Dienstag, 7. Juni 2011

Muss mein Welpe unbedingt in die Welpenschule / Welpengruppe gehen?

Diese Frage stellen sich viele Neuhundebesitzer. Ich möchte versuchen, diese Frage zu beantworten und grundlegende Kenntnisse einzubringen.

Meine persönliche Meinung ist, dass der Welpenkurs der wichtigste aller Kurse ist, wenn er gut geführt ist. Die Erfahrungen, die der Hund in diesem Lebensabschnitt macht, prägen ihn nachhaltig und sind im Alltag kaum herzustellen, wenn man keine gute Welpengruppe besucht. 


Dieser hier ist noch zu klein, aber bald geht es in die neue Familie und dann hoffentlich in eine Welpengruppe!

Was bedeutet dies im Detail und warum?

Der Welpe befindet sich momentan in einer Lebensphase, welche sein gesamtes späteres Leben nachhaltig beeinflussen wird. Erfahrungen, die der Welpe im Alter von drei bis (streng genommen zwölf, aber auch noch bis) zirka vierzehn Wochen macht, wird er nie wieder vergessen. Er wird allen Menschen, Tieren und  Umweltreizen neugierig und offen gegenüberstehen. Hat er Gelegenheit, positive Erfahrungen zu machen, wirken diese sein gesamtes Leben nach. Erfahrungen, die ein Welpe jetzt versäumt, kann er nicht oder nur sehr schwierig nachholen. Unbekanntes wird, wenn es später auftritt, erst einmal Unsicherheit, Angst oder als Folge Aggression auslösen. Angst verhindert Lernen oder macht das Lernen sehr schwer!

Man bezeichnet diesen Lebensabschnitt, also die dritte bis zur zirka zwölften, 13., 14. Lebenswoche als „sensible oder kritische Phase“. In dieser Zeit werden die Grundlagen für das spätere Verhalten des Hundes geschaffen. Jetzt entwickelt sich gerade das „Fundament“ des gesamten Verhaltens des Hundes – auf wackligen Beinen kann es nicht stehen, so dass möglichst viele Bereiche (allerdings immer vorsichtig, schrittweise und so schonend wie möglich) qualitativ hochwertig abgedeckt werden sollten. Eine Überstimulation kann hier leider genauso schwerwiegende Folgen haben wie eine Unterstimulation; fehlende positive Erfahrungen wirken sich oft nachhaltig aus.

Diese Zeit ist so immens wichtig und es wird leider oft versäumt, sie zu nutzen; sei es aus Kostengründen, sei es aus Lustlosigkeit oder Ignoranz. Häufig wird argumentiert: „wir treffen doch Hunde auf dem Spaziergang“ – jeder, der dies sagt, und denkt, ein zufälliges Treffen ein, zwei mal täglich für ein paar Minuten reiche aus, um den Bedürfnissen eines Hundes nachzukommen, hat noch kein Spiel unter gleichaltrigen Welpen beobachtet. Das ist etwas ganz anderes! Erwachsene Hunde, die man trifft, ignorieren die Kleinen oft und halbwüchsige Hunde möchten ihre Kräfte messen, sind also manchmal keine geeigneten Spielpartner für einen sich entwickelnden Welpen – die Gefahr von schlechten Erfahrungen ist groß. 
Ein entspanntes, weil fachgerecht kontrolliertes Spiel unter Welpen ist mit zufälligen Treffen von Hunden auf einem Spaziergang nicht zu vergleichen. Zudem herrscht vielerorts Leinenpflicht und einige Welpenbesitzer trauen sich nicht, ihren Kleinen von der Leine zu lassen; es wurde vielleicht auch noch kein Rückrufsignal aufgebaut und man ist unsicher. Spielen im angeleinten Zustand ist im Hinblick auf die weitere Entwicklung von Verhaltensweisen und aufgrund des Risikos von Verletzungen durch die Leine besser zu vermeiden. 
Der Besuch einer gut geführten Welpengruppe dient der gezielten Nutzung der sensiblen Phase und somit der Förderung einer positiven Verhaltensentwicklung Ihres Hundes.

Die Trennung des Welpen von seiner Mutter und den Wurfgeschwistern führt zum Abbruch wichtiger Lern- und Entwicklungsprozesse. Regelmäßiger Kontakt zu Art- und vor allem Altersgenossen ermöglicht Ihrem Hund, diese Entwicklungsprozesse fortzusetzen und zahlreiche Erfahrungen zu machen.

Gute Welpengruppen sollten nicht mit einer so genannten Welpenschule verwechselt werden. In manchen Hundeschulen werden oft bereits mit den kleinsten Welpen eine oder eineinhalb Stunden lang nur "Kommandos" trainiert und es wird keinerlei Rücksicht auf die Konzentrationsfähigkeit der noch so jungen Hunde genommen (Welpen können sich nur sehr kurze Zeit konzentrieren – mit einem Hund sollte jedoch niemals über die Konzentrationsfähigkeit hinaus geübt werden). 
In einer guten Welpengruppe steht das kontrollierte Sozialspiel der Welpen untereinander und mit den teilnehmenden Hundebesitzern und das altersgerechte Erlernen erster Signale im Vordergrund, möglichst in gleichen Anteilen. Wir üben in unserer Welpengruppe zusätzlich auch ruhiges Warten, die Konzentration auf den Menschen trotz anwesender anderer Hunde, Möglichkeiten der Entspannung beim Anblick anderer Hunde sowie das Herausrufen aus dem Spiel in für die Kleinen angepassten Einheiten. Wichtige Themen sollten ebenfalls besprochen werden, die den Halter im Alltag häufig vor Fragen stellen.

