Mittwoch, 18. Januar 2012

Hunde und Kinder - eine dicke Freundschaft!

Haben Sie Kinder in Ihrer Familie und überlegen, sich einen Hund anzuschaffen? Oder besitzen Sie bereits einen Hund und möchten Ihre Familienplanung in Angriff nehmen?
Kann ein Zusammenleben von Hunden und Kindern überhaupt funktionieren und gibt es Vorteile, wenn Kinder mit Hunden groß werden?

Janna und Vroni, hier 10 Wochen alt
Ja!
Beide Seiten profitieren stark vom Zusammenleben miteinander.
Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass sich Kinder, die mit Haustieren aufwachsen, positiver entwickeln.
Eine Untersuchung bei Grundschulkindern (Bergler) ergab, dass haustiererfahrene Kinder weniger aggressiv sind, sich besser mit Mitschülern vertragen, ein ausgerpägteres Sozialverhalten und mehr Verantwortungsbewusstsein zeigen und insgesamt seelisch ausgeglichener, fröhlicher und einfühlsamer seien.Es ist wissenschaftlich belegt, dass der Kontakt zu einem Tier bei Kindern Sozialkompetenz und Empathiegefühl steigern und die Gesundheit positiv beeinflussen kann.
Auch wenn sich Kinder Menschen gegenüber nur schwer öffnen können, bewirkt gerade hier ein Kontakt zu Tieren oft wahre Wunder. Nicht umsonst sind Tiere auch häufig Bestandteil von Therapien in Psychatrie und Psychotherapie.

Es gibt natürlich Gegenargumente: Tiere sind keine Spielzeuge und es muss sich auch um sie gekümmert werden, wenn man eigentlich keine Zeit oder gar Lust hat und überdies auch noch bei schlechtem Wetter. Jedes Haustier hat seinen eigenen Charakter, der respektiert werden muss und, Haustiere kosten im Laufe des Lebens oft viel Geld. Insgesamt also eine große Verantwortung für die gesamte Familie. Dass ein Tier nicht einfach zum Geburtstag oder an Weihnachten verschenkt werden sollte, ist logisch - ein Tier ist eben kein Konsumartikel, sondern Lebewesen und ein loyaler Freund. An Freundschaften sollte man arbeiten, man kann sie nicht einfach kaufen und verbrauchen.

Wie steht es mit den Hunden, ist Kontakt zu Kindern hier wichtig? Gerade für Hunde, als Tiere, die ständig im öffentlichen Leben unterwegs sind und mit nach draußen genommen werden, ist ein früher Kontakt zu Kindern ganz besonders relevant. Ganz leicht fällt es natürlich den Welpen, gute und positive Kontakte mit Kindern aufzunehmen. Im Idealfall darf ein Welpe in eine Familie mit Kindern hineinwachsen, aber auch charakterlich geeignete ältere Tiere fühlen sich mit Kindern wohl.

Da gerade für Welpen, aber auch für junge oder erwachsenen Hunde das Erlernen eines angemessenen und freundlichen Umgangs mit Kindern immens wichtig ist, sind entsprechende Kontakte, vor allem in der Sensiblen Phase der Sozialisierung, nötig. Aus diesem Grunde sind meine beiden „Assistenten“ Janna (9 Jahre) und Finn (11 Jahre) oft in der Welpengruppe und teilweise auch in weiterführenden Kursen mit anwesend, damit gerade kinderlose Hundebesitzer ihren Hunden entsprechende Erfahrungen ermöglichen können. Auch für Testsituationen in „Hundeführerschein“-Prüfungen stehen sie mir immer hilfreich als Jogger, Radfahrer, Inline-Skater, als „Verleitungen“ mit Essen und begrüßende Personen zur Verfügung.

Finn hat schon früh geübt!

