich nett, wie oft sich ein sehr harmonisches Spiel zwischen großen und kleinen Hunden entwickelt. Und es ist wichtig; wenn Hunde nicht auf die kleineren Artgenossen sozialisiert sind, zeigen sie in vielen Fällen fehlgeleitetes Jagdverhalten. Oft gibt es kleine Hunderassen, die den Umgang mit großen Rassen nicht gelernt haben und in ihrer Furcht dann zum Einsatz von aggressivem Verhalten zur Distanzierung neigen. Das alles muss nicht sein – sie sollten Ihrem Hund die Möglichkeit geben, mit allen Hunderassen kommunizieren zu können. 

Gestehen Sie Ihrem Hund aber bitte einige Tage Eingewöhnungszeit in seinem neuen Zuhause zu, bevor Sie eine Welpengruppe besuchen. Es ist in manchen Fällen auch sinnvoll, nach Impfterminen nicht direkt zur Welpengruppe zu kommen. Ganz allgemein sollte der Welpe fit, gesund und munter sein, denn sonst besteht das Risiko von falschen Verknüpfungen bzw. schlechten Erfahrungen durch eine Assoziation des Unwohlseins mit anderen Hunden.

Zur obigen Grundfrage kann ich also nur sagen, dass der Welpenkurs für das Hundeverhalten der wichtigste aller Kurse ist – wenn er denn gut geführt wird. Vieles, was Hunde erst nach dem Welpenalter betrifft, kann mit entsprechend guter Fachliteratur selbständig gelernt und trainiert werden, aber all die positiven Erfahrungen, die ein Welpe in einer guten Hundeschule machen kann, können nicht oder kaum nachgeholt werden. Andererseits sind die Erfahrungen, die ein Welpe in einer schlecht geführten Welpenschule machen könnte, ebenfalls sehr schwierig zu löschen……

Deshalb sollte sich jeder Welpenbesitzer gut informieren und sich verschiedene Anbieter ansehen – mit gesundem Menschenverstand und ausreichend Wissen wird er die richtige Gruppe für seinen Welpen finden. Eine Teilnahme an  einem Schnuppertermin ist meist auch ohne Hund möglich.

Wenn Sie sich fragen, ob Sie eine Hundeschule besuchen sollen und ab welchem Kurs dies wichtig wäre, dann sollten Sie sich auf jeden Fall mindestens für eine gute Welpengruppe entscheiden! Und es macht einfach unheimlich viel Spaß! 

Wo sind die anderen?

Übrigens ist es Humbug, erst bis zum vollständigen Tollwutimpfschutz (mit zirka 16 bis 18 Wochen) zu warten, wie es einige Züchter noch propagieren. Dann ist der „Welpe“ meist schon ein „Junghund“ und die wichtige Zeit ist verstrichen!


Montag, 6. Juni 2011

Für die Sportgruppen-Neulinge und alle Interessierten - Clickertraining

In unseren ersten beiden Sportgruppen-Terminen haben wir in der Gruppe den Einsatz des Clickers gelernt und geübt. Durch den kleinen Click ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten. Wir hatten das freie Formen (free shaping) sowie auch das Targettraining erlernt.

Hier ein Film von einer der "GroßmeisterInnen" des Clickertrainings, Karen Pryor:


In diesem Video zeigt sie das Targettraining bei einem Fisch. Er wird mit Schnecken belohnt.
Jetzt sollte doch alle der Ehrgeiz packen.

Noch ein paar Informationen für Kaninchenbesitzer: hier gibt es Anregungen zum Targettraining bei Kaninchen.

Und für Katzenbesitzer hier (bitte klicken :-)) zum Agility für Katzen.

Ich wünsche viel Spaß!