Ein fester Bestandteil sollte also das kontrollierte Sozialspiel sein:
Im Spiel werden alle Verhaltensweisen, die für den erwachsenen Hund von großer Bedeutung sind, ohne Ernstbezug eingeübt; es dient der Sozialisation und fördert die geistige und körperliche Entwicklung eines Hundes. Soziale Fähigkeiten werden spielerisch ohne Zwang, Druck und Angst gefördert. Sie sichern einen späteren konfliktfreien Umgang der Hunde miteinander. Tieren, welchen fortlaufend der Kontakt zu Artgenossen untersagt wird und welche in einer reizarmen Umwelt aufwachsen müssen, entwickeln mit großer Sicherheit Verhaltensstörungen. „Kontrolliertes“ Sozialspiel bedeutet, dass eine qualifizierte Fachkraft das Spiel überwacht – die Schwierigkeit besteht im Zeitpunkt des Eingreifens bzw. der Kontrolle. Das Spiel sollte nicht zu früh unterbrochen werden, die Welpen sollen im Rahmen der Sozialisierung auf Artgenossen lernen, Konflikte zu vermeiden, das Spiel sollte aber auch nicht zu spät oder gar nicht unterbrochen werden. Leider gibt es Welpengruppen, in welchen nicht kontrolliert und demnach auch nicht abgebrochen wird, wenn es sein müsste. Ich finde es sehr schlimm, wenn ein Hund bereits als Welpe lernt, wie er andere drangsalieren kann, ohne gebremst zu werden und genauso schlimm, dass manchen Welpen vermittelt wird, Hundekontakte seien immer mit Angst verbunden. Auch Sie als Hundehalter sollten lernen dürfen, wann Ihr Hund unangemessen spielt bzw. was Sie tun können, wenn Ihr Hund zu grob wird oder wenn Ihr Hund gemobbt wird! Die Trainerin oder der Trainer sollte erklärend begleiten.

In guten Welpengruppen wird Ihr Hund auch mit verschiedenen Umweltreizen konfrontiert und lernt dabei, diesen angstfrei zu begegnen. Sie als Welpenbesitzer lernen, wie Sie am besten mit den Ängsten Ihres Welpen umgehen sollten, um Probleme zu verhindern. Wir versuchen, in unserer Welpengruppe die in der Welpenzeit wichtigen Reize, Themen und Übungen im Kurs unterzubringen.

Die Welpenbesitzer sollten Anleitung und praktische Hilfestellung zum richtigen und verhaltensgerechten Umgang mit ihrem Hund erhalten. Darüber hinaus sollte eine Welpenstunde Gelegenheit bieten, alle die Hundehaltung betreffenden Fragen, aber auch aktuell auftretende Probleme anzusprechen. 

Ein abgeschlossenes Gelände mit Struktur ermöglicht ein gezieltes Rückruftraining und verhindert, dass Unfälle passieren. Zudem sind die Hundebesitzer viel entspannter, wenn die oder der Kleine nicht einfach weglaufen kann. Das Gelände sollte nicht zu groß sein, da sich einige Hunde doch zurückziehen könnten und so nicht sozialisiert werden (Quelle Bundestierärztekammer)

Die Gruppengröße sollte sechs, sieben Welpen pro Trainerin oder Trainer nicht übersteigen, um alle Tiere gezielt beobachten zu können und alle Fragen beantworten zu können. Eine Trennung großer und kleiner Hunderassen ist im Hinblick auf die Verhaltensentwicklung und Sozialisierung wenig sinnvoll, aber gerade bei "gemischten" Gruppen ist eine intensive Überwachung und Kontrolle des Sozialspiels unabdingbar. Auch ein Yorkshire – Terrier kann und sollte den Umgang mit einem Rottweiler lernen dürfen und große Hunde sollten lernen dürfen, sich im Spiel mit den kleineren Rassen zu „dosieren“ – das klappt übrigens erstaunlich gut. Es ist wirklich nett, wie oft sich ein sehr harmonisches Spiel zwischen großen und kleinen Hunden entwickelt. Und es ist wichtig; wenn Hunde nicht auf die kleineren Artgenossen sozialisiert sind, zeigen sie in vielen Fällen fehlgeleitetes Jagdverhalten. Oft gibt es kleine Hunderassen, die den Umgang mit großen Rassen nicht gelernt haben und in ihrer Furcht dann zum Einsatz von aggressivem Verhalten zur Distanzierung neigen. Das alles muss nicht sein – sie sollten Ihrem Hund die Möglichkeit geben, mit allen Hunderassen kommunizieren zu können. 

Gestehen Sie Ihrem Hund aber bitte einige Tage Eingewöhnungszeit in seinem neuen Zuhause zu, bevor Sie eine Welpengruppe besuchen. Es ist in manchen Fällen auch sinnvoll, nach Impfterminen nicht direkt zur Welpengruppe zu kommen. Ganz allgemein sollte der Welpe fit, gesund und munter sein, denn sonst besteht das Risiko von falschen Verknüpfungen bzw. schlechten Erfahrungen durch eine Assoziation des Unwohlseins mit anderen Hunden.

Zur obigen Grundfrage kann ich also nur sagen, dass der Welpenkurs für das Hundeverhalten der wichtigste aller Kurse ist – wenn er denn gut geführt wird. Vieles, was Hunde erst nach dem Welpenalter betrifft, kann mit entsprechend guter Fachliteratur selbständig gelernt und trainiert werden, aber all die positiven Erfahrungen, die ein Welpe in einer guten Hundeschule machen kann, können nicht oder kaum nachgeholt werden. Andererseits sind die Erfahrungen, die ein Welpe in einer schlecht geführten Welpenschule machen könnte, ebenfalls sehr schwierig zu löschen……

Deshalb sollte sich jeder Welpenbesitzer gut informieren und sich verschiedene Anbieter ansehen – mit gesundem Menschenverstand und ausreichend Wissen wird er die richtige Gruppe für seinen Welpen finden. Eine Teilnahme an  einem Schnuppertermin ist meist auch ohne Hund möglich.

Wenn Sie sich fragen, ob Sie eine Hundeschule besuchen sollen und ab welchem Kurs dies wichtig wäre, dann sollten Sie sich auf jeden Fall mindestens für eine gute Welpengruppe entscheiden! Und es macht einfach unheimlich viel Spaß! 

Wo sind die anderen?

Übrigens ist es Humbug, erst bis zum vollständigen Tollwutimpfschutz (mit zirka 16 bis 18 Wochen) zu warten, wie es einige Züchter noch propagieren. Dann ist der „Welpe“ meist schon ein „Junghund“ und die wichtige Zeit ist verstrichen!


Montag, 6. Juni 2011

Für die Sportgruppen-Neulinge und alle Interessierten - Clickertraining

In unseren ersten beiden Sportgruppen-Terminen haben wir in der Gruppe den Einsatz des Clickers gelernt und geübt. Durch den kleinen Click ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten. Wir hatten das freie Formen (free shaping) sowie auch das Targettraining erlernt.

Hier ein Film von einer der "GroßmeisterInnen" des Clickertrainings, Karen Pryor:


In diesem Video zeigt sie das Targettraining bei einem Fisch. Er wird mit Schnecken belohnt.
Jetzt sollte doch alle der Ehrgeiz packen.

Noch ein paar Informationen für Kaninchenbesitzer: hier gibt es Anregungen zum Targettraining bei Kaninchen.

Und für Katzenbesitzer hier (bitte klicken :-)) zum Agility für Katzen.

Ich wünsche viel Spaß!

Freitag, 27. Mai 2011

Neues Hundegesetz ist verabschiedet

HANNOVER. Der Niedersächsische Landtag hat heute die Neufassung des Niedersächsischen Hundegesetzes verabschiedet. Das Gesetz tritt am 1. Juli 2011 in Kraft.

Damit wird das bisherige Hundegesetz, das Regelungen für den Fall enthielt, dass ein Hund im Einzelfall als gefährlich in Erscheinung trat, abgelöst. Die Neufassung beinhaltet nun - aufbauend auf den bisherigen Regelungen - unter anderem die Verpflichtung, dass jede Person, die in Niedersachsen einen Hund hält, zukünftig sachkundig sein muss. „Das neue Hundegesetz stärkt den Tierschutz und hilft, Beißunfälle in Zukunft zu vermeiden", so Minister Gert Lindemann.

Ein Bestandteil des Hundegesetzes ist die Sachkundeerfordernis, für die eine Übergangszeit von zwei Jahren vorgesehen ist. Hundehalter müssen die Sachkundeerfordernis also am 1. Juli 2013 nachweisen können. Personen, die nachweislich innerhalb der vergangenen zehn Jahre vor der Aufnahme der Hundehaltung mindestens zwei Jahre ununterbrochen einen Hund gehalten haben, gelten als sachkundig und brauchen die Prüfung nicht ablegen. Ebenso als sachkundig gelten bestimmte Personenkreise wie Tierärzte, für die Betreuung von Diensthunden verantwortliche Personen oder solche, die einen Blindenführhund halten.
Neu ist auch die Pflicht zum Abschluss einer Haftpflichtversicherung für alle Hunde ab einem Alter von sechs Monatensowie die Pflicht zur Kennzeichnung (Chippen) der Hunde ab einem Alter von sechs Monaten, um die Identifizierung sicherzustellen. Für den Abschluss der Haftpflichtversicherung und die Chippung der Hunde gelten keine Übergangsregelungen, beides muss also so schnell wie möglich erfolgt sein. Innerhalb von zwei Jahren wird für Niedersachsen ein zentrales Register eingeführt, in dem Angaben zur Hunde haltenden Person und zum Hund erfasst werden, die der Hundehalter zu machen hat.

Die in Bezug auf gefährliche Hunde bestehende Zuständigkeit der Landkreise/kreisfreien Städte bleibt unverändert. Im Übrigen nehmen die Gemeinden nach einer gewissen Frist künftig anlassbezogen Überwachungsaufgaben nach dem Gesetz wahr.

Pressemitteilung des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung am 25.05.2011

Dienstag, 24. Mai 2011

Aktuelle Termine im Dezember




Welpengruppe:  Unsere Welpengruppe trainiert und spielt ganzjährig, also auch während des Winters

Letzter Termin für 2011: Mittwoch, 28.12.11 von 13.30 bis 14.30 Uhr. Der 07.01.2012 ist der nächste reguläre Trainingstermin. Sondertermin Mittwoch, 04.01.2012, 16 bis 17 Uhr.

Die Welpengruppe / Welpenschule findet ab dem 07.01.2011 samstags von 13.00 bis 14.00 Uhr in der Hamburger Str. 4 im Gewerbegebiet Rethen - Nord auf unserem vorderen Trainingsplatz statt. Achtung, neue Trainingszeit 13 Uhr!

Ein Einstieg ist jederzeit möglich, da es sich um einen fortlaufenden Kurs handelt. Welpen und ihre Besitzer, die im Rahmen einer kostenlosen Probestunde bei uns hereinschnuppern, sind herzlich willkommen (Entwurmung und Impfung des Welpen vorausgesetzt)! Bitte melden Sie sich bei Interesse per Mail oder Telefon, damit ich Informationsmaterial für Sie mitbringen kann und um korrekte Zeitangaben zu erhalten, falls sich ein Termin kurzfristig ändert.

Neuzugänge und Interessenten sind herzlich willkommen! 

Jeder neue Welpengruppen-Teilnehmer erhält nach der kostenlosen Probestunde und der Anmeldung zur Teilnahme an der Welpengruppe eine ausführliche Infomappe sowie persönliche Informationen zum Rückruftraining in einem Einzeltermin (ca. 15 - 20 Minuten, incl. schriftlicher Zusammenfassung)!
Kosten für unsere Welpengruppe: 9 Euro pro Stunde (excl. MwSt); kostenloser Probetermin,  Einzelunterricht zum Thema Rückruf, Abrechnung nach tatsächlich in Anspruch genommenen Stunden - kein Pauschalpreis!


Basiserziehungskurs Dezember/Januar 2011 / 2012: Beginn am 01.12.11 mit dem ersten Theorieabend, erster praktischer Termin  03.12.2011,  Trainingszeit Samstag, 10.30 Uhr bis 11.30 Uhr. Jahreszeitgerechte Trainingseinheiten in 60-Minuten-Elementen mit Bewegungspausen für Hund und Halter. Termine bis Silvester: 01.12.11, 03.12.11, 10.12.11. Nächster regulärer Termin am 07.01.2012 um 10.30 Uhr. Die Termine ab 2012 folgen noch.

Basiserziehungskurs Januar / Februar 2012: Im Januar beginnt ein neuer Basiserziehungskurs, Trainingszeit Samstagnachmittag. Die Termine werden demnächst festgelegt, Voranmeldungen sind möglich.

Aufbaukurs:   Der nächste Aufbaukurs startet im Januar 2012. Trainingszeit Freitag- oder Samstagnachmittag nach Absprache. Voranmeldungen sind möglich, es sind noch Plätze frei. 

Fortgeschrittene: (auch zur Vorbereitung auf den Hundeführerschein bzw. die Prüfung zum Hundeführerschein). Der Kurs beinhaltet acht Trainingstermine zu ca. 60 -75 Minuten. sowie einen Theorieabend. Eine neue Gruppe beginnt im Januar 2012. Trainingszeit  Freitagnachmittag oder Samstagnachmittag nach Absprache; auch Samstagvormittag möglich. Voranmeldungen werden gerne entgegengenommen. Noch zwei Plätze frei.

Sportgruppe Anfänger: Die nächste Anfänger-Gruppe startet voraussichtlich im Februar / März 2012, je nach Wetterlage auch früher. Voranmeldungen sind  bereits möglich. Bei Interesse können Sie aktuell gerne in die Fortgeschrittenen-Gruppe hereinschnuppern, um sich einen Eindruck zu verschaffen! (Für einen Schnuppertermin bitte anmelden).

Sportgruppe Fortgeschrittene: Das Agility - Mobility - Tricks - und Clickertraining wird weitergeführt. Der Fortgeschrittenenkurs beinhaltet zehn Termine mit weiteren Hindernissen und Übungen. Start am 07.10.2011 von 17 bis 18 Uhr. Weitere Termine: 14.10.11, 28.10.11, 04.11.11, 11.11.11, 18.11.11, 25.11.11, 02.12.11-entfällt, 09.12.11. und  06.01.12, Trainingszeit  15.30 bis 16.30 Uhr!

Termine Theorieprüfung und praktische Prüfung Hundeführerschein / D.O.Q.- Test: individuelle Prüfungstermine nach Ihren Wünschen, bitte anmelden, eine Woche Vorlaufzeit einkalkulieren! Die praktische Prüfung  unseres Hundeführerscheins wird in Laatzen abgenommen, die Theorieprüfung können Sie bei mir in Laatzen - Rethen sowohl schriftlich als auch computergestützt ablegen. Achtung, Voraussetzung für die praktische Prüfung ist die bestandene Theorieprüfung. 

Erste-Hilfe-Seminar: für 2012 geplant, Wochenendseminar mit praktischen Übungen, Skripten sowie Materialien; zirka sechs Stunden, verteilt auf drei Stunden Samstag und drei Stunden am Sonntag.

Bitte geben Sie bei der Anmeldung bzw. Kursinformation gleich Ihre Abwesenheitszeiten mit an – wir versuchen, uns danach zu richten, damit Ihnen keine Stunden verloren gehen bzw. damit Sie keine Stunden nachholen müssen!

Das Kurssystem begleitet Sie von der Welpengruppe über  die Hundegrunderziehung und das allgemeine Hundetraining bis hin zum Hundeführerschein, Agility oder Nasenarbeit - die Kurse sind auch einzeln buchbar. Das Training findet auf unseren Plätzen in Laatzen - Rethen statt, aber auch in externen Trainingseinheiten (Stadt, Feld).

Fragen Sie per Email oder telefonisch nach, ich freue mich auf Sie und Ihren Hund!

Montag, 23. Mai 2011

Für Welpenbesitzer – warum ist eine gut geführte Welpenspielstunde und das Erlernen von Frustrationstoleranz wichtig?

Hunde brauchen andere Hunde, deshalb suchen Sie hoffentlich eine gute geführte und geleitete Welpengruppe für Ihren Kleinen.


Ihr Welpe befindet sich gerade in einer Entwicklungsphase, in welcher er zahlreiche Nervenverknüpfungen im Gehirn ausbildet, wenn er Umweltreizen ausgesetzt ist. Diese Nervenverknüpfungen werden jedoch nur dann gezielt ausgebildet und gefestigt, wenn genügend Reize auftreten und Erfahrungen gemacht werden können.
Je mehr Nervenverbindungen ausgebildet werden, desto leistungsfähiger ist das Gehirn. Hierbei ist „milder“ Stress förderlich, das heißt, ein in Zuckerwatte gepackter Welpe, dem jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird und der vor allen Reizen „beschützt“ wird, muss sich nicht auf wechselnde Bedingungen einstellen und muss nicht lernen, mit Frustration und Misserfolg umzugehen. Die Ausbildung von Frustrationstoleranz ist jedoch sehr wichtig. Ein gewisses Maß an Frustration sollte ertragen werden können – aber dies muss gelernt werden. An der Reaktion der Umwelt und der Umgebung können Hunde feststellen, welches Verhalten angemessen ist und sich dann entsprechend anpassen, um zum Erfolg zu kommen. Das Lernen  von Frustrationstoleranz beginnt schon beim Züchter beim abgedrängt werden vom Wurfgeschwister an der Zitze, dann beim Absetzen der Welpen (sie werden nicht mehr gesäugt, die Mutter verhindert ein Trinken von Milch) und auch im Spiel mit den Wurfgeschwistern. Wer zu grob im Spiel ist, erfährt Frustration durch den Spielabbruch des anderen Geschwisters und lernt ….

Sie sollten, wenn der Welpe bei Ihnen eingezogen ist, ein gewisses Maß an Frustration gezielt, vorsichtig und vor allem welpengerecht einsetzen, um ihren Hund weiter darin zu trainieren. Das sollte auch in einer guten Welpengruppe passieren, sowohl im kontrolliertem Sozialspiel mit den anderen Welpen und in den gezielten Warteeinheiten während den Übungen und während der Besprechung des Tagesthemas – hier lernen die Kleinen, ruhig zu warten, trotz der anwesenden anderen Hunde, und somit auch, leichte Frustration zu ertragen. Gleichzeitig werden Sie als Besitzer angeleitet, wie Sie das ruhige Warten am schnellsten und einfachsten fördern können. Auch das (manchmal nötige) Abbrechen einer zu groben oder ungünstigen Spieleinheit durch den kompetenten Trainer, durch Sie – Sie sollten das lernen dürfen - oder durch den anderen Welpen und dadurch leichte Frustration muss gelernt werden. Es führt dazu, dass der kleine Hund beim nächsten Mal sanfter sein wird, manchmal braucht es jedoch ein paar Wiederholungen….. Lassen Sie sich bitte niemals einreden, Ihr Welpe oder Ihr Hund müsse durch irgendetwas jetzt durch und dass Hunde das immer alleine miteinander ausmachen. Achten Sie auf die Qualifikation der Trainer  und bedenken Sie, dass Hundetrainer oder –ausbilder oder „diplomierter Tierpsychologe“ in Deutschland immer noch keine geschützte oder gültige Berufsbezeichnung ist, zu welcher es eine anerkannte Qualifikation gibt! (Es gibt lediglich den Hundefachwirt der IHK). Jemand, der schon dreißig Jahre Hunde ausbildet, kann immer noch der Dominanztheorie anhängen, sich nie fortbilden und Ihnen erzählen, dass Ihr Hund mehr Druck und Unterwerfung braucht!
Besuchen Sie Probestunden und verschaffen Sie sich einen Eindruck von der Arbeit, besuchen Sie ruhig auch weiterführende Kurse (Probestunden sollten auch in fortführenden Kursen möglich sein, hier besser ohne den Welpen), kein Leinenrucken, kein Lautwerden, kein Zwang und Druck, keine Stachelwürger, keine Riesengruppen mit zehn oder mehr Hunden etc.) und hören Sie auf Ihren Bauch! Es bringt übrigens überhaupt nichts, wenn ein Trainer Ihren Hund nimmt und Ihnen zeigt, wie etwas funktionieren sollte – das hilft Ihnen überhaupt nicht weiter. Ein guter Trainer sieht das Problem und kann es Ihnen kompetent erklären (möglichst mit lerntheoretischem Hintergrund), so dass Sie selbst das Problem abstellen können, indem Sie den Fehler erkennen. Dass ein Hund bei einem Trainer folgt, steht außer Frage, aber es ist Ihr Hund und Ihnen muss er gehorchen!   

Frustrationstoleranz sollte aber auch im Alltag ab und zu auf sanfte Art und Weise umgesetzt werden.
Hunde, die nicht gelernt haben, mit Frustration (man will etwas haben und bekommt es nicht / nicht sofort) umzugehen, geraten in frustrierenden Situationen leicht unter starke Anspannung und Druck und können aggressiv werden, um diesen Druck abzubauen. Dies gilt es rechtzeitig zu verhindern.
Ein gewisses Maß an negativen Erfahrungen (hier sind aber nicht Schmerzen oder Strafe gemeint!) ist also notwendig. Hierunter fallen zum Beispiel das Ende eines schönen Spiels mit dem Besitzer (Signal für Spielende aufbauen!), das ruhige Warten, bevor man mit dem Hund nach draußen geht (noch nicht bei Welpen, sie sollten, bis sie stubenrein geworden sind, schnellstmöglich nach draußen dürfen – die Kontrolle der Blase muss erst gelernt werden!), die Belohnung kommt erst, wenn der Hund ruhig sitzt, den Besitzer ansieht (nicht die Hand mit dem Ball oder dem Futter) und geduldig ist, der Hund bekommt keine Aufmerksamkeit, wenn er sie einfordert, sondern wenn der Besitzer entscheidet, wann u.s.w.

Das gesunde Maß sollte jedoch eingehalten werden, es müssen nicht ständig Frustrationen eingesetzt werden, besonders nicht beim Welpen. Sehr sensible Tiere sollten weit weniger frustriert werden, hier gilt es in erster Linie, Sicherheit über Kommunikation und Verständnis sowie Förderung des Selbstbewusstseins aufzubauen. Jeder Hund ist anders, es muss im Einzelfall herausgefunden werden, ob ein Hund Frustration gut tolerieren kann oder Probleme dabei hat –Hunde mit Problemen in diesem Feld sollten durch kleine Alltagsübungen (nicht in frustrierenden Situationen selbst) im Ertragen von frustrierenden Momenten trainiert werden – nicht über Stunden, sondern in täglichen, kleinen und kurzen Einheiten.

Hunde sollten nicht ständig nur Frustration erfahren müssen oder eben auch nicht nur in Watte gepackt und vermenschlicht werden:  Die Motivation eines Hundes ist gering, wenn er immer alles bekommt, aber auch, wenn er nie etwas bekommt. Wenn ein Hund nie zum Erfolg kommt, nur gestraft und nie gelobt oder gestreichelt wird, so erzeugt dieser Zustand massiven Stress. Hier ist kein Lernen mehr möglich. Es reicht also, wenn der Hund nicht alles sofort bekommt und nicht dann, wenn er es einfordert, sondern dann, wenn Sie es für richtig halten. Lassen Sie Ihren Hund auf sanfte Art und Weise lernen, dass die Welt nicht untergeht, wenn er Manches nicht bekommt und wenn er sich manchmal in Geduld üben muss.

Für die Junghunde sind vor allem Bleiben, Warten und Ruhe wichtige Punkte, die trainiert werden sollten.

Mittwoch, 11. Mai 2011

Von Wattebausch-Werfern und Hardlinern: Der korrekte Einsatz von Belohnungen

Mittlerweile existieren zahlreiche Methoden, um mit Hunden zu arbeiten. Bei der Flut der Meinungen, Trainingswege und Möglichkeiten ist so mancher Hundebesitzer überfordert oder zumindest verwirrt, welchen Weg er denn jetzt einschlagen soll. Oft wird geworben mit Schlagwörtern, wie „ohne Belohnungen“, „ohne Hilfsmittel“ oder es werden fragwürdige Techniken mit besonders obskuren Namen eingesetzt.

Zu Erziehungsmethoden, die meines Erachtens dem Tierschutz und der aktuellen Gesetzeslage widersprechen, möchte ich mich nicht äußern – es steht für mich außer Frage, dass es bessere und einfachere Möglichkeiten für jeden Hund und Halter gibt. Zudem ist nicht jeder Hund gleich, für jedes individuelle Hund-Halter-Team sollte der beste Weg gefunden werden und beide müssen sich wohl fühlen. Die dogmatische Herangehensweise ist meist die falsche.

Grundlegendes zum Thema Lernen möchte ich vorweg stellen.
Tiere lernen nicht, um einem anderen Tier oder einem anderen Lebewesen zu gefallen.
Was von manchen Menschen verlangt wird, ist, dass der Hund aus „Respekt“ lernen und folgen solle. Bei genauerem Hinsehen gibt es keinerlei Belohnung oder Motivation für den Hund. Das ist in der Natur nicht vorgesehen und kommt in der Tierwelt nicht vor. Tiere (und meist auch Menschen) lernen, um den eigenen Zustand zu verbessern. Tiere lernen und handeln nicht, weil sie Ihre Besitzer oder andere Tiere so gerne mögen. Sie lernen nur für sich selbst.

Auch wir Menschen müssen zur Arbeit motiviert werden, kaum einer von uns würde arbeiten und jeden Morgen pünktlich im Büro erscheinen, nur um es dem Chef recht zu machen. Wir arbeiten, weil wir Geld erhalten und damit Essen kaufen können, ein Dach über dem Kopf haben und uns ab und zu etwas Luxus leisten zu können. Selbst ehrenamtliche Tätigkeiten haben zum Lohn, dass die jeweilige Person Anerkennung ihrer Leistung durch andere erfährt. Kaum jemand tut wirklich etwas für „lau“ und Tiere eben überhaupt nicht.

Hunde müssen also motiviert werden, um mit uns zu arbeiten. Bei manchem Hund ist die Motivation leider, keine Strafe oder Prügel zu erhalten – er arbeitet aus Angst vor dem Besitzer. Angst aber ist kein Zustand, der das Lernen erleichtert – Angst schließt meist eine bewusste kognitive Leistung aus, da eine starke Emotion bewusstes Denken blockiert.

Motivation kann bei Hunden am besten mit Belohnung erzeugt werden – eine Belohnung muss und soll nicht immer ein Leckerchen sein!


Motivation (das auf emotionaler bzw. neuronaler Aktivität  beruhende Streben nach Zielen oder wünschenswerten Zielobjekten.) ist etwas ganz individuelles – jeder Hund wird durch andere Elemente motiviert bzw. situationsabhängig ganz unterschiedlich auf ein bestimmtes Motivationsmittel reagieren. Meist besitzen Umweltfaktoren und Handlungen die stärkste Motivation.

In meiner Hundeschule besprechen und üben wir die Möglichkeiten der Motivation und Belohnung in allen Kursen – eine Belohnung ist nicht ein „Vollstopfen“ des Hundes mit Leckerchen. Eine Belohnung kann nur motivierend wirken, wenn sie nicht stetig zur Verfügung steht, sondern gezielt eingesetzt wird! Zudem ist es wichtig zu wissen, für welche Kommandos oder für welche Aufgaben es sinnvoll ist, über eine Aktivierung des sympathischen Nervensystems oder des parasympathischen Nervensystems zu arbeiten. Das ist eine Grundvoraussetzung für ein effektives Training. Ich kenne Hunde, die durch den ständigen Einsatz von Spielzeug und Bällen zur Belohnung Zwangsstörungen entwickelt haben!

Eine Belohnung kann sein: eine Handlung durchführen dürfen, Aufmerksamkeit des Besitzers, Spiel mit anderen Hunden, Spiel mit dem Besitzer, in Mäuselöchern buddeln zu dürfen, rennen zu dürfen, baden zu dürfen und vieles mehr, aber eben auch Futter. Jedes Lebewesen benötigt Nahrung – warum also nicht den Hund für sein Futter arbeiten lassen, um Lernprozesse zu beschleunigen, anstatt für ein einfaches Sitz in der extrem ablenkungsarmen Umgebung der Küche (was für keinen Hund ein Problem darstellen sollte) gleich einen ganzen Napf Futter zu geben? Und dieser Napf ist dann in zwei Minuten geleert – die Nahrungssuche und -aufnahme müsste aber für eine artgerechte Haltung von Hunden einen größeren Teil der Tageszeit in Anspruch nehmen  (auch bei  Rohfleischfütterung ist Fleisch aus dem Napf, das der Hund nicht vorher erarbeiten oder erjagen muss, nicht besonders "natürlich" !)

Stellen Sie doch einmal eine Belohnungs-Prioritäten-Liste für Ihren Hund auf mit allen Dingen, die er besonders gerne mag und tut. An oberster Stelle steht die am stärksten belohnende Handlung, dies wäre bei meiner Hündin zum Beispiel einem Hasen hinterher hetzen zu dürfen. Das kann ich natürlich nicht einsetzen, aber ich kann mit einer Reizangel zum Ersatz bei mir und auf Signal ein Hetzspiel mit einem Dummy durchführen. Solch eine Belohnung gibt es natürlich nur für außerordentliche Leistung. Die für meine Hündin an letzter Stelle stehende Belohnung wäre eine Berührung – lieber hat sie noch ein verbales Lob. Manch ein Hund hat nicht wirklich was vom Streicheln, für einen anderen Hund kann dies eine stärkere Belohnung sein. Es ist, wie gesagt, eine sehr individuelle Geschichte und von Hund zu Hund verschieden.

Der allerwichtigste Punkt ist allerdings, dass Belohnungen nie als Lockmittel eingesetzt werden sollten. Zu Beginn des Aufbaus kann bis zu fünf mal gelockt werden, um ein Signal zu etablieren, danach darf eine Belohnung nur für die richtige Handlung und nur nach dem verbalen Lob gegeben werden. Dies ist der häufigste Fehler. Werden Belohnungen als Lockmittel eingesetzt, so folgt ein Hund nur dann, wenn er auch eine Belohnung in der Hand sieht – das ist Arbeiten mit „Bestechungen“. Hier läuft das Training völlig falsch und wird nur schlecht funktionieren. Für den Hund soll das Signal des Hundeführers relevant sein und nicht, ob ein Futterstück in der Hand gehalten wird.

Der zweite, große Fehler ist meist, dass die Belohnungen nach dem Aufbau und der Festigung nicht wieder abgebaut werden. Nur beim Einsatz einer intermittierenden Belohnung wird ein Verhalten auf Dauer gespeichert und häufiger gezeigt. Nachdem ein Kommando aufgebaut ist, sollte die Belohnung stufenweise abgebaut werden, bis sie nur noch selten und unvorhersehbar eingesetzt wird. Dies führt zu einem verstärkten „Feuern“ dopaminerger Neurone und somit zu einer erhöhten Motivation.

Bis zum nächsten Blogeintrag wünsche ich allen eine gute Zeit und viel Spaß beim Erstellen der Belohnungslisten. Ich freue mich, wenn ich ein paar „exotische“ Belohnungen erfahren darf.

Donnerstag, 5. Mai 2011

Was die Sozialisierung nur schwer abdecken kann….

Nun sind wir wieder aus Bayern (keine Leinenpflicht!!) und Wien (Fortbildung) zurück.
Jetzt geht es mit den Blogeinträgen weiter – heute mit einem Welpenthema...

 
Gerade vor zwei Wochen hatten wir in unserer Welpengruppe über die Sozialisierung an „verschiedene“ Menschen gesprochen und entsprechende Übungen durchgeführt. Kontakte mit der belebten Umwelt sind gerade in der Zeit von der dritten bis zur zwölften Lebenswoche und auch noch später sehr wichtig und sollten dem Welpen in angenehmer Form auf jeden Fall ermöglicht werden. Nicht nur Hundekontakte, sondern alle positiven Begegnungen mit anderen Tieren und Menschen „aller Art“ sind notwendig, um dem kleinen Hund eine gesunde Entwicklung und ein gelassenes Leben zu ermöglichen.

Durch meine Tätigkeit in der Verhaltensmedizin und als Hundetrainerin kommen im Laufe der Jahre einige Geschichten über „Begegnungen der anderen Art“ zusammen – also das Zusammentreffen mit Menschen, die situationsbedingt ganz anders aussehen, als sonst und die man im Alltag so nicht trifft. Es kann also bei diesen Extremfällen keine Sozialisierung stattgefunden haben und so ist es für die Hunde oft gar nicht so einfach, mit solchen Begegnungen umzugehen.

Ein Referent aus England erzählte vor einigen Jahren auf einer Fortbildung von einem sehr gut sozialisierten und ausgebildeten Hund, der eines Tages auf dem Spaziergang um die Ecke blickte und plötzlich außer sich war. Als der Hundeführer nachrückte, wurde deutlich, was den Hund so aufgebracht hatte. Die Ursache war ein Kanalarbeiter, der zur Hälfte in den Schacht gestiegen war. Klar, dass der Hund noch nie im Leben einen „halben“ Menschen gesehen hatte und das bedrohliche Etwas durch Bellen vertreiben wollte.

Ein Teilnehmer aus meiner Hundeschule konnte relativ knapp hintereinander ein paar „Sozialisierungsdefizite“ bei seinem Hund entdecken.
Das eine Mal war die etwas fülligere Nachbarin in ihrem Garten mit Unkraut jäten zu Gange. Der Hund dieses Teilnehmers kam sehr aufgeregt aus dem Garten zurück und wollte nicht mehr nach draußen. Als der Besitzer nachsehen ging, konnte er von der Nachbarin weder Kopf noch Oberkörper sehen – aus dem Blickwinkel des Hundes natürlich besonders skurril. Der Hund hatte ebenfalls „Erstkontakt“ zu einem „halben“ Menschen, der aber komischerweise nur aus einem Hinterteil bestand, das sich ab und zu bewegte. Ein paar Tage später trug ein anderer Nachbar eine Matratze vor sich her ins Haus und der Hund reagierte wieder ganz aufgeregt. Klar, wann sieht man denn schon ein Rechteck mit Beinen und Händen, aber ohne Kopf, welches sich bewegt….. Natürlich wurden alle Situationen für den Hund angenehm aufgelöst, der Hund durfte Kontakt aufnehmen, so dass hier keine Angstproblematik entstehen konnte.

Ich kann mich noch gut erinnern, als vor vielen Jahren die Inline-Skates aufkamen und unser damaliger Hund zum ersten Mal einen Menschen auf Rollen sehen konnte. Dieser Skater konnte, da die Rollschuhe noch ganz neu auf dem Markt waren, noch nicht so gut fahren, so dass er zusätzlich noch wild mit den Armen wedelte und dann zu guter Letzt hinfiel. Das entgeisterte Gesicht unseres Hundes können Sie sich bestimmt vorstellen. Heutzutage sind gehören Skater ja zum Straßenbild und sollten unbedingt in den Sozialisierungsprozess eingebunden sein (Kontakte mit Skatern oder Radfahrern sind Prüfungselemente in den gängigen Hundeführerscheinprüfungen)

Über Ostern hatte ich meine Familie in Bayern und so auch meine Schwägerin getroffen. Ab und zu arbeitet sie im Legoland Deutschland als Animateurin mit Stelzen. Sie ist dann bunt kostümiert und geschminkt und mit sehr hohen Stelzen und einem großen Hut unterwegs.

Legoland hat eine angegliederte Hundebetreuung, in welcher die Tiere, die nicht mit auf das Gelände dürfen, für die Zeit des Besuchs der Besitzer untergebracht sind.

Dummerweise muss meine Schwägerin im Tagesverlauf ab und zu auf einem Weg hinter den Hundegehegen entlang gehen – natürlich mit Stelzen und Kostümierung. Sie hat dann sehr nett beschrieben, wie fast alle Hunde reagieren. Zuerst wird es ganz still, wenn sie dort vorbeistelzt. Dann sieht sie in verwirrte Hundegesichter – auch freundliches Ansprechen hilft nicht (die Skepsis und wahrscheinlich die ganze Person ist dann doch zu groß), also setzt sie ihren Weg weiter fort. Kaum ist sie in einem gewissen Abstand, außerhalb der „kritischen Zone“ für die Hunde, bricht ein Tohuwabohu aus Bellen und Aufregung los. Logisch, wenn schon vertreiben, dann besser erst, wenn dieses komische Etwas weit genug weg ist und es so aussieht, als würde es nicht mehr zurückkommen – Pflicht ist Pflicht.


Wenn Sie mit Ihrem Hund solch komische Begegnungen haben, so ist es wichtig, die Situation für den Hund angenehm aufzulösen. Sorgen Sie bitte dafür, dass Ihr Hund Kontakt aufnehmen kann. Wichtig ist, den Hund nicht zu zwingen, sondern ihm Zeit zu lassen, selbstständig zu entscheiden, wann er sich traut. Dazu braucht man Geduld und nette Mitmenschen, die sich ebenfalls die Zeit nehmen. Ist eine Kontaktaufnahme nicht möglich, so sollten Sie nicht versuchen, Ihren Hund zu beruhigen oder zu trösten. Trost kommt in der Tierwelt nicht vor, so dass Ihr Hund Ihre Reaktion völlig falsch deuten wird. Bleiben Sie selbst möglichst entspannt, souverän und gelassen und gehen Sie am besten kommentarlos mit Ihrem Hund aus der Situation, wenn keine Kontaktaufnahme möglich ist und Ihr Hund sich zu sehr aufregt. Kann Ihr Hund Kommandos befolgen, so sollten Sie versuchen, in gewisser Entfernung zum Reiz seine Aufmerksamkeit zu bekommen und durch ein paar einfache Gehorsamsübungen die starke Emotionalität abzuschwächen.

Wer noch Hunde - Begegnungen mit „komischen“ Menschen erleben durfte, kann sie mir gerne schreiben oder hier als Kommentar berichten, ich freue mich sehr!