Insbesondere aber in der Welpengruppe sind die beiden wichtige Helfer im Hinblick auf positive Sozialkontakte für die Kleinen und auch, um den Hunden einen angemessenen Umgang mit Kindern beizubringen, z.B., dass Menschen nicht angesprungen werden sollten oder es nichts bringt und vergebliche Mühe bedeutet, rennende und hopsende Kinder zu verfolgen (denn diese sind eigentlich langweilig!) und dass es viiiel besser ist, stattdessen auf den Besitzer zu achten, was in entsprechenden Übungen aufgebaut und trainiert wird.

Wenn Sie nun auf den Geschmack gekommen sind, ist es wichtig, dass Sie gründlich und genau planen und sowohl im Hinblick auf die Rasse oder Mischung, Zeitaufwand, finanzielle Möglichkeiten, Urlaubsregelungen, Hundeschule und Ausbildung, Tierarzt, Futterkosten und Alter und Geschlecht des Hundes etc. Überlegungen anstellen. Auch im Tierheim gibt es liebe und kinderfreundliche Hunde, die sehr dankbar sind, wenn sie in eine nette Familie ziehen dürfen.

Nellie war ein Kettenhund aus dem Tierschutz
Ich möchte an dieser Stelle auch über mögliche Risiken berichten: Im Zusammenleben von Kindern und Hunden gibt es wichtige Punkte, die zu beachten sind. Laut einer Dissertation aus der Schweiz ist es leider so, dass die meisten Bisse sich im häuslichen Bereich in der eigenen Familie ereignen und hier sehr häufig Kinder die Bissopfer sind.

Wie kann man sich informieren? Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz hat ein Merkblatt herausgegeben. Für Eltern mit Kindern im Alter zwischen drei und sechs Jahren gibt es das sehr empfehlenswerte "Der blaue Hund" - Programm. Es gibt das Tapsi-Lehrbuch online als PDF. Aus dem amerikanischen Raum sind die „Be a Tree“ –Initiativen aus der Dachorganisation Doggonesafe sehr empfehlenswert. Hier finden Sie wichtige Bisspäventionsmassnahmen für Eltern, was ist wichtig, worauf muss man achten.

Eine der wichtigsten Regeln lautet: lassen Sie Hund und Kind niemals alleine, auch nicht, um kurz an die Haustüre zu gehen, wenn es geläutet hat oder um ein Telefonat anzunehmen - egal, wie alt die Kinder sind. Die meisten Beißvorfälle geschehen, wenn die Erwachsenen ihre Aufsichtspflicht vernachlässigen. Sowohl Kinder als auch Hunde müssen den Umgang miteinander erst erlernen, dies kann und darf nur durch Aufsicht und Hilfe von Erwachsenen erfolgen. 
Es auch nicht richtig, Kinder ohne Aufsicht mit dem Hund (egal, wie groß der Hund ist) auf einen Spaziergang zu schicken. Das Risiko für das Kind, aber auch für den Hund ist viel zu groß und Kinder sind oft noch nicht in der Lage, Situationen richtig einzuschätzen. Nach dem neuen NHundG ist dies auch bald nicht mehr möglich (der Sachkundenachweis kann erst ab einem Mindestalter von 16 Jahren erbracht werden).

Zu diesen ganzen Überlegungen kann und sollte man sich  beraten lassen. 
Viele im verhaltenmedizinischen Bereich tätigen tierärztlichen Kolleginnen und Kollegen und ich helfen sehr gerne mit einer Beratung zum Thema Hund und Kind. Ich bereite häufig werdende Eltern und somit auch deren Hunde auf den Familienzuwachs vor, helfe Familien bei der Erziehung der Familienhunde und Katzenhaltern bei der Vorbereitung der Katzen auf neue Familienmitglieder. Aber auch in meiner tierärztlichen Hundeschule wird dieses Thema immer wieder aufgegriffen.

Meine Kinder -  im jetzigen Alter ist das ja möglich, früher konnten Sie es noch nicht sagen - bestätigen mir auch immer wieder, dass sie sehr glücklich sind, mit Hund und Katzen groß werden zu dürfen. Wenn wir nicht aufpassen würden, hätten wir mittlerweile einen ganzen Fuhrpark an Haustieren, von Ratten bis hin zum Minipig.






